»24« Bēilóng und Hēilóng

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„Ich habe eine Überraschung für dich."

Ich reiße die Augen auf, als ich diese kindliche Stimme so nah an meinem Ohr vernehme. Alles was ich sehe ist ein breites Grinsen, doch die eher kindlichen Zähne lassen mich erahnen, wer da eigentlich vor mir steht.

„Aufstehen Lara!", fügt sie hinzu, als ich bloß wieder die Augen schließe.

„Wie wäre es, wenn du stattdessen einfach zu mir ins Bett kommst und schläfst?", entgegne ich und kehre ihr bereits den Rücken zu, um ihr Platz im Bett zu verschaffen.

„Aber ich habe bereits geschlafen - sehr lange sogar und bin fit wie ein Turnschuh. Würdest du jetzt bitte aufstehen?", verlangt sie. Ich seufze - laut und lange, ehe ich die Decke wegschlage und mich aus dem Bett wälze.

„Und was ist es für eine Überraschung?", murre ich leise und fahre mir durch die Haare. Aurela kichert und springt auf und ab, während sie euphorisch in die Hände klatscht.

„Es ist doch eine Überraschung! Du wirst es dann sehen", erwidert sie. Ich seufze wieder nur und tapse ins Bad um mir mein Gesicht zu waschen und die Zähne zu putzen. Dabei spüre ich jedoch ganz genau das Ziehen im Unterleib und kann nur wehleidig die Augen schließen, denn ich weiß genau, wer mich in den nächsten Tagen besuchen kommt.

Angezogen und mit Sicherheit im Höschen - eine Slipeinlage - verlasse ich Hand in Hand mit Aurela mein Zimmer. Es ist erst neun Uhr. Verdammt, da gibt Shifu mir einmal frei und trotzdem konnte ich nicht richtig ausschlafen!

„Wie bist du eigentlich in mein Zimmer gekommen?", frage ich sie, während wir irgendwohin laufen.

„Susan hat mir geholfen", kichert sie, was mich die Augen rollen lässt. Natürlich war es Susi. Diese verdammte Zuckerwa...-

„Oh... was?", verblüfft bleibe ich stehen, während Aurela grinsend wie ein Honigkuchenpferd auf und ab springt. Eigentlich haben wir den Ort noch gar nicht erreicht, doch ich konnte es bereits aus dem Fenster sehen. Aus großen Augen sehe ich wieder zu Aurela, welche mich nun hinaus zerrt, da ich wie erstarrt stehen geblieben bin.

„Tadaa!", ruft sie und breitet die Arme aus. Ich sehe mich aus großen Augen um, sehe den gedeckten Tisch mit so vielen leckeren Frühstücksgerichten, sehe die Blumen, die ebenso im Pavillon verteilt sind und die Vögel im silbrigen Käfig, die zwitschern.

„Für mich?", hauche ich, während ich die Melodie der Harfe bis hier hin hören kann. Ich bin sprachlos. Ich habe keine Ahnung was ich sagen soll und kann bloß vom Pavillon zu Aurela sehen. Diese nickt eifrig.

„Ja, ich wollte mich einfach mal bei dir für alles bedanken", erwidert sie. Ein so aufrichtiges und süßes Lächeln liegt auf ihren Lippen, dass ich die emotionalen Wellen bereits im Magen spüre. Verdammt, immer wenn meine Periode sich ankündigt, werde ich so verdammt emotional!

Ich ziehe die Luft scharf ein und kann es nicht unterdrücken - ich muss lachen. Weil ich nicht glauben kann, was diese Fünfjährige auf die Kette gekriegt hat und weil es mich so sehr freut.

„Das ist unglaublich, Aurela. Vielen lieben Dank, meine Süße!" Ich knie mich nieder, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein und nehme sie in den Arm. Sie grinst so breit, dass ich mich innerlich frage, ob ihr die Wangen schmerzen. Lachend stehe ich wieder auf und nehme sie an die Hand. Sie hat ja keine Ahnung, was für ein Geschenk und was für eine Freude sie mir gemacht hat.

„Ich hoffe, du magst das alles was auf dem Tisch liegt", sagt sie und setzt sich bereits hin. Ohne mich überhaupt umzusehen nicke ich eifrig. Egal, was es ist. Ich werde es lieben.

Agonía SilenciosaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt