Entstehungsgeschichte einer Bestie

29. Februar 2043

Als Kieran seine Augen öffnete, fühlte er sich vollkommen leer. Noch immer pochte ein leiser Schmerz in seinem Hinterkopf. Doch ansonsten fühlte er sich beinahe wieder okay. Er atmete schwer, aber ruhig. Ein leises Piepen zog träge seine Aufmerksamkeit auf sich. Neben der Liege, an die er nach wie vor geschnallt war, stand ein kleiner Monitor. Dieser gab dieses Geräusch von sich. Außerdem sah er eine Linie, die sich mit dem Piepen bewegte.

Irgendwie fühlte Kieran sich anders. Ihm fiel auf, dass er besser sehen konnte. Alles schien gestochen scharf. Schärfer, als vorher. Doch das würdigte der kleine Junge nicht wirklich. Für ihn war das nicht weiter von Belang. Etwas Anderes ließ ihn schreien. Laut und hell. Hastig risser an seinen Fesseln. Riss sich die alten Wunden wieder auf. Seine Handgelenke begannen zu bluten. Rot tropfte auf weiß.

Weiß. Immer und immer wieder dieses grausame Weiß! Oh, wie er es hasste! Verabscheute! Seine Haut war vollkommen weiß. Seine Haut und seine Kleidung. Weiß. Das war nicht er.

Das Knarren verriet, dass er nicht mehr allein war. „Ah, du bist wach. Sehr gut." Professor Kim klang so beschäftigt wie immer. Sie hatte ihn noch nicht einmal angesehen, sondern die Nase tief in ihre Notizen gesteckt. „Die Werte sind gut.", sagte sie mehr zu sich, als zu ihm. Erst dann hoch sie den Blick und blieb überrascht stehen. „Ah. Wie ich sehe, verträgst du das Serum gut." Sie legte die Notizen beiseite und ging auf den verängstigen Jungen zu. Prüfend musterte sie ihn. „Das Chamäleon-Serum ist wahrlich beeindruckend. Du verschmilzt nahezu mit deiner Umgebung. Wunderbar." Sie griff nach seiner Hand und strich mit ihrem Daumen über seine Haut. Kieran schauderte. „Fühlt sich immer noch menschlich an.", murmelte die Professorin nachdenklich. „Dennoch kannst du deine Farben anpassen. Das sollten wir auf jeden Fall weiter überprüfen."

Und das taten sie auch. Immer und immer wieder. Irgendwann hing es Kieran zum Halse heraus.