𝐭𝐡𝐞 𝐬𝐢𝐱𝐭𝐞𝐞𝐧𝐭𝐡 𝐜𝐡𝐚𝐩𝐭𝐞𝐫

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||Leander||


„Was war das den für ein Schuss Sven?", hallte die Stimme unseres Coaches durch die Halle, als der Puck hochkant neben dem Tor landete. „Sorry", schrie dieser nur und unser Trainer seufzte. „Los jetzt, du hast noch drei", forderte er den Jungen auf, der nickte und den nächsten Puck gerade noch ins Tor bekam.

„Besser!", schrie Mr. O'Connor und Sven schoss nun auch die anderen zwei ins Tor. Nicht ganz so zufrieden mit seiner Leistung schlitterte er an das Ende der Schlange und stellte sich hinter mich. Frustriert seufzte er. „Der Coach stellt mich jetzt ganz sicher nicht beim Turnier in zwei Wochen auf." Ich drehte mich zu ihm um.
„Sei jetzt bloß nicht pessimistisch Sven" sagte ich. „Du bist ein guter Spieler und nur weil du einen Schuss verkackt hast, heißt das nicht, dass du Hockey nicht kannst", munterte ich ihn auf, sagte Worte, von denen ich mir wünschte, dass man sie auch mal zu mir sagen würde.

„Meinst du das echt?", fragte er mich mit großen Augen und ich lachte. „Ja, das meine ich ernst. Wir machen eh noch zwei Runden und in denen zeigst du dem Coach einfach, was du drauf hast, okay?", fragte ich ihn und Sven nickte. „Okay." Zufrieden nickte ich und drehte mich wieder um, ignorierte das Stechen in meiner Brust.

Mein Mund schwieg, obwohl mich meine Gedanken durchgehend anschrien. Sie sagten, dass ich lächerlich in meiner Sportausrüstung aussehe, dass ich es nicht konnte und alle nur Mitleid mit mir hätten.

Sie sagten, dass ich einfach gehen solle, um mich vor der Blamage zu schützen und vor dem Geflüster, was mich umgab. Die Stimmen gaben keine Ruhe. Immer und immer wieder die gleiche Leier.

Du siehst komisch in der Ausrüstung aus.

Loser.

Du kannst das nicht.

Hörst du sie reden? Sie lästern über dich.

Du wirst nie was erreichen.

Du siehst so lächerlich aus.

Hör einfach auf, du machst dich total lächerlich.

Ich schloss meine Augen, atmete tief durch, bevor ich mich auf das Tor vor mir konzentrierte und in Position ging. Präzise schoss ich jeden einzelnen Puck in das Tor und trotzdem waren die Stimmen nicht zufrieden, sondern zogen mich weiter hinab in die Tiefe eines dunklen Abgrund, dessen spitze Felsen mein Ende sein werden.

~*~


Ich schlang meine Jacke enger um meinen Körper um ihn vor der beißenden Kälte zu schützen. Der Wind pfiff ein kaltes Lied und ließ mich frösteln. Die Farben des Himmels waren in einem trüben Grau und erzählten von seiner niedergeschlagenen Stimmung. Somit passte er irgendwie zu mir. Seine Kälte ließ mein Äußeres zu Eis werden, während meine Gedanken meine Seele zufroren. Am liebsten würde ich mich jetzt in meinem Bett verkriechen und einen Serienmarathon auf Netflix machen, da die Schuldgedanken aus ihren Verstecken empor krochen und sich auf den Angriff vorbereiteten.

Aber noch hatte ich eine Mission zu erledigen und die lautet Phillipp seine Hausaufgaben zu bringen, bevor der Krieg gegen mich selbst weiterging. Als ich mich seinem Wohnviertel näherte, stellte ich fest, dass er ganz in der Nähe von mir lebte. Um genau zu sein nur vier Straßen weiter.

Mit meinen Augen suchte ich nach seinem Haus und erblickte es am Ende der Straße. Kurz schaute ich nochmal auf den Zettel, wo ich seine Adresse aufgeschrieben hatte, um sicher zu gehen, dass ich richtig bin und nicht gleich in eine peinliche Situation geraten würde.

a silent voice | ᵇᵒʸˣᵇᵒʸ |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt