(Mo 06.09.1999) Ein Geständnis

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Zögernd klopfte ich an Remus Zimmertür. Mein Herz rastete förmlich. Ich bekam Hitzewallungen und meine Hände wurden schwitze. So aufgeregt war ich noch nie in meinem Leben gewesen. Sollte ich es ihm wirklich sagen? Sollte ich wirklich unsere Freundschaft riskieren? Alles auf eine Karte setzen? Als die Tür förmlich aufgerissen wurde, schreckte ich aus meinen Gedanken.

>>Hermine, da bist ja<<, stürmisch wurde ich in eine Umarmung gezogen, die mir den Atem raubte.

>>Remus, du erdrückst mich<<, sagte ich erschrocken über die überschwängliche Begrüßung. Er ließ mich sofort los und trat verlegen einen Schritt zurück.

>>Entschuldige bitte, aber ich hab mir Sorgen gemacht. Wo warst du so lange? Ich dachte du hattest um 18 Uhr Feierabend. << Besorgt musterte er mich von Kopf bis Fuß, als hätte er Angst, dass ich irgendwo verletzt wäre.

>>Mir geht es gut. Ich war nur bei Mrs Weasley. Tut mir leid...ich hätte dir Bescheid geben sollen<<, entschuldigte ich mich schnell. Ich hatte ein schlechtes Gewissen.

>>Ist denn etwas vorgefallen, dass du so einen spontanen Besuch einlegt hast? <<, fragte Remus skeptisch.

>>Ich hatte nur das Bedürfnis mit einer Frau zu reden. Du musst wissen, Mrs Weasley ist wie meine zweite Mutter. << Ich lächelte ihn an und er nickte verständnisvoll.

>>Verstehe. Also wollen wir dann Abendbrot essen, oder hat Mrs Weasley dir bereits etwas zubereitet? << Er war schon dabei sein Zimmer zu verlassen, doch ich schob ihn sanft, aber bestimmend wieder zurück.

>>Kann ich vorher mit dir etwas besprechen? <<, fragte ich nervös. Unruhig wippte ich von einem Fuß auf den anderen und fühlte mich stark an meine UTZ Prüfung erinnert. Damals war ich auch so furchtbar aufgeregt gewesen.

>>Äh...sicher doch. Komm rein! << Damit trat Remus zurück und gewährte mir Einlass in sein Zimmer. In der Fensterbank lag ein aufgeschlagenes Buch. Offensichtlich hatte er vor meiner Ankunft gelesen. Sein Bett war ordentlich gemacht. Auf dem Nachtschrank lag sein Medaillon. Dahinter standen zwei Fotos. Eins zeigte seine ehemaligen Freunde. Das zweite versetzte mir einen kleinen Stich. Es war ein Hochzeitsfoto. Schnell wand ich den Blick ab und setzte mich auf sein Bett. Nervös knetete ich meine Hände. Remus ließ sich neben mir nieder. Besorgt ruhte sein Blick auf mir.

>>Weißt du, Remus, worüber ich mit dir sprechen möchte... ist ein wenig kompliziert und könnte einiges gefährden... Ich meine, das wird es nicht unbedingt, aber eventuell... also deshalb bin ich zu Mrs Weasley gegangen, denn genau darüber hab ich mit ihr gesprochen...ob ich es dir sagen sollte... Sie meinte ich soll und deshalb...<< Entschlossen sah ich auf und blickte in seine bernsteinfarbenen Augen, die mich verwirrt musterten. Er versuchte offensichtlich aus dem eben Gesagten schlau zu werden. Ich wollte auch nicht länger um den heißen Brei herum reden und so beschloss ich, es ihm einfach direkt zu sagen. Mein Herz schlug mittlerweile so schnell, dass ich Angst hatte es würde mir gleich aus der Brust springen.

>>Remus, ich...ich denke ich hab mich...in dich verliebt<<, stotterte ich. Jede Faser in meinem Körper war angespannte. Meine Fingernägel bohrten sich in meine Handflächen, doch ich spürte keinen Schmerz. Alle meine Sinne waren auf den Mann vor mir gerichtet. Für einen Moment schien die Welt einfach still zu stehen. Wir sahen uns einfach nur an. Und dann spiegelten sich die Gefühlsregungen in Remus Gesicht ab. Er schien schockiert, verwirrt und irritiert zu sein. Letztendlich setzte er doch zum Sprechen an.

>>Hermine...ich...ich weiß nicht was ich sagen soll...Ich...ich mag dich wirklich sehr, aber...<< Bittere Enttäuschung machte sich in mir breit. Tränen stiegen in mir auf. Meine Wangen brannten und meine Sicht verschwamm. Hatte ich mit etwas anderem gerechnet? Wenn ich ehrlich zu mir war...dann ja. Doch jetzt war der Hoffnungsschimmer dahin.

>>Du brauchst nicht weiter zu reden! Ich hab schon verstanden. << Unendlich verletzt wandte ich den Blick ab. Ich wollte aufstehen, doch er hielt mich am Handgelenk zurück. Verzweifelt schaute ich in seine liebevollen Augen.

>>Jetzt hör mir doch erstmal zu! Ich will dich nicht verletzten und ganz sicher nicht zum Weinen bringen. Du kennst mich seit bereits sieben Jahren... Du weißt sicher Dinge über mich, die ich Momentan nicht mal über mich selber weiß, doch mein Erinnerungsvermögen reicht gerade mal knapp 3 Wochen zurück...Bei Merlins Bart, ich weiß ja noch nicht mal was deine Lieblingsfarbe ist, geschweige denn, was du gerne magst. Wie kann ich dich da schon lieben? ...Aber eins kann ich dir versichern, Hermine. Ich find es sehr schön, dich in meiner Nähe zu wissen. Ich vermisse dich, wenn du nicht bei mir bist und mache mir Sorgen, wenn du das Haus verlässt... Das ist doch schon mal ein Anfang oder? << Zögernd streckte Remus die Hand aus und nahm meine in die seine. Seine Hand war warm und rau und es fühlte sich schön an, sie zu halten. Ich drückte sie kurz und ein Lächeln huschte über sein sorgenvolles Gesicht.

>>Es tut mir leid, Hermine. Ich weiß du wolltest etwas anderes hören. Aber vielleicht gibst du mir etwas Zeit dich besser kennenzulernen...und dann sehen wir weiter<<, meinte er aufmunternd und strich mir kurz über die Wange. Eine ganze Weile schwiegen wir. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Noch immer schaute ich auf unsere verschlungenen Hände und konnte es nicht fassen. Er fühlte zwar nicht dasselbe wie ich, doch er hatte mich auch nicht abgewiesen. Er gab mir und vor allen sich selbst die Chance, diese Gefühle zu entdecken.

>>Weißt du, Mrs Weasley hatte mir das gleiche geraten... Das mit dem besser kennenlernen<<, sagte ich, um das Schweigen zu brechen.

>>Wenn das so ist, fang ich an diese Mrs Weasley zu mögen<<, meinte Remus lächelnd und strich mit seinen Daumen über meinen Handrücken.

>>Und was machen wir nun? <<, fragte ich verlegen. Diese ganze Situation war so ungewohnt für mich.

>>Ich schlage vor, wir essen endlich was zum Abendbrot. Ich habe einen Bären...äh...ich meine natürlich einen Wolfshunger. << Grinsend stand Remus auf und zog mich an der Hand in Richtung Küche. Lachend folgte ich ihm.

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