Epilog

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𝔻 𝔸 ℕ ℕ 𝕐

Die sanften Strahlen der untergehenden Sommersonne blenden mich und ich schließe leicht lächelnd die Augen, um allein die Wärme spüren zu können. Der Geruch des Salzwasser liegt mir in der Nase, gemischt mit dem Geruch ihres Shampoo's. Leise höre ich das Rauschen des nahen Wassers, welches sich mit den sanften, sinnierenden Klängen des Bandoneons mischt. Ich höre die Wellen gegen die Felsen brausen. Immer wieder im selben Moment, wenn die höchsten Klänge des Bandoneons ertönen. Mein Herz beginnt ebenfalls im Rhythmus der Wellen und des Instrumentes zu schlagen. Leise pfeift der Wind seine Melodie und mein Herzschlag gibt den Takt an. Ich dirigiere das Orchester mit meinen Händen, ohne dabei die Augen zu öffnen. Die Zeit wird völlig unwichtig, nur die Harmonie der Melodie ist wichtig. Meine Gedanken singen mit. Von einer perfekten Welt. Von der Freude. Vom Fliegen.

Gleich kommt der Refrain: den liebe ich besonders, und die abrupte Art, mit der er sich vorwärts wirft, wie eine Klippe gegen das Meer. Just in dem Moment gibt es keine Melodie, nur Noten, eine Myriade von kleinen Stößen. Sie kennen keine Ruhe, eine unbeugsame Ordnung lässt sie entstehen und zerstört sie, ohne ihnen je Muße zu lassen, sich zu besinnen, für sich zu existieren.

Als ich die Augen öffne, erblicke ich ihr strahlendes Lächeln. Blinzelnd lege ich den Kopf schräg, ohne den Blick von ihr abzuwenden. Lachend wirft sie den Kopf in den Nacken, während sie wieder und wieder herumgedreht wird, sodass sogar die langen, goldblonden Haare, die ihr heute in Locken über den Rücken fallen, wippen. Das schwarze, dünne Kleid, reicht ihr bis unter die Knie und betont besonders ihre schönen Hüften, die sich dem Takt anpassen, während sie barfuß um ihr Leben tanzt.

Es hat sehr lange gedauert, bis sie es gewagt hat wieder mehr Haut zu zeigen. Sie war kurz davor sich von Kopf bis Fuss zu verhüllen, um sich zu verstecken, weil sie ihre Haut furchtbar hässlich findet.

Ich verstehe sie. Die Brandwunden zeichnen sie vom Fußknöchel bis hoch zum Hals. Die Narben sind tief. Und doch ist sie für mich das schönste Wesen auf dieser Welt. Ich liebe ihre unbekümmerten Augen, ihre Lebensfreude, ihre positive Ausstrahlung und vor allem ihr Lächeln. Ihre Haut ist für mich einzigartig und gerade durch die Narben erst makellos.

Sie erlitt eine Verbrennung dritten Grades. Sechs Stunden lang lag sie im Operationssaal und alles was ich tun konnte war, mich an die Hoffnung fest zu krallen und die Augen betend zu schließen. Während der Zeit ihrer Bewusstlosigkeit, fand auch die Beerdigung meiner Eltern statt. Vor genau drei Jahren zerbrach ich in tausend Teilen. Doch Lara klebte mich wieder zusammen. Sie begann damit, als sie endlich die Augen aufschlug und beendete es mit jedem weiteren Lächeln, das mit der Zeit immer breiter und strahlender wurde. Anfangs durfte ich sie nicht anrühren. Sie verlor sich, wollte nicht angesehen werden, fand sich schrecklich hässlich und verstand nicht, wieso ich blieb. Wieso ich mich um sie kümmern wollte.

Weil ich sie liebe. Weil ich ohne sie nicht einmal mehr atmen kann.

Naja, dennoch wollte sie nicht, dass ich mich um sie kümmere. Bis ich sie irgendwann einfach mal gepackt und geschüttelt habe, ehe ich ihr meine Gefühle gestand und es war mir nicht einmal unangenehm.

Von dem Moment an, nach einige rührenden Tränen ihrerseits und mehreren Augenrollen meinerseits, ließ sie ihre Gewänder fallen und ich durfte endlich ihre Wunden versorgen, ihre Verbände wechseln und sie sogar waschen - was davor immer eine Krankenschwester tat, die uns besuchen kam.

Ach, ja. Außerdem habe ich sie einfach nach Spanien entführt, wo wir nun seit drei Jahren leben. Wirklich gewehrt hat sie sich nicht, ich glaube sogar, dass sie froh war diesen Ort verlassen zu können.

Ich kann dort auch nicht mehr bleiben.

Hier habe ich alles. Das Ferienhaus, mit dem ich nur Positives verbinde, meine Geschwister, sogar Arian und Aurela haben wir mitgenommen, da wir sie nicht einfach zurücklassen wollten, jedoch muss da bald was getan werden, ansonsten haben wir sie wieder abzugeben. Doch die Adoption haben wir vor einigen Tagen endlich beantragt, sodass niemand mehr Probleme machen wird. Aurela hat mir hier dann auch gestanden, dass sie die Kette an Zach gegeben hat. Khalee hatte ihr gesagt, dass sie andernfalls von einer ganz fremden Familie adoptiert wird. Nachdem ich das erfahren habe, schickte ich einen Mann, der ihm zeigte, dass er sich nicht mehr so leicht mit mir anlegen kann. Wo Zach ist, weiß ich nicht. Er verschwand nach zwei Tagen Krankenhausaufenthalt. Wir haben ihm nur das Leben gerettet und ihn nicht im Feuer untergehen lassen, weil Papá es nicht gewollt hätte. Für mich hätte er krepieren können.

Agonía SilenciosaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt