|| Phillipp ||
„Der Tee schmeckt ausgezeichnet Ms. Pink", sagte Viktoria und stieß mit ihrer Teetasse von ihrem Kinderkochset gegen eine Tasse, welche vor einem Pinken Einhorn stand. „Das ist ja auch der Beste aus dem ganzen Einhorn Land", antwortete sie mit verstellter Stimme für das Einhorn.
Sie setzte die Tasse an ihren Mund an und machte Schluckgeräusche.
Schmunzelnd betrachtete ich das kleine Mädchen. Viktoria trug ein rosanes Prinzessinnenkleid und kleine Feenflügel. Ganz in ihrer Fantasiewelt versunken saß sie da und hielt ihr Teekränzchen mit Ms. Pink dem Einhorn, Henry die Maus und Katzi die weiße Katze. Auch ich war dabei und spielte den König des Landes und sie war eine Prinzessin wie sie immer sagte.
Verzeihung. Prinzessin Viktoria die erste, des Einhorn Landes.
Wie gesagt saß auch ich bei dem Teekränzchen auf ihren hellblauen Teppich und hielt eine der kleinen Spieltassen in der Hand. Es war ein schönes Gefühl, dass ich mitmachen durfte. Und mein Schweigen so sagt sie, kommt daher weil ich ein alter König bin, der viel in seinem Leben erlebt hat und auf Grund der vielen Erfahrung die ich gesammelt habe nur reden werde, wenn die Kobolde angreifen werden, die die Cookies klauen wollen.
Nun wandte sich meine Cousine an mich. Ihre Augen strahlten mich an, sodass sie mit Diamanten um die Wette glitzerten. Ihr glückliches Lächeln auf den Lippen brachte auch mich leicht zum Lächeln, was sie noch heller strahlen ließ. „Ihre Krone steht ihnen ausgezeichnet, König", kicherte sie und ich senkte kurz mit geschlossenen Augen meinen Kopf als Zeichen des Dankes. Viktoria hatte mir eine Papierkrone gebastelt, die ich bei jedem unserer Teekränzchen trug. Lächelnd hob ich ihn wieder und unsere Tassen klirrten.
Beide hoben wir unsere Tassen an den Mund und tranken den imaginären Tee.
Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es mir keinen Spaß machte. Es war einfach ein schönes Gefühl unbeschwert Zeit mit jemanden verbringen zu können, ohne Angst haben zu müssen, später geschlagen zu werden. Und auch einfach zu spielen und in eine Fantasiewelt eintauchen können, musste ich in viel zu jungen Jahren aufgeben und mich der Realität stellen. Deshalb genoss ich es auch so und zog jeden dieser Momente tief in mich auf.
Es klopfte an der Tür. „Ja?" fragte Viktoria und richtete ihr Kleid. Ihre Mutter kam herein. „Na ihr beiden, habt ihr ein schönes Teekränzchen?" fragte sie und Viktoria nickte eifrig. „Es ist vorzü-vorzü-vorzü ach es ist toll", sagte sie.
„Meinst du vorzüglich, Mäuschen?" fragte Chloe und Viktoria verschränkte schmollend ihre Arme. „Du bist doof Mami", murrte sie trotzig und ich beugte mich nach vorne und kitzelte sie an der Seite.
Viktoria fing zu zappeln an. „Hör auf", japste sie. „Bitte Philli", versuchte sie mich loszuwerden; doch ich zog sie einfach zu mir rüber und kitzelte sie weiter. Chloe beobachtete uns eine Weile und aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, dass sie diesen Moment am liebsten Filmen würde, um einen Beweis zu haben, dass ich meine kleine Cousine kitzelte. Verständlich, denn schließlich hielt ich mich krampfhaft aus ihrem Familienleben raus.
Viktorias Lachen hallte durch das Haus und ihre Augen, die so vor Freude glänzten, ließen mein Herz leicht werden. Genau in diesem Moment war alles gut. Es war, als hätte meine Vergangenheit nicht existiert, als wäre ich ein normaler Junge ohne psychische Probleme. Es war alle gut, bis auf einmal ein klatschen von Händen ertönte und mich erschrocken zusammenzucken ließen. Sofort ließ ich von meiner Cousine los und rückte auf meinen Platz zurück, ohne meine Tante aus den Augen zu lassen.
Mein Herz hämmerte gegen meine Brust und ich versuchte ruhig zu bleiben. Das Gefühl sagte mir, wachsam zu bleiben und meine Tante auf keinen Fall aus den Augen zu lassen. Auch wenn mich mein Unterbewusstsein anschrie, dass es bald Schmerzen geben wird, zwang ich mich ruhig zu bleiben. Ich war hin und hergerissen zwischen den Gefühlen mich meiner Panik hinzugeben oder sie hinunterzuschlucken und so zu tun als wäre alles in Ordnung.
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a silent voice | ᵇᵒʸˣᵇᵒʸ |
Teen FictionEs hat einen Grund, warum Fische im Wasser leben. Es hat einen Grund, warum Vögel fliegen können. Es hat einen Grund, warum ich schweige. Phillipp und Leander könnten kaum unterschiedlicher sein. Doch eine Sache verbindet sie beide: Der eine verlor...