Die Nacht war an mir vorüber gezogen, ohne dass ich groß etwas davon mitbekommen hatte. Remus war noch immer nicht zurückgekehrt und ich machte mir ernsthaft Sorgen deswegen. Harry und Ginny waren über Nacht bei mir geblieben und haben auf dem Sofa übernachtete. Ich war ihnen unendlich dankbar dafür, dass sie mich in dieser Situation nicht alleine ließen. Was machte Remus bloß, und wo war er hin?
Stundenlang hatte ich am Fenster gesessen und auf die menschleere Straße gestarrt, in der stillen Hoffnung, er würde auftauchen. Ich wurde bitter enttäuscht. Ich fühlte mich müde und erschöpft, doch schlafen konnte ich nicht. Es war bereits sieben Uhr und in zwei Stunden musste ich zur Arbeit. Wie sollte ich den Tag nur überstehen? Vielleicht sollte ich mich krank melden.
Außerdem sollte Remus heute um fünfzehn Uhr in Hogwarts auftauchen, wegen des Amnesietrankes. Doch brauchte er diesen überhaupt noch? Konnte er sich wieder erinnern? Fragen über Fragen, und ich konnte keine davon beantworten. Was sollte ich nur machen?
>>Hör auf zu grübeln, Hermine! Remus wird schon wieder auftauchen<<, versuchte mich Harry abzulenken.
>>Das hast du gestern Nachmittag auch schon gesagt und er ist noch immer nicht wieder da<<, sagte ich betrübt und starrte weiter aus dem Fenster.
>>Er braucht Zeit. Stell dir vor du würdest dich plötzlich wieder daran erinnern, dass du dein ungeborenes Kind, samt Frau verloren hast. Das muss man erstmal verarbeiten. Ich wüsste nicht, wie ich damit umgehen sollte. << Harry stellte sich neben mich und schauten ebenfalls auf die sich langsam füllende Hauptstraße von Hogsmead.
>>Wie geht es Ginny? <<, fragte ich leise und beobachtete die Menschen vor dem Fenster.
>>Besser, nachdem sie geschlafen hat. Sie sieht jetzt ein, dass es besser ist zu Hause zu bleiben. In gewisser Weise bin ich Remus dankbar. Er hat dafür gesorgt, dass sie und unser Kind nicht in Gefahr geraten. << Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht.
>>Er hatte ein unschlagbares Argument. << Ernst blickte ich zu ihm auf. Doch Harry taxierte noch immer gedankenverloren die Straße.
>>Ja, vielleicht hat er gerade zwei Leben gerettet und weiß es nicht einmal. << Harry seufzte und wandte sich dann vom Fenster ab.
>>Wir werden uns jetzt wieder auf den Weg nach Hause machen. Kommst du hier alleine klar? << Sorgevoll schaute er mir in die Augen. Ich nickte nur kurz zur Antwort und schluckte den Kloß, der sich in meinem Hals augenblicklich gebildet hatte, hinunter. Ich wollte nicht schon wieder weinen.
>>Es wird schon wieder alles gut werden. Du wirst sehen! Remus lieb dich! << Damit umarmte er mich kurz und verschwand dann.
Ich blieb in der Fensterbank sitzen und suchte weiter die Menschenmenge nach Remus ab. Doch er tauchte nicht auf. Sorgenfalten hatten sich tief in meine Stirn gegraben. Die Zeit zog sich dahin, wie ein zäher Kaugummi. Die Zeiger auf meiner Armbanduhr schienen mich zu verhöhnen. Als es kurz vor neun war, stieg ich seufzend von der Fensterbank hinunter. Meine Wohnung fühlte sich kalt und leer an. Sie hatte jegliche Wärme verloren. Unweigerlich ließ mich ein kalter Schauer frösteln. Ich fühlte mich einsam und verlassen und wollte nichts anderes als mich in meinem Bett zu verkriechen. Doch ich zwang mich dazu, mich für die Arbeit fertig zu machen. Vielleicht würde mich diese ablenken und eventuell wartete Remus ja dann auf mich, wenn ich wieder nach Hause kam. Dieser Funken Hoffnung trieb mich voran.
Auf Arbeit lief es stressig wie immer. Doch heute störte es mich nicht. Immer wieder warf ich Blicke auf die Uhr und wünschte mir den Feierabend herbei. Eine Augenweide war ich heute nicht. Meine Lippen waren spröde und aufgerissen und von meinen Haaren wollte ich gar nicht erst anfangen. Einen Blick in den Spiegel vermied ich tunlichst. Wen kümmerte es schon, wie ich aussah? Es war bereits fünfzehn Uhr durch. Ob Remus in Hogwarts war? Oder hatte er den Termin sausen lassen? Wo war er jetzt? Hermine konzentriere dich! Doch genau das fiel mir unglaublich schwer. So viele Fehler wie mir heute passierten, sind mir in meinem ganzen Leben noch nicht passiert und ich schämte mich dafür. Wie konnte ein einziger Mann mein ganzen Leben durcheinander bringen? Unfassbar.
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Amnesie
Lãng mạn(Pairing: Hermine/Remus) Sie waren zwei zerbrochene Seelen. Hermine entkam nur knapp Greybacks Fängen und muss nun mit den daraus resultieren Folgen lernen zu leben. Remus dagegen hatte mit Depressionen und Selbstzweifel zu kämpfen und stand kurz da...