»16« Rache

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„Aua... Aua... Au!", wimmere ich leise mit jedem Schritt, den ich gehe, doch der Gedanke, dass ich gleich in meinem Zimmer bin und mich auf mein Bett schmeißen kann, lässt mich durchhalten. Mein Körper schmerzt mir so sehr, gerade mein Rücken, dass mich bei jedem Schritt ein Stich durchzuckt. Ich habe zwei Stunden gebraucht, um den Hügel zu überqueren und Danny - der Mistkerl - hat erbarmungslos zugesehen! Obwohl ich ihn gebeten habe, mich einfach gehen zu lassen, weil ich eine wirklich gute Begründung für mein Verhalten habe, ließ er mich nicht gehen, da er dies nur tun würde, wenn ich ihm den Grund nenne.

Aber ich hatte es Aurela versprochen...

Also konnte ich es ihm nicht sagen. In Danny's Augen erkannte ich, was er dachte. Er glaubte mir kein Wort.

„Ich bin froh dich rum schleichen gesehen zu haben, denn sonst hätte ich nicht erfahren können, was du getan hast. Jedoch solltest du wissen, wie albern und kindisch dein Verhalten ist, denn dich an mir - deinem Trainer! - zu rächen, ist wohl das Dümmste, was du je getan hast. Ich habe dich nicht vom Puma jagen lassen, um dich nur zu bestrafen, Lara. Früher oder später wäre es sowieso passiert, denn meine Meinung zu diesen Tieren ist, dass man über sie nicht Vorurteilen sollte. Sie sind wild, aber wir Menschen sind das auch. Unsere Hunde bleiben genauso dreckig wie wir Menschen es sind, wenn ihr Jagdinstinkt geweckt wurde, doch der Puma bleibt konzentriert. Er tut dir nur weh, wenn man es von ihm verlangt. Also sei froh darüber, dass dich Lee und nicht wer anderes gejagt hat."

Egal, wie oft ich den Text auch las, ich verstand ihn nicht. Ist das seine Entschuldigung, dass ich unvorbereitet von einem Puma gejagt wurde? Ich soll also das Maul halten und mich glücklich schätzen? So ein Mistkerl...

Seufzend öffne ich meine Zimmertür und stöhne erleichtert auf. Die Gedanken an Danny verbanne ich aus meinem Kopf und ziehe mich aus, bis auf die Unterwäsche, ehe ich mich auf mein Bett werfe. Ich habe keine Energie mehr, um mir noch meine Schlafsachen anzuziehen. Zum Glück habe ich vorhin noch mit Shifu sprechen können. Wir haben das Training auf heute Abend verlegt, sodass ich ausnahmsweise ausschlafen darf.

Doch ehe ich ins Land der Träume gezogen werde, lasse ich den Tag nochmal Revue passieren und schwöre mir, dass Danny das sowas von zurückbekommen wird.

°°°
„Hey, Lara!"

Oh, bitte nicht...

Ich mache absichtlich größere Schritte und beschleunige mein Tempo, um Susi zu entkommen, doch sie holt mich irgendwann ein und stellt sich mir in den Weg. Verdammt, ich wusste, dass sie mir noch hinterherlaufen wird, kaum dass der Unterricht für beendet erklärt wurde und habe mich beeilt, um dies zu umgehend. Es sind bereits gute drei Tage seitdem Vorfall mit dem komischen Hulk vergangen und seitdem bin ich Susi auch relativ gut aus dem Weg gegangen, doch sie ist wirklich hartnäckig.

„Warte, bitte", seufzt sie und fährt sich durch die Haare. Ein weiteres Mal holt sie tief Luft, ehe sie zu sprechen beginnt.

„Ich weiß, dass ich Mist gebaut habe. Ich weiß, dass es nicht richtig war, anderen Leuten von dir zu erzählen und es tut mir unglaublich leid. Du bist hier in dieser verkorksten Schule eine wirklich tolle Freundin für mich, die einzige, die mich wirklich versteht und ich will dich nicht wegen so einer Sache verlieren. Dafür bedeutet mir unsere Freundschaft - oder das, was auch immer wir haben - zu viel. Ich kann verstehen, dass du mir nicht mehr vertraust, aber ich verspreche dir dennoch, dass ich es nie wieder mehr wagen werde etwas von dir preiszugeben", erklärt sie. Ihre Stimme ist von Reue belegt, ihre Augen werden schmal und ihre Gesichtszüge ganz sanft. Schluckend sieht sie mich an und sagt nichts mehr. Ich seufze leise und sehe mich im Gang um, der inzwischen wieder leer ist, ehe ich wieder zu ihr schaue.

Agonía SilenciosaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt