𝐭𝐡𝐞 𝐟𝐨𝐮𝐫𝐭𝐡 𝐜𝐡𝐚𝐩𝐭𝐞𝐫

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|| Leander ||

Ich erwischte gerade noch so den Bus und ließ mich außer Atem neben meinen besten Freund Niklas auf den alten, ranzigen Plätzen nieder. Man könnte mich mit einer Dampflock vergleichen, so heftig musste ich atmen.

Niklas lächelte mich dümmlich an. „Schon wieder verschlafen?", schmunzelte er und ich nickte. Ein weiterer Tag, eine weitere Lüge und weitere gezwungene Fröhlichkeit. Ein letztes Mal atmete ich tief durch und schlüpfte in die Rolle des Leanders den alle kannten.

Niklas schüttelte belustigt seinen Kopf. „So verschlafen muss man sein", lachte er und ich boxte ihm lachend gegen den Arm. Empört sah er mich an. „Aua", grunzte Niklas. „Du bist so ein Mädchen Alter", meinte ich neckend.

Niklas drehte sich eingeschnappt von mir weg und schmollte.

Ich pikste ihm in den Oberarm. „Eyyy Nicki, nicht schmollen." Mein bester Freund hielt sich den Arm und grummelte etwas vor sich hin, was sich wie „lass mich du Idiot" anhörte. Lachend schüttelte ich den Kopf. „Ich dachte du bist der Käpten unseres Teams" meinte ich vorwurfsvoll und schaute ihn mit hochgezogener Augenbraue an.

„Bin ich und deshalb darf ich auch mal ein Mädchen sein", meinte er schmollend und ich lächelte schwach. „Ach, ist das so?" Er nickte wie heftig, so dass seine gestylten Haare durcheinander flogen. „Ja das darf ich, weil ich der tollste bin", sagte er mit trotziger Stimme, jedoch konnte ich deutlich sehen, wie sehr er sich ein Lachen verkneifen musste.

Ich seufzte und sagte: „Du bist so ein selbstverliebter Idiot" „Und du bist eine Grinsekatze." Wir sahen uns beide tief in die Augen, als wären wir ein verliebtes Pärchen und brachen nach ein paar Sekunden in schallendes Gelächter aus. Die anderen Schüler drehten sich genervt zu uns um und sahen uns vorwurfsvoll an, wie wir nur so gut drauf sein können, wenn wir doch gleich Schule hatten.

Jedoch ignorieren wir sie und lachten, bis uns der Bauch wehtat.

Nach unserem Lachflash plapperte er mich wie jeden Tag voll und ich wünschte mir nichts Sehnlicheres als meine Kopfhörer herbei, damit ich in eine andere Welt verschwinden konnte, zumindest für ein paar Minuten.

Der gelbe Schulbus fuhr auf den Schulhof und ließ uns aussteigen. Sofort zog ich den Kragen meiner Winterjacke hoch als uns eine kalte Windböe um die Ohren wehte.
Mit schnellen Schritten machten wir uns auf den Weg zu unserem Klassenzimmer. Lautes Stimmgewirr umgab uns und die überfüllten Flure ließen unsere Schritte wie einen Tanz aussehen, so sehr mussten wir den anderen ausweichen. An unseren Spinden wartete bereits unserer Clique und wir wurden von ihr fröhlich empfangen.

Wir begrüßten uns alle und augenblicklich begann Mia von ihrem Wochenende zu erzählen. Während ich meine Bücher für die nächste Stunde hervorholte, standen die anderen Jungs wie immer neben ihr und versuchten aus dem Gesprochenen schlau zu werden, so auch ich.

„-auf jeden Fall hat der Idiot dann gesagt, dass er nur auf hellblonde, langbeinige Stöckchen steht aber ihr könnt mir glauben, der Kerl ist jetzt nicht mehr zeugungsfähig", erzählte Mia und stemmte zufrieden ihre Arme in ihre Seiten.

Die Jungs und ich tauschten einen erschrockenen Blick aus und Niklas konnte es nicht lassen seine Beine ein kleines bisschen enger zusammen zu stellen.

Mia musterte uns männlichen Wesen genau, so als wäre sie eine Lehrerin, die bei einem Test ihre Runden im Klassenzimmer machte und jedem stundenlang über die Schulter starrte. „Wenn ihr jetzt auch nur einen falschen Ton sagt, dann schwöre ich euch, dass ihr nie wieder auch nur einen Ton sagen könnt", meinte sie bedrohlich, doch auf Grund ihrer Größe sah das ziemlich witzig aus.

a silent voice | ᵇᵒʸˣᵇᵒʸ |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt