|| Leander ||
Ich glaube Ertrinken beschrieb meinen Zustand am besten.
Du weißt nicht, wie es sich anfühlt zu ertrinken bis dich die Wassermassen unter sich begraben. Dieses grausame Gefühl atmen zu müssen und es nicht zu können. Du versuchst ruhig zu bleiben und der Kampf, an die Oberfläche zu kommen beginnt.
Doch je länger du Unterwasser bist, desto mehr versuchst du nach oben zu kommen. Immer stärker versuchst du dich zurück an die Oberfläche zu kämpfen und somit an den rettenden Sauerstoff zugelangen. Aber du sinkst immer weiter und tiefer nach unten, je mehr du zu kämpfen versuchst.
Deine Freunde bemerken nichts, weil sie glauben dass du Schwimmen kannst und wenn doch dann greifen sie nicht wirklich ein, da sie nicht mit dir untergehen wollen.
Du sinkst immer weiter Richtung Grund und musst deinen letzten Atemzug beobachten, wie er nach oben steigt und für immer aus der Welt verschwindet. Aber du bist glücklich, da du weißt, dass der Kampf um dein Leben nun vorbei war.
Vorbei war.
Dieser Satz hallte in meinem Kopf immer und immer wieder. Wann war es den vorbei?
Heute? Morgen?Ich kämpfte schon seit so langer Zeit, um zurück an die Oberfläche zu kommen und hatte bis jetzt nur Schnappatmungen geschafft.
Ich war müde, doch Schlaf konnte ich keinen finden. Wie den auch, wenn meine Gedanken nicht aufhören wollen sich zu drehen und ich ihnen schutzlos ausgeliefert war?
Mit müden Augen sah ich auf die Digitalanzeige von meinem Wecker 03:40 a.m. Mitten in der Nacht und ich war seit über Vierundzwanzig Stunden wach. Was natürlich super war.
Frustriert setzte ich mich auf, fuhr mir mit meinen Händen durch die Haare und ließ sie auf meinem Gesicht liegen. Ich rieb mir über meine Augen und schaute aus meinem Dachfenster in den nächtlichen Himmel.
Der Mond strahlte hell am dunklen Nachthimmel. Er brachte Licht in die Dunkelheit, drängte sie wortwörtlich weg und gab mir die Kraft weiter zu machen, bis vielleicht auch ein Licht meine dunklen Gedanken erleuchten würde.
Ich wollte einfach nur noch schlafen. Schlafen und nie mehr wieder aufwachen. Aber das war mir nicht vergönnt. Ich hasste dieses Gefühl von Felsbrocken auf meiner Brust. Sie drücken bei jedem Atemzug den ich machte und zeigten mir dadurch nur wie schwer es war, am Leben zu sein, wie schwer es war ein schlagendes Herz zu haben.
Ich hasste diese Leere, die die Felsbrocken Tag für Tag in mich hineinrissen und mit Kälte füllten. Ich hasste meine Gedanken, die sich immer mit der Frage beschäftigten was ich hier noch machte und warum ich noch atmete.
Aber konnte man überhaupt von Hass sprechen, wenn einem diese Gefühle schon Jahre verfolgten? Hass war ein starkes Wort und ich fragte mich wie so oft, ob es gerechtfertigt war, dass ich es in diesen Kontext verwendete.
Es war alles so schwer.Gehen war schwer.
Sprechen war schwer.
Sitzen war schwer.
Zuhören war schwer.
Sich mit Freunden treffen war schwer.
Denken war schwer.
Atmen war schwer...
Alles war schwer und ich weiß nicht woher ich noch weiter die Kraft nehmen soll.
Konnte ich das überhaupt noch? Die Kraft aus dem nichts nehmen?
Was würde der Preis sein, für die Tag tägliche Energie, die ich brauchte?
DU LIEST GERADE
a silent voice | ᵇᵒʸˣᵇᵒʸ |
Teen FictionEs hat einen Grund, warum Fische im Wasser leben. Es hat einen Grund, warum Vögel fliegen können. Es hat einen Grund, warum ich schweige. Phillipp und Leander könnten kaum unterschiedlicher sein. Doch eine Sache verbindet sie beide: Der eine verlor...