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Das Telefonat ging nur kurz und Jimin hörte nicht zu. Als Yoongi ihm dann aber mitteilte, sein Boss hätte ihn Angerufen, schreckte Jimin hoch. „Was wollte er denn?" Eigentlich wollte Jimin es garnicht hören.  Er wünschte einfach, Yoongi wäre erst garnicht ran gegangen und sie könnten unbekümmert weiter kuscheln.
„Naja.. da ich ja gestern nicht zu der Verabredung mit meinem Kollegen gekommen bin, musste ich das jetzt telefonisch über meinen Boss besprechen. Ich muss die nächsten Tage für einen Kollegen einspringen, warum weiß ich nicht."

Jimins Gesicht wurde blass, dass spürte er. Und auch Yoongi schien es zu merken. „Das ist doch okay, oder?"
Jimin wandte sich ab. Er spürte Yoongis Hände in seinen Haaren, wie sie seine Kopfhaut massierten und mit einzelnen Strähnen spielte. Der jüngere wünschte, Yoongi würde keine Antwort mehr von ihm fordern, es einfach dabei lassen und trotzdem nicht hingehen. Aber wie sollte das gehen. Jimin wusste, er musste es anders angehen.

„Wer ist denn dieser Kollege? Kennst du ihn?" Jimin konnte die Verwirrung in Yoongi praktisch spüren. Auch für ihn Klangen die Worte leer und nichts sagend, als hätte er ohne Kontext nach etwas surrealem gefragt. Dabei wusste er sowieso nicht, was die Information ihm bringen sollte. Selbst wenn er Yoongi ohne Begründung davon überzeugen konnte, nicht hinzugehen, hatte er schließlich bereits zugesagt und müsste also auch wieder absagen. Wobei sein Chef vielleicht misstrauisch werden könnte.

„Was ist nur los, Jimin? Habe ich irgendwas falsch gemacht? Liegt es an deinen Träumen? Kann ich dir irgendwie helfen?", seufzte Yoongi und richtete sich auf, um Jimin in die Augen sehen zu können. Jimin viel ein, dass auch er heute Arbeiten musste. „Ich weiß es doch auch nicht, Yoongi..", fing Jimin kläglich an und schüttelte frustriert den Kopf. „Ich wünschte, du könntest mir vertrauen, aber ich weiß selber nichtmal, wo das alles hinführt. Ich weiß auch nicht alles, aber bitte, frag einfach nicht nach, das würde alles nur noch schlimmer machen."

Er stand auf und zog sich einen Pullover über und verschwand, ohne Yoongi noch einmal anzusehen, aus dem Zimmer. Auf dem Weg ins Bad lief er Tae über den Weg. „Hey, was ziehst du schon wieder für ein Gesicht? Hat Yoongi wieder was falsch gemacht?"
„Nein, alles gut.", murmelte er, wahrscheinlich ziemlich unüberzeugend.

Jimin merkte, dass er sich in letzter Zeit ein wenig von seinem besten Freund distanzierte. Wann hatten sie das letzte mal etwas zusammen unternommen, wann hatten sie das letzte mal gelacht, bis sie Bauchkrämpfe hatten? Er fühlte sich, als sei er nicht er selbst. Dabei hatte er doch vor ein paar Minuten noch Yoongi geküsst. Und es war das schönste Gefühl, an das er sich erinnern konnte gewesen. Im Bad bekam er die Antwort.

Gerade als er in den Spiegel blickte, spürte er diese Präsenz in seinem Kopf.
Es war die Stimme aus seinen Träumen. Traumyoongi.

Jimin. Es gibt nur wenige Gründe, weshalb ich hier sein könnte.

Sein Körper versteifte sich und Punkte tanzten vor seinem inneren Auge. Ihm wurde schwindelig und seine Hände griffen ins nicht. Er wollte etwas sagen, wollte antworten, doch er war wie gelähmt. Die Stimme nun auch in der Realität zu hören, ließ ihn an ihrer reinen Existenz zweifeln. Doch dies war tatsächlich kein Traum. Langsam setzte er sich auf den Boden und lauschte.

Ich kann nicht in die Zukunft sehen. Weil es für mich bereits die Vergangenheit ist. Jimin, er wird auf Arbeit gehen. Wenn du ihn nicht aufhältst, wird es so passieren, wie es geschehen ist. Das darfst du nicht wollen!

„Ich will es nicht!", setzte Jimin entgegen. Er wollte das Yoongi lebt, nur hatte er das Gefühl, nicht die Kontrolle darüber zu haben. Es war Yoongis Entscheidung und nur er konnte das Schicksal lenken. Das würde ihm so plötzlich bewusst, dass er für einen Moment lang alles vergaß. Es war falsch, Yoongi auf dieser Weise das Leben zu retten, wie Traumyoongi es sagte. Er hätte nie etwas davon erfahren. Traumyoongi hätte in Yoongis Träumen sein müssen. Nur er selber konnte über sein eigenes Schicksal bestimmen, ob es Jimin noch so sehr weh tat. Er hatte keine Macht darüber.

Dann tu doch etwas! Er wird sterben!

Die Stimme klang verzweifelt. Jimin hatte ihn für etwas gehalten, das er nicht war. In Jimins Augen hatte er viel mehr gewusst, er hatte schließlich die Zukunft erlebt. Er musste doch wissen was zu tun war, wenn er sich schon in seine Träume schlich.  Aber so war es nicht. Er versuchte verzweifelt sein Leben zu retten, ohne zu merken, dass es falsch war, Jimin dies zu überlassen. Auch wenn es natürlich nicht seine Schuld war, dass er aus versehen in Jimins Kopf gelandet war. Womöglich hätte Jimin in so einer unrealistischen Situation auch so gehandelt. Traumyoongi war keinesfalls Fehlerlos.

„Es liegt nicht in meiner Macht, Yoongi.", sprach Jimin seine Feststellung aus. Er merkte plötzlich, dass er wieder angefangen hatte zu weinen. Die Tränen versickerten in dem Stoff des Pullovers und mit jeder neuen Träne wurde Jimin mehr bewusst, wie recht er damit hatte.

Die Stimme Schwieg eine Weile und der blondhaarige vermutete, er war nicht mehr da. Stöhnend richtete er sich auf. Plötzlich war er so erschöpft, als hätte er mehrere Tage lang kein Auge zu bekommen. Er stützte sich am Waschbecken ab, doch als er seinen Kopf hob, wich er erschrocken zurück. Er drehte sich um, doch hinter ihm war nichts. Als er wieder in den Spiegel sah, stand Traumyoongis Gestalt hinter ihm wie ein Geist. Seine Aura war so present zu spüren, dass Jimin sich kaum traute, zu Atmen. Er wimmerte, al Traumyoongi ihn mit ausdrucksloser Mine anschaute.
Okay..sagten seine Augen. Danke. Es tut mir leid.

Dann verblasste das Spiegelbild und auch das Gefühl der Präsenz von ihm war nicht mehr da. Jimin hatte die Worte verstanden. Traumyoongi hatte es akzeptiert, dass Jimin ihm nicht helfen konnte. Ob er es ohne Jimin schaffen konnte? Jimin konnte sich nicht erklären wie das gehen sollte. Das wiederum würde bedeuten, dass Yoongi sterben würde.

Ihm wurde wieder schwindelig und er verkrampfte seinen Griff um das Waschbecken. Er spürte wie ihn etwas verließ. Etwas, was die letzte Zeit immer bei ihm gewesen war. Nun war es weg und es schmerzte. Jimin wusste, das dieses Gefühl, kein Gefühl war. Es war Traumyoongi und er verließ ihn. Und Jimin fühlte sich trotzt dem Schmerz befreit. Befreit von der Last, das Schicksal eines anderen Menschen bestimmen zu müssen. Mit diesem Gedanken sackte er auf den kalten Fliesen in sich zusammen und wurde bewusstlos.

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Whispering Nightmares||Yoonmin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt