»45« Befreit

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Ein unglaublich befriedigendes Gefühl durchstürmt mich, als ich endlich das altbekannte Gebäude erkenne.

Die Toshi Gakkō.

Es ist verrückt, wenn man mal darüber nachdenkt, wie Danny und ich drauf waren, als wir nach Ohio fuhren und wie wir nun wieder ankommen. Die ganze Fahrt über waren wir still. Ich wollte kein Wort mit ihm wechseln und ich glaube, dass er es auch nicht wollte. Selbst das Radio blieb aus. Es war unangenehm still und ich bin froh, dass wir nun endlich angekommen sind und ich mich nicht mehr so bedrückt fühlen muss.

Ich bin froh, ihm endlich richtig aus dem Weg gehen zu können.

Seine kleinen Schwestern waren beim Abschied sehr traurig, dass wir schon gehen mussten, doch Leroy lächelte sie an und versicherte ihnen, dass wir sie bald wieder besuchen gehen. Was ich nicht ganz nachvollziehen kann, denn dieses Versprechen kann er nicht einhalten, da ich nicht mehr zu den Kingstons gehen werde. Wieso auch? Ich denke zwar noch immer an Katrina's Worte und habe mich sicher nicht entschieden und doch weiß ich, dass ich im Moment nur Abstand von Danny will. Ich will einfach weg von ihm.

Katrina werde ich sehr vermissen. Davon abgesehen, dass sie mich sehr an meine Mutter erinnert, ist sie eine unglaublich nette Person. Ein sehr einfühlsamer und freundlicher Mensch. Danny kann sich verdammt nochmal glücklich schätzen.

Sie hatte Tränen in den Augen, als wir losfuhren, doch ich sah noch wie Leroy nach ihrer Hand griff, sie drehte und in schiefen Tönen zu singen begann, bis sie lachte und die Mädels auch. Das ließ mich lächeln. Mag sein, dass er ein skrupelloser Mann gegenüber seinen Feinden ist, doch liebt er seine Frau sehr und zeigt es ihr gerne. Durch sie und seinen Kindern erkennt man, dass er doch ein Herz besitzt - auch wenn ich seine Erziehungsmethoden etwas in Frage stellen muss.

Gerade als ich aussteigen möchte, spüre ich seine warmen Finger um mein Handgelenk und zucke kräftig zusammen. Ich beiße mir auf die Unterlippe, um ja kein Laut von mir zu geben, wage es jedoch nicht, zu ihm zu sehen. Seine Berührung löst ein unbeschreibliches Gefühl in mir aus.

„Fass mich nicht an", fauche ich leise und reiße mich los, ehe ich hastig die Tür öffne und aussteige. Die Luft schlägt mir ins Gesicht und ich rede mir ein, dass sich deshalb die Tränen in meinen Augen bilden. Ich weiß selbst nicht, wieso ich eigentlich so wütend bin, aber er muss mir Zeit geben, weil ich nachdenken muss. Meine Gedanken überschlagen sich. Er hatte einen guten Grund so wütend zu handeln, doch es besänftigt mich nicht. Ich will, dass das Bild von ihm im Haus der Koys endlich verschwindet! Sobald ich die Augen schließe sehe ich, wie er Paige den Kopf gegen die Wand schlug und wie er Richards Gesicht ins Feuer drückte und ich komme damit einfach nicht klar - nicht so schnell und vielleicht sogar niemals. Hätte er mir nur gesagt, weswegen wir dort sind, mir von Anfang an erzählt, was Sache ist, dann wäre es anders gekommen. Ich weiß nicht, ob ich es verstanden hätte... aber es wäre dennoch anders gewesen.

Oder hätte er einfach darauf bestanden, dass ich nicht mitkommen darf! Ich wäre zwar sauer gewesen, aber es würde vergehen...

Ich weiß doch selbst nicht, was ich in Wahrheit will...

Eigentlich will ich nur, dass das alles nicht passiert ist und es nur ein ganz, ganz böser Traum war. Seufzend betrete ich die Schule, als mir einfällt, dass ich meinen Koffer im Auto vergessen habe. Na super.

„Was habe ich dich vermisst", ertönt eine laute, erleichterte Stimme neben mir, die ich sofort zuordnen kann. Die Zuckerwatte. Ihre Arme schlingen sich fest um mich, dass ich kurz nach Luft schnappen muss.

„Susi... Luft", krächze ich, woraufhin sie mich rasch loslässt.

„Oh, Sorry", entschuldigt sie sich, während ich nur hustend den Kopf schüttle.

Agonía SilenciosaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt