»39« Trinken bis zur Wahrheit

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„Dann wollen wir mal anfangen. Also. In der Mitte liegt ein Glas Gin. Derjenige mit dem vollsten Getränk am Ende muss das Getränk in der Mitte zusätzlich zu seinem Getränk austrinken. Nun, weil ich es ein bisschen heftiger haben will, wird es geext." Schief grinsend wackle ich mit den Augenbrauen, während Danny nur in grauer Jogginghose und Pullover die Treppen runterkommt. Er atmet tief ein und nickt, während er sich zu mir ans Küchentisch setzt.

„Hast du das schon mal gespielt?", frage ich ihn, während ich nun unsere Becher mit Alkohol fülle. Dabei achte ich darauf, auch mehrere kleine Shots mit Tequila zu füllen. Dieses Spiel wird nach meinen Regeln laufen.

„Nein. Ich stehe nicht so auf Party und Trinkspiele."

„Was? Du Langweiler", rufe ich, sobald meine Kinnlade wieder zuklappt. Doch irgendwie kann ich mir Danny auch nicht auf einer Party im Kreis sitzend vorstellen.

„Ich kann das nicht ab. Zu laute Musik, stinkende Kreaturen, die wie Menschen aussehen und dann auch dieses Rumgeknutsche in jeder Ecke - Ew, da bekomme ich echt Gänsehaut. Ich glaube, ich mag Menschen nicht."

Ich lache laut, als er sich schüttelt.

„Du hast keine Ahnung. Weißt du wieviel Spaß sowas eigentlich macht? Es ist saulustig und...", beginne ich, unterbreche mich jedoch selbst als Danny aus hochgezogener Augenbraue zu mir aufsieht. Fragend nicke ich ihm zu.

„Was?", blaffe ich, ehe mein Blick auf die Verpackung fällt.

„Ach, hast du dir die Anleitung durchgelesen? Na, gefällt es dir?", grinse ich wieder Augenbrauenwackelnd.

„Siehst du? Menschen sind eben nur heiß auf diese Trinkspiele, weil man rumfummeln und rumlecken kann. Dabei hättest du doch einfach nur fragen müssen, meine Süße."

„Ha, Ha. Eben. Wenn ich das wollen würde, dann könnte ich es mir ja einfach holen, aber da sieht man, dass du nicht recht hast, denn hierbei geht es vor allem um Spaß! So, mein Freund. Dann wollen wir mal loslegen", erwidere ich aufgeregt und reibe mir die Hände, sobald auch die Zitrone geschnitten ist.

Langsam, langsam tapst du in meine Falle, Dannylein...

„Außerdem ist das fummeln und lecken gerade mit Fremden geil", füge ich noch hinzu, während ich nach einem Lutscher greife, die ich mir auch im Supermarkt gekauft habe. Ja, Cola! Die Bonbons jedoch musste ich auch unbedingt mitnehmen, immerhin steht auf ihnen ›Kiss me again‹.

„Ist was?", hake ich gespielt verwundert nach, als Danny mir einen undefinierbaren Blick zuwirft. Er fletscht die Zähne und schüttelt den Kopf, während er nun auf die Karten runtersieht. Schulterzuckend wende ich ebenso den Blick von ihm ab und lutsche absichtlich laut am Lutscher.

„Jetzt hör' auf damit!"

„Okay, okay", lache ich leise. Man, da ist jemand aber gereizt. Seufzend sieht Danny auf die Karten, die einen Kreis um den Becher bilden.

„Der hässlichere im Raum fängt an. Dann mal los, Danny", murmle ich schmunzelnd. Seine Mundwinkel zucken, während er still nach einer Karte greift. Stirnrunzelnd sieht er sie sich an und schaut dann wieder auf die Verpackung, weil er sich scheinbar die Bedeutung nicht gemerkt hat.

„Zeig mal her", verlange ich und lehne mich bereits über den Tisch, ehe er mir die Karte zeigt.

Bube.

„Ha, du Lusche. Dann trink mal einen Schluck. Einen kräftigen Schluck aber, sonst bist du wirklich der Bube", entgegne ich grinsend. Schulterzuckend greift er nach seinem Becher und nimmt - wie ich verlangte - einen kräftigen Schluck. Ich lächle. Fängt doch schon gut an. Nur muss ich wirklich dafür sorgen, dass nicht ich am Ende betrunken bin, sondern er, denn nur so erfahre ich endlich was abgeht.

Agonía SilenciosaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt