»27« Freundliche Nachbarn

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𝕃 𝔸 ℝ 𝔸

Danny kommt frisch geduscht wieder ins Wohnzimmer. Inzwischen habe ich mich beruhigt. Mein Herz schlägt nicht mehr so schnell und zittern tue ich auch nicht mehr.

Doch ich bin wütend. Wütend, dass er sich das erlaubt hat, wütend dass ich so weinen musste und wütend, weil ich so verdammt schwach bin.

„Du willst also kämpfen?", zische ich rau, sobald er zu mir sieht.

„Du willst, dass ich mich wehre, ja?", knurre ich aus zusammengebissenen Zähnen und erhebe mich. Danny hebt erwartungsvoll eine Augenbraue in die Höhe, während ich ihm wütender denn je näher komme. Dass er es auch noch wagt mich so anzusehen. So... spöttisch und belustigt.

„Du willst dich entschuldigen und mir helfen, in dem du mir so Angst machst?", fauche ich und schubse ihn zurück - zumindest versuche ich es, denn er rührt sich keinen Zentimeter.

„So hilfst du mir aber nicht!" Noch einmal versuche ich ihn zu schubsen, doch er legt bloß den Kopf schräg, sodass ihm einige nasse Strähnen in die Stirn fallen.

„Ich will nicht an diesem Ort sein! Und schon gar nicht mit dir, du kannst das nicht, du kannst mir nicht helfen, dafür bist du nicht feinfühlig genug!" Mit jedem weiteren Wort schubse ich ihn nicht nur weiterhin, ich werde auch noch unbewusst lauter. Meine Fäuste sausen auf seinen Oberkörper nieder, ich hebe einen Knie an, um seine Kronjuwelen zu brechen, doch als hätte er bereits damit gerechnet schlägt er genau in dem Moment mit der flachen Hand gegen mein Knie, welches ihn fast berührt hätte. Ich verliere beinahe das Gleichgewicht, während Danny bloß mit zuckenden Mundwinkeln wieder nur den Kopf schräg legt und mich betrachtet. Knurrend fasse ich ihn an den Kragen und will ihn zu Boden bringen, doch egal wie stark ich mich gegen seinen Körper stemme - es klappt einfach nicht!

Mit Shifu habe ich bis jetzt nur gelernt immer auszuweichen... Aber nie anzugreifen.

Zischend will ich sein Gesicht treffen, doch er weicht rechtzeitig zurück, was mich total frustriert. Danny's Gesichtszüge verhärten sich. Rasch greift er mit einer Hand nach meinen Handgelenken und zieht mich an sich. In seinen Augen liegt eine stille Drohung - welche mich für einen Moment innehalten lässt.

„Ich bin nicht Shifu. Ich werde auf meine Art mit dir trainieren."

Kopfschüttelnd will ich mich von ihm losreißen, doch sein Griff ist zu fest.

„Nimm deine Pfoten von mir", knurre ich und versuche ihn wieder mit meinem Knie zu verletzen, doch er drückt mich bereits an die Wand und fixiert meine Beine mit seinen.

„Du willst nicht mit mir kämpfen, Lara."

Ich verpasse ihm eine Kopfnuss, was Antwort genug sein darf. Während ich für einen Moment jedoch nur Sterne sehe, verstärkt sich sein Griff unangenehm um meine Hände.

„Aua", wimmere ich und versuche mich loszureißen. Am liebsten würde ich mir den Schädel reiben. Was habe ich mir jetzt nur dabei gedacht, verdammt?

„Lass mich los, du tust mir weh", rufe ich, als er mir mit nur einer Bewegung die Hände hinter dem Rücken verdreht und mich mit dem Gesicht voran an die Wand drückt. Kacke! Ich ächze, als er sich fest an mich drückt und mir die Luftröhre zuschnürt mit seinem Gewicht. Ich winde mich und versuche mich loszureißen, doch keine Chance. Er lässt einfach nicht los. Ich atme tief durch und gebe auf. Minutenlang hält er mich so fest, obwohl ich mich nicht mehr rühre.

Doch irgendwann dreht er mich wieder zu sich um. Ich spüre die Erleichterung, als ich die Luft normal wieder einatmen und meine Lunge erleichtern kann, doch meine Handgelenke schmerzen, als er sie endlich loslässt. Zornig erwidere ich seinen ausdruckslosen Blick.

Agonía SilenciosaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt