𝐭𝐡𝐞 𝐬𝐞𝐯𝐞𝐧𝐭𝐞𝐞𝐧𝐭𝐡 𝐜𝐡𝐚𝐩𝐭𝐞𝐫

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|| Leander ||

Es dämmerte bereits und dir Nacht streckte ihre frostigen Finger gierig nach uns aus aber das hielt mich und Nicklas nicht davon ab, betrunken durch die Gegend zu torkeln. Es war die Nacht von Freitag auf Samstag und somit der Start ins Wochenende. Da ich die Einladung zur Party abgelehnt hatte, entschied mein bester Freund, dass er seine eigene, kleine Feier nur mit mir abhalten musste.

„Weißt du" lallte er und versuchte mich mit seinem Blick zu fixieren. „Dasch Lebn is komisch." Ich sah ihn an und versuchte diese Aussage in meinem benebelten Hirn zu verarbeiten. Als es dann Klick machte, nickte ich und fühlte mich wie Albert Einstein. „Warum is 's 'n kompliziert?" Fragte ich und taumelte leicht zur Seite. „Na, man weisch nie, wasch morg'n kommt" erzählte er „Und dasch is komisch, weil man nie weiß, was morg'n is" ich nickte. Für mich klang das gerade so, als würde man mir erzählen, dass es Einhörner wirklich gab.

„Man kann sich auch nischt drauf vorbreitn" meinte er.

„Meinscht du, dass sisch Phillipp nicht vorbreitn konnte?" Meinte ich und Nicklas stöhnte genervt. „Könn' wir mal aufhörn übr Phillpp zu reden?", lallte er genervt und versuchte mich mit seinem Blick zu fixieren. „Abr was is, wenns so wirklich so war?", fragte ich ihn und schwankte leicht zur Seite.

„Und wennschs wär, dann wärschs mir egal", lallte Nicklas und warf dabei seine Arme hoch, verlor gleich darauf das Gleichgewicht und stürzte zur Seite. Ich versuchte ihn aufzufangen, doch Nicklas riss mich mit nach unten. Er lachte und es klang so, als wäre er sorgenlos. Ich schaute ihn an und trotz des Alkohols in seinem Blut strahlten seine Augen, wie die Tautropfen am Morgen eines sonnigen Tages.

Es war so unglaublich, was Alkohol alles mit einem machen konnte. Nur ein paar Gläser und alles fühlte sich so leicht an, als wäre man eine Feder, welche über den Wolken fliegt und all ihre Probleme auf dem kalten Boden zurücklässt.

Ich schluckte und da war es wieder, zwar nur leise und es klopfte an die Tür, aber es näherte sich wieder und schon bald wird es meinen Körper wieder unter Kontrolle haben. Ich sah zur Seite. Die Steine in meinem Inneren wurden wieder präsenter und vergrößerten das Loch, welches sie in meiner Seele rissen.

Und ich fragte mich, ob Nicklas meine verzweifelten Schwimmversuche sah, die so erbärmlich waren, wie der Versuch in Lava zu schwimmen. „Allsch okay?", fragte mich Nicklas und wandte seinen Kopf zu mir. „Alls bestns", meinte ich leise und starrte in den von dunklen Wolken bedeckten Himmel hinauf. Ob der Mond auch einsam war? Vielleicht waren die Sterne nur seine Tränen, die glitzerten, um es so aussehen zu lassen, als wären es Freudentränen.

Ich biss mir auf die Zunge. Warum konnte ich Nicklas nicht die Wahrheit sagen?

Der Wind rauschte durch die Blätter und ließ mich leicht frösteln. „Isch glaub dir nischt", meinte Nicklas auf einmal todernst und stützte sich seitlich ab um mir in die Augen schauen zu können. Aus seiner Stimme war jegliche Trunkenheit verschwunden. „wis soll 's werden? 'N Verhör? Mir gehts gut", stritt ich genervt ab.

Nicklas seufzte. „Alter, verarschen kann isch mich selber", meinte er mit genervter Stimme. „Denkscht du etwa, ich bemerke nischt, wie mein bester Freund mit leeren Augen durch die Gegend starrt? Dass er nur isscht, damit sich seine Mitmenschen keine Sorgen machen?", warf er mir vor und ich erstarrte leicht, bevor ich wütend aufstand. Kurz schwankte ich, bevor ich mit einer genervten und lauten Stimme sagte: „Woher willscht du 's wissen, huh?"

Nicklas stand ebenfalls auf. „Weil's so ist wie damals, Leander. Ich weisch nischt wie lange oder ob 's nie weg gewesen isch, aber ich will meinen bestn Freund nischt vor meinen Augen sterben sehen, nicht erneut."

a silent voice | ᵇᵒʸˣᵇᵒʸ |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt