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Erleichtert atmete Jimin aus, als er sich auf den letzten freien Platz im Zug fallen ließ. Er lehnte seinen Kopf gegen das Fenster und schloss für einen Moment die Augen. Er hatte die letzte Nacht wenig geschlafen. Zwar hatte er zum Glück keinen dieser schrecklichen Alpträume gehabt, musste aber ständig an diese denken. Er wusste nicht, was sein Unterbewusstsein ihm da vorspielte oder was es ihm damit sagen wollte, aber er wusste sicher, dass es ihm nicht gefiel. Er versuchte, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass es sich um etwas unnatürliches handeln musste. Sprechen wollte er vorerst mit niemandem darüber, sicher würden alle ihn dafür entweder auslachen, oder mindestens nicht glauben und an wenigsten hätte jemand einen Rat für ihn, wie er damit umgehen sollte.

Ebenfalls beschäftigte ihn die letzte Begegnung mit Yoongi. Er bereute bereits, wie er reagiert hatte. Er hatte noch gestern Abend beschlossen, sich bei Yoongi zu entschuldigen, doch der ältere war nicht da gewesen und Jimin musste los um den Zug nicht zu verpassen. Nun hatte er ein schlechtes Gewissen. Yoongi war selten so offen gegenüber ihm, es war das erste mal, dass er fast vor ihm geweint hätte und Jimin musste natürlich den Moment zerstören. Er wusste er sollte nicht so denken, es war nicht seine Schuld. Es war niemand schuld, nur ein schlechter Zeitpunkt. Jimin hoffte, Yoongi würde sich nach seiner Rückkehr nicht wieder komplett verschließen, doch er bezweifelte, dass sein hoffen erhört werden würde.

Nach einer halben Stunde hielt der blondhaarige es nicht mehr aus, einfach nur da zu sitzen und nachzudenken. Sein Blick viel auf die ältere Dame ihm gegenüber. Mit ihrer schmalen Brille und dem strengen Zopf würde sie sofort als Lehrerin durchgehen. Genauso der Fakt, dass sie ein Buch über neue Medien in der Hand hielt. Da viel Jimin ein, dass er auch ein Buch mitgenommen hatte. Bei dem letzten Blick in sein Zimmer bevor er abgereist war, hatte er es auf seinem Nachttisch liegen sehen und es in den vollen Rucksack gequetscht. Nun konnte er es garnicht schnell genug wieder heraus holen. Es war das  Taschenbuch über Dämonen, Vampire und andere dunkle Wesen, welches er im Hausflur gesehen hatte. Es sah schon alt aus, aber nicht abgenutzt. Das erste Kapitel wurde mit den Worten »In der Fantasie« betitelt und Jimin wollte schon jetzt unbedingt herausfinden, was es mit den Worten auf sich hatte. Er hatte so ein Gefühl, dass das Buch ihm helfen konnte, den Alpträumen auf den Grund zu gehen.

Nach eineinhalb Stunden schreckte er hoch, als er den Namen der Station hörte, an der er Aussteigen musste. Hatte er wirklich solange gelesen? Schnell packte er seine Sachen zusammen, was nicht lange dauerte, da er nur seinen Reiserucksack mitgenommen hatte. Auf dem Bahnhof schaute er sich suchend um. Eine Menge von Leuten liefen gehetzt umher, standen lachend nebeneinander oder verabschiedeten sich voneinander. Jimin versuchte nach einer knallgelben Cap Ausschau zu halten. Seine Schwester hatte ihm am Telefon noch lachend erklärt, damit würde er sie hoffentlich trotz ihrer Größe erkennen. Sie war nämlich nicht nur jünger, sondern auch kleiner als Jimin und deshalb in einer großen Menge an Menschen ziemlich unscheinbar.

Tatsächlich entdeckte er sie neben einer Plakatwand stehen. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und blickte sich suchend um. Schnell duckte Jimin sich und Schlich sich von hinten an sie ran. Als er sie von hinten umarmte und ihre Augen zuhielt, quiekte sie erschrocken auf. „Rate, wer bin ich?", kam es mit einem unterdrücktem Lachen von dem blondhaarigen. „Jimin!", schrie sie empört, sodass sich ein paar Leute zu ihnen umdrehten. Lachend nahm Jimin seine Hände von ihren Augen und sie drehte sich zu ihm, um ihn stürmisch zu umarmen. Jimin genoss diese Umarmung sehr. Er hatte seine Familie echt vermisst, es kam ihm vor, als hätte er sie ewig nicht gesehen, dabei war das letzte mal vor zwei Monaten gewesen.

„Mom und Dad sind grad noch Geld holen gewesen aber sie müssten jeden Moment wieder hier sein.", erklärte die jüngere. Sie warteten und kurze Zeit später trafen auch ihre Eltern ein. Fröhlich begrüßte Jimin auch sie, ehe sie zu viert ins Auto stiegen. Während der Fahrt unterhielt sich Jimin größtenteils mit seiner Mom und seiner Schwester. Sein Dad war generell kein großer Redner und musste sich dabei schließlich auch auf die Straße konzentrieren. Im dritten Stock des Mehrfamilienhauses angekommen, ließ sich Jimin zuerst von Miro, einem grau-schwarz gestreiften Kater begrüßen. Schnurrend strich er um Jimins Beine, während er sich ausgiebig kraulen ließ.

Die Wohnung war groß und gemütlich. Da Jimin erst vor kurzem ausgezogen war, stand sein Zimmer noch wie er es verlassen hatte und seine Eltern hatten nicht vor, es irgendwann umzuräumen. So konnte Jimin auch dort schlafen und nicht auf dem Sofa im Wohnzimmer. Im Essbereich des Wohnzimmers wurde eine Wand mit riesigen Fenstern die bis zum Boden reichten geschmückt. Die Wände waren alle in Hellen Farben gestrichen, und so war auch die ganze Wohnung alles andere als Dunkel. Nach dem Abendessen schauten sie noch alle gemeinsam einen Film und beschlossen, den nächsten Tag im Park ein Picknick zu machen.

Als Jimin im Bett lag, kamen wieder die Gedanken zurück. Vor allem aber dachte er darüber nach, was er in dem Buch gelesen hatte. Erstaunlicherweise wurden dort ähnliche Fragen aufgegriffen, wie er ebenfalls hatte. Es wurde nicht allzu realistisch geschrieben und warf bis jetzt mehr Fragen als Antworten auf, doch Jimin hatte das Gefühl es könnte ihm helfen. Es ging um Hinweise auf Wesen die die Menschen nicht der Realität einordnen. Insbesondere ging es um Dämonen, die irgendwo warteten, bis sie von irgendjemanden realisiert wurden. Das letzte Kapitel was er angefangen hatte zu lesen war über Visionen. Genau darüber wollte er sich informieren, weshalb er das Buch hervor holte und anfing zu lesen. Tatsächlich wurde auch von Menschen erzählt, die im Traum rätselhafte Dinge erlebten, doch leider gab es keine wirklichen Antworten darauf. Nur weitere Theorien, bei denen Jimin beschloss, sich am nächsten Tag genauer damit auseinanderzusetzen. Nach nicht allzu langer Zeit war er mit dem Buch im Arm eingeschlafen.

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Whispering Nightmares||Yoonmin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt