(Mi 18.08.1999) Treffen am Grimmauldplatz Nr. 12

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Die Arbeit im Ministerium war einfach nur stressig, nervig und vor allen unglaublich ermüdend. Ich musste mit solchen intoleranten Stümpern zusammen arbeiten, welche die einfachsten Sachen nicht auf die Reihe bekamen. Doch noch schlimmer waren meine ständig wiederkehrenden Alpträume. Ich hatte das Gefühl, einfach keine Ruhe mehr zu finden. Ich war müde, erschöpft und konnte trotzdem nicht schlafen, da ich Angst vor den Alpträumen hatte. Das war aber nicht mal mein größtes Problem. Viel problematischer war nämlich, dass ich ein bis zwei Mal am Tag panisch unter die Dusche rannte, weil ich das unbändige Verlangen verspürte, mich waschen zu müssen. Ich hatte gehofft, dass sich das alles nach einiger Zeit wieder legen würde, doch dem war nicht so. Ich konnte auch mit niemanden wirklichen darüber reden. Selbst meinen Eltern hatte ich nichts davon erzählt. Sie alle konnten nicht nachempfinden, wie ich mich fühlte.

>>Hermine, ist alles in Ordnung? << Besorgt legte Ron seine Hand auf die Meine, doch ich zog sie zurück. Das Verhältnis zwischen ihm und mir war noch immer recht angespannt. Ich war mir unsicher, wie ich mich in seiner Gegenwart verhalten sollte. Wir hatten noch immer nicht darüber gesprochen, was auf Harrys Party passiert war. Ich hatte es mir zwar schon öfters vorgenommen, ihn darauf anzusprechen, doch wenn ich dann vor ihm stand, verließ mich der Mut.

>>Ja alles okay. Ich bin nur etwas müde <<, antwortete ich träge. Es war nur die halbe Wahrheit, aber das musste Ron genügen.

Seit langen fand Mal wieder ein Ordenstreffen statt. Viele fehlten noch und so musste ich, mit Ron an meiner Seite ausharren, bis alle eingetroffen waren. Wie üblich, sah die Küche am Grimmauldplatz staubig und finster aus. ch musterte die fleckige Tischplatte und hoffte, dass Harry und Ginny bald auftauchten.

>>Kann ich verstehen. Hab schon gehört, dass es in deiner Abteilung ziemlich stressig zu geht<<, erwiderte dieser und blickte mich noch immer besorgt an. Konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Eigentlich wollte ich nur in mein Bett.

>>Ah schau, da kommen Harry und Ginny! << Erleichtert atmete ich auf. Meine zwei besten Freunde setzten sich uns gegenüber hin und Ron und ich begrüßten sie erfreut.

>>Ihr seid ja schon da! <<, meinte Ginny und ich bemerkte wie sie mich skeptisch musterte. Ihren Blick ignorierend schaute ich zu Tür, denn jemand anderes hatte mein Interesse geweckt. Remus sah genauso furchtbar aus, wie ich mich fühlte. Er hatte tiefe Augenringe, war blass und unrasiert. Besorgt sah ich zu, wie er sich gegenüber von Mr. Weasley an den Tisch setzte.

>>Geht es dir nicht gut, Hermine? Du siehst ziemlich fertig aus<<, sprach mich Harry an. Ich wandte meinen Blick von Remus ab und wendete mich stattdessen meinen besten Freund zu.

>>Das ist nur der Stress. Die Leute in meiner Abteilung sind Dilettanten, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben<<, antwortete ich in Gedanken. Unweigerlich fiel mein Blick wieder auf Remus. So wie es aussah, bekam er gerade eine Standpauke von Mrs. Weasley. Leider saß ich zu weit weg, um das Gespräch zu belauschen. Doch warum sah er so schlecht aus? Vollmond ist doch erst in zwei Wochen.

>>Tuten und Blasen? <<, fing Ron unerwartet neben mir an zu lachen.

>>Das ist so ein Muggelsprichwort<<, sagte ich abwesend.

>>Hast du dich eigentlich wieder mit Remus vertragen? <<, wollte ich nach einigen Augenblicken des Schweigens von Harry wissen.

>>Ja, das hab ich. Vor ein paar Tagen war er zu Besuch gewesen und da haben wir nochmal über alles gesprochen. Er will jetzt doch der zweite Pate für unser Baby werden<<, verkündetet Harry erfreut. Plötzlich erhob sich Professor McGonagall von ihrem Stuhl und lenkte alle Aufmerksamkeit auf sich. Wir waren wohl mittlerweile vollzählig.

>>Wie immer freue ich mich, dass ihr alle wohlbehalten erschienen seid. Wie ihr wisst, haben wir uns heute hier versammelt, um unsere Ergebnisse zusammen zu tragen, was die Standortsuche des Hauptquartiers der Todesser angeht. Harry, würdest du uns diesbezüglich bitte berichtete, was das Ministerium für neue Informationen hat?! <<, fing siw an zu sprechen. Harry, der mir gegenüber saß, erhob sich ebenfalls von seinem Stuhl und zog eine Rolle Pergament aus seinem Umhang. Schwungvoll breitete er sie auf dem Küchentisch aus.

>>Nun, wir haben die Angriffe der letzten drei Monate hier auf dieser Karte verzeichnet. Leider scheint es kein Muster zu geben, wie wir es uns eigentlich erhofft hatten. Die Todesser scheinen völlig willkürlich anzugreifen. Sie apparieren einfach an einem zufälligen Ort, bringen unschuldige Leute um und verschwinden dann wieder. So machen sie es uns leider unmöglich, ihren Aufenthaltsort ausfindig zu machen<<, erklärte mein bester Freund betrübt. Neugierig blickte ich auf die Karte und musste Harry zustimmen. Die markierten Punkte waren kreuz und quer auf der Karte verteilt. Ich sah, wie auch die anderen Ordensmitglieder, auf das Stück Pergament starrten. Alle sahen ratlos aus.

>>Das sind schlecht Nachrichten. Wenn wir die Todesser nicht bald stoppen, müssen wir damit rechnen, dass sie das Ministerium wieder infiltrieren. Und das muss um jeden Preis verhindert werden <<, verkündete die Schulleiterin ernst und blickte in die Runde.

>>Kingsley hat schon angekündigt, dass wir demnächst wieder beginnen sollten, die Sicherheitsfragen zu stellen. Nur um sicher zu gehen, dass niemand unter dem Imperiusfluch steht<<, warf Mr. Weasley ein.

Auch andere sprachen ihre Ideen aus, um die Todesser in Schach halten zu können. Währenddessen konnte ich es nicht verhindern, dass mein Blick wieder zu Remus wanderte. Er saß recht teilnahmslos zwischen George und Bill und spielte mit seiner Kette. Was war nur los mit ihm? Sonst beteiligte er sich immer mit sehr großem Engagement an den Gesprächen, doch heute?

>>Nun, da sonst niemandem mehr etwas einfällt, schlage ich vor, dass wir uns in ein paar Wochen nochmal zusammen finden. << Damit war die Sitzung beendet und die meisten machten sich sofort auf den Weg nach Hause. Keiner wollte in diesen Zeiten seine Familie lange alleine lassen. Ich sah wie auch Remus sich erhob und tat es ihm gleich. Ich wollte unbedingt nochmal mit ihm sprechen. Doch ich wurde überraschend von Ron zurückgehalten.

>>Hermine, willst du nicht zum Essen bleiben? Meine Mutter würde sich bestimmt freuen, wenn du uns Gesellschaft leisten würdest<<, fragte er freundlich. Doch ich hatte jetzt wirklich keine Zeit für ihn. Nicht wenn ich noch Remus erwischen wollte. Schnell schlängelte ich mich an Ron vorbei.

>>Tut mir leid, keine Zeit<<, sagte ich ausweichend und eilte aus der Küche.

>>Und wehe du isst nicht ordentlich, dann kannst du aber ein Donnerwetter erwarten mein lieber Junge! <<, hörte ich Mollys Stimme. Schnell ging ich den Flur entlang, vorbei an Mrs. Blacks Portrait, bis ich Remus endlich entdeckte.

>>Ja, versprochen<<, sagte dieser gerade genervt und verabschiedete sich von Mrs. Weasley.

>>Remus, warte! <<, rief ich ihm hinterher. Überrascht blieb Remus in der Eingangstür stehen und blickte mich fragend an. Ich sagte Molly beim Vorbeigehen ebenfalls auf Wiedersehen und schritt dann schnell auf meinen ehemaligen Lehrer zu.

>> Hallo Hermine! Wir kamen vorhin gar nicht dazu, uns zu begrüßen<<, meinte er lächelnd. Ich spürte ein komisches Kribbeln im Magen, schob es aber darauf, dass ich einfach Hunger hatte.

>>Ja stimmt. Ich wollte dich fragen, ob du dir die ersten Entwürfe der neuen Gesetzgebung anschauen willst. Ein paar Einschränkungen wird es zwar für Werwölfe noch geben, aber das ist kaum der Rede wert. Nebenbei könnte ich uns etwas Feines kochen. Was hältst du davon? <<, plapperte ich gleich drauf los und konnte es nicht verhindern, dass etwas Stolz in meiner Stimme mitschwang. Ich hatte lange dafür gebraucht, um alle in meiner Abteilung davon zu überzeugen, dass endlich neue Gesetzte verfasst werden müssen. Am kommenden Montag wollte ich Kingsley ebendiese präsentieren.

>>Oh, das kling vielversprechend. Sicher, ich komme gerne mit, aber mach dir bitte nicht so viele Umstände wegen des Essens, ja?! <<, erwiderte Remus und schenkte mir dabei ein strahlendes Lächeln.

>>Ach, das sind doch keine Umstände<<, sagte ich lachend und wir verließen zusammen das Haus und apparierten nach Hogsmead.

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