»33« Vertrauen

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𝕃 𝔸 ℝ 𝔸

Danny liegt nicht mehr neben mir, als ich die Augen öffne. Wir müssen beide auf der Couch eingeschlafen sein, nachdem wir noch gegessen und viel geredet haben. Es war als hätte ich erst gestern Danny wirklich kennengelernt, als wären die Mauern um ihn herum gefallen. Er grinste jungenhaft, lachte und erzählte von lustigen Momenten in seinem Leben. Der Abend war angenehm und ich war froh, dass wir beide nicht mehr an das hingen, was vergangen war. Als ich ihm gesagt habe, dass ich das nicht mehr so schnell vergessen werde, wie er mich einfach geschubst hat, hat er bloß mit dem Kopf genickt. Er werde sich bereit halten für meinen Angriff, erinnere ich mich schmunzelnd an seine Worte.

Seufzend strecke ich mich und reiße die Augen auf, als mein ganzer Körper plötzlich zu knacken beginnt. Gott, ich werde alt! Gähnend laufe ich ins Bad, um mich ein wenig frisch zu machen und meine Blase zu entleeren. Im Spiegel erschrecke ich wegen meines Anblicks für einen Moment. Ich sehe wirklich gruselig aus mit den geschwollenen, geröteten Augen und der wirren Frisur. Ich sollte vielleicht endlich duschen gehen, denn meine Haare sehen auch nicht wirklich gut aus. Dieses waldgrün lässt sie viel schneller fettiger erscheinen! Und obwohl ich mein Blond wirklich vermisse, will ich es nicht zurückhaben, ehe es Danny nicht ebenso zurückbekommt. Inzwischen mag ich es, dass wir wegen unseren Haaren immer miteinander verbunden werden. Wenn uns Fremde sehen, dann denken sie wahrscheinlich, dass wir zusammen sind und es so ein Pärchending ist. Meine Gedanken lassen mich leicht lächeln, bis ich mich zur Besinnung rufe.

Du bist bescheuert.

Und wo ist Danny nur?

Stirnrunzelnd mache ich mir hastig einen strengen Zopf, damit die langen Haare mich nicht weiter stören, verlasse nun etwas frischer das Bad und mache mich auf die Suche nach ihm. Manchmal ist er am Morgen weg, doch da wir erst sieben Uhr morgens haben, sollte er eigentlich da sein...

Ich öffne die Haustür und verlasse die Villa, ehe ich mich langsam umsehe, nachdem ich auch die Villa nach ihm abgesucht und ihn nicht gefunden habe. Tief atme ich die frische, warme Luft ein und seufze. Heute ist ein wirklich schönes Wetter.

Danny hat den Trainingsplatz noch gar nicht aufgestellt. Verwundert runzle ich die Stirn. Hat er sich meinen Wunsch endlich etwas zu Herzen genommen und wir trainieren heute nicht? Das wäre ja wirklich fantastisch. Doch ich wage nicht zu hoffen, ehe ich die Bestätigung von ihm bekomme. Dann tanze ich erstmal vor Freude los.

Ein komisches Geräusch reißt mich aus den Gedanken. Ich zucke zusammen, da es so plötzlich kam doch vor allem, weil es mir unbekannt ist.

Es kommt von... oben? Ich lege den Kopf in den Nacken, kann jedoch nichts sehen. Natürlich nicht, wie denn auch? Dafür ist der Stein einfach zu groß. Ob Danny dort oben ist? Und wenn ja, was macht er dort? Schluckend sehe ich langsam nach rechts zum Weg, der nach oben führt. Bisher bin ich nicht ohne Danny dort entlanggelaufen, da man sich dort nirgendwo festhalten kann und der Weg einfach zu schmal ist. Wenn ich mich einmal zu sehr erschrecke, dann könnte ich fallen.

Ich werde sicher nicht fallen. Ich muss einfach ruhig bleiben und entspannt nach oben laufen. Einfach an Shifu's Worte denken und mich beruhigen. Schluckend laufe ich also langsam hoch, sehe nicht nach unten sondern steht's vor mir, während ich mir Mut zuspreche und mich auf die Natur konzentriere.

„Gleich hast du es geschafft... Nur noch ein bisschen", murmle ich und kneife für einen Moment die Augen zusammen, ehe ich oben ankomme. Erleichtert atme ich tief durch, bevor ich langsam den Kopf hebe und mich umsehe.

Und da steht er tatsächlich.

Gedankenverloren scheint er in die Ferne zu sehen, hat die Hände auf den Hüften platziert und beobachtet die Wolken am Himmel. Ich staune. Die Aussicht ist atemberaubend. Die Sonne geht gerade erst auf. Ich seufze verträumt. Wenn mir Sagen dieses Sonnenaufganges zu Ohren gekommen sind, habe ich Vergleiche mit meiner Vorstellung angestellt. Ich wusste natürlich schon zuvor, ein Sonnenaufgang sei schön, aber natürlich übertrumpft dieser Anblick jede Vorstellung. Der Himmel gleicht einer Farbpalette. Sich selbst und die Welt mit einem sich ständig verändernden Farbenspiel von tiefem Purpur bis hin zu kräftigem Orange überziehend, Raum erzeugend, dort wo vor einer Minute noch vollständige Dunkelheit herrschte - als hätte ein Kind mit dem Pinsel alle Farben seines Farbkastens berührt und sie vermischt. Außerdem ist es eine Schönheit, die sich kaum ansehen lässt, weil meine Augen davon nach kurzer Zeit schmerzen.

Agonía SilenciosaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt