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Der Film war zu Ende und draußen war die Sonne bereits untergegangen. Komischerweise waren Namjoon und Taehyung immer noch nicht wieder da. Yoongi hatte ihnen geschrieben doch bis jetzt hatten sie noch nicht geantwortet. Yoongi schaltete den Fernseher aus und unterdrückte ein Gähnen. Als er zu Jimin schaute war dieser friedlich am Schlafen. Glaubte er zumindest. Doch als er Jimin ein paar weitere Sekunden betrachtete, sah er, dass seine Stirn vor Schweiß glänzte. Sein sonst so entspanntes, schönes Gesicht war angespannt. Vorsichtig rückte Yoongi näher an den jüngeren heran. Er erinnerte sich an das Gespräch, das sie vor dem Film geführt hatten. Jimin hatte wohl wieder einen Alptraum. Besorgt und etwas ratlos sah er seinen Mitbewohner an, der die kleinen Hände in die Decke gedrückt hatte und sie verkrampft festhielt. Er hörte seine schnelle Atmung, die manchmal sogar durch ein Schluchzen unterbrochen wurde. Jimin weinte. Und Yoongi rückte noch näher an ihn heran.

Er wusste nicht, was das beste wäre, was er nun machen könnte, also beschloss er auf sein Herz zu hören, welches sich bei Jimins jetzigen Zustandes schmerzhaft zusammenzog. Er legte seine Hände an Jimins Hüfte und zog ihn an sich heran, sodass Jimin nun in seinen Armen lag und halb auf seinem Schoß lag. Er ignorierte das kribbelnde Gefühl in seinem Bauch und legte vorsichtig seine Hände an Jimins Wangen. Er wischte eine Träne weg und merkte, wie Jimin die glänzenden Augen öffnete.

„Egal was du geträumt hast, es hat nichts zu bedeuten. Es war nur ein Traum.", versuchte Yoongi den jüngeren zu beruhigen. Dieser atmete ein paar mal tief ein und aus und schien sich zu beruhigen, doch nachdem er Yoongi eine Weile in die Augen gesehen hatte, bildeten sich wieder Tränen in seine Augen und er drückte sich eng an Yoongi, als würde er ihn nie wieder loslassen wollen. Der schwarzhaarige strich Jimin behutsam über den Rücken, welcher vor Schluchzern bebte. Es war wohl ein sehr schlimmer Traum gewesen.

Yoongi blieb still und ließ Jimin sich ausweinen. Nach einer Weile konnte er sich aber nicht mehr beherrschen und fragte: „Möchtest du mir erzählen, was du geträumt hast?"
Jimin hob den Kopf und rieb sich die Augen. Er schien zu überlegen, doch schüttelte dann den Kopf. Yoongi war etwas enttäuscht, auch wenn er wusste, dass er keinen Grund dazu hatte. Doch für seine Gefühle konnte er nichts. Das sagte er sich in Gedanken oft. Und auch dann hatte es immer mit Jimin zu tun. Er hatte Gefühle für Jimin, er konnte sie nur nicht wirklich definieren. War es Liebe? Bestimmt noch nicht. Aber ein Crush ganz bestimmt. Blöderweise wusste er nur noch nicht einmal, ob er eine Chance bei Jimin hatte. Die Wahrscheinlichkeit, dass er ebenfalls auf Männer stand, war klein, aber nicht unmöglich. Es hatte Momente gegeben, da hatte Yoongi es in Frage gestellt. Und das war schon bevor er gemerkt hatte, dass er sich zu ihm hingezogen fühlte.
Aber solange er nichts wusste, konnte er nur von Jimin träumen, was oft vorkam.

Das klimpern eines Schlüssels war zu vernehmen und kurz darauf traten Taehyung und Namjoon in die Wohnung. Beide sahen müde aus.
„Ist was passiert?", erkundigte Yoongi sich und der jüngste stöhnte genervt auf, während Namjoon sich verlegen am Kopf kratze. „Nur eine Schramme an dem Auto eines Freundes. Ich musste eine Weile diskutieren bevor er nicht mehr ganz so sauer auf mich war."
„Bezahlen muss er es trotzdem.", wandte Taehyung ironisch lachend ein. Er war wohl ziemlich genervt von Namjoons Verpeiltheit. Dann bemerkte er Jimin und bekam große Augen. „Aber sag mal, was ist hier eigentlich los?" Yoongi wusste, das Taehyung damit fragen wollte, warum Jimin mit verweinten Augen auf Yoongis Schoß saß. Eine berechtigte Frage, nur wusste der ältere nicht, wie er antworten sollte. Er wusste nicht, ob Jimin auch mit Taehyung über seine Alpträume geredet hatte, wobei die beiden ja eigentlich eine engere Freundschaft hatten als Jimin und er selber.

„Ich hab nur nicht gut geträumt, schon okay. War ja nur ein Traum, hat also nichts zu bedeuten.", wiederholte Jimin die letzten Worte, die Yoongi ihm zuvor eingeredet hatte. Allerdings klang er irgendwie unglaubwürdig. Als würde er etwas verschweigen, zudem sah er immer noch ziemlich mitgenommen aus, dafür dass er sagte, es wäre wieder alles in Ordnung. Aber vielleicht hatte auch nur wieder das Gespräch über Magie von zuvor Einfluss auf seine Gedanken. Er hoffte Jimin wusste, dass er jeden Moment zu ihm kommen konnte, wenn er etwas loswerden wollte und war es noch so bescheuert. Er wollte Jimin nicht so erschöpft sehen. Er wollte, dass es ihm gut ging.

Die Tage danach war Jimin sehr eigenartig, fand Yoongi. Namjoon schien davon gar nichts mitzukriegen, da er wenig Zeit hatte und Taehyung war von Jimins Anwesenheit nur etwas verwirrt und schaute immer besorgt drein, wenn er ihn sah. Yoongi aber wusste, dass etwas nicht stimmen konnte. Manchmal erwischte er den blondhaarigen dabei, wie er ihn mehrere Sekunden lang anstarrte. Und wenn Jimin Yoongi etwas fragte, war es meist so etwas wie, was er die nächsten Tage vorhatte oder ob er ihm irgendwas holen oder ihm sonst irgendwie helfen konnte. Wenn Yoongi fragte warum, blockte er total ab und versank wieder in seinen eigenen Gedanken, die, seinen leeren Augen nach, ziemlich düster schienen. Yoongi kannte diesen Blick gut, er selber hatte ihn auch oft aufgesetzt, wenn er mal wieder eine Depressive Phase hatte. Bei Jimin aber hatte er ihn noch nie gesehen. Bis jetzt.

„Ich muss kurz los, bin gleich wieder da.", erklärte Yoongi, als er dabei war seine Schuhe anzuziehen und Jimin, der gerade aus der Küche kam, ihn verwirrt ansah. Yoongi wollte gerade die Tür öffnen, da hielt Jimin ihn am Arm fest und sah ihn mit irgendwie besorgtem oder sogar ängstlichem Gesichtsausdruck an. „Was...wo willst du denn hin? Kannst du das nicht ein anderes mal machen? Oder soll ich es für dich machen?"
Das verwirrte Yoongi. Er fragte sich, worüber sich Jimin so große Sorgen machte, er musste doch selber merken, dass diese Aussage total sinnlos war. Es war doch nichts dabei, wenn er kurz zum Kiosk ging, wenn er schon die Schuhe angezogen hatte.

„Ein Kollege wollte mit mir über einen Stundentausch sprechen, also nichts schlimmes. Yoongi löste sich vielleicht etwas zu grob von Jimins Umklammerung. Der jüngere trat einen Schritt zurück und sah so aus als wolle er noch etwas sagen. Doch Yoongi wartete nicht, er wollte das jetzt hinter sich bringen und danach war wieder alles gut...oder?

Er lief die Treppen hinunter. Draußen spürte er einen kalten Windzug. Kurz musste er überlegen, warum er nochmal hier war. Jimin hatte sich in seinen Gedanken festgesetzt und alles andere vertrieben. Er sah sein angstvolles Gesicht vor sich, wie er sich auf die Lippe biss. Und dann sah er auch die Tränen, die in seinen Augen geschimmert hatten.
„Scheiße..", fluchte Yoongi vor sich hin und blieb stehen. Wieso hatte er das vorher nicht schon gemerkt? Wenn Jimin schon wegen so einer Kleinigkeit weinen musste, dann musste es dafür einen Grund geben.

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Mal ein Kapitel aus Yoongis Sichtweise:)

Whispering Nightmares||Yoonmin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt