Kapitel 5 - In seinen Armen

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Hermione, welche immer noch etwas verwirrt war, war vor einigen Stunden zurück in ihren Schlafsaal gekrochen. Am See wurde es dann doch ziemlich kalt  und der Slytherin Hauslehrer hatte sie ganz schön fertig gemacht. Sie wusste nicht was sie denken sollte. Sollte sie überhaupt was denken? Wahrscheinlich nicht, aber sie konnte nicht anders.

Es dämmerte langsam und Gryffindors Goldmädchen stand die pure Panik im Gesicht geschrieben. Sie wollte nicht schlafen, nicht mit dem Wissen, dass sie wieder von schrecklichen Albträumen geplagt werden würde. Jede einzelne Nacht und es war kein Ende in Sicht. „Ist Alles in Ordnung Mione?",fragte ein besorgt drein schauendes Weasley Mädchen. „Ja, ich bin okay Ginny, Mir gehts gut..." Der Rotschopf hockte sich neben ihrer besten Freundin aufs Bett:„Du weißt, dass du immer mit mir reden kannst, oder?" Hermione nickte abgehackt. Die Lippen stark aufeinander gepresst trödelte Ginny davon ohne ihrer Zimmerpatnerin nur ein einziges Wort zu glauben.

Die Sonne war verschwunden und es herrschte eine bedrückende Stille im Löwenkäfig. Hermione knabbertet nervös auf ihren eh schon viel zu kurzen Nägeln herum und wendete sich beinahe im Minutentakt. Was sollte sie tun? Ginny würde sie jetzt bestimmt nicht mehr wecken, zudem hatte sie sowieso nicht vor ihr das Alles zu erzählen. Sie musste tapfer sein. So lange schon hatte sie keine Schwäche mehr gezeigt, niemandem. Alle sollte denken wie stark und unverletzlich sie doch ist, auch wenn das eine Lüge war. Ihre Narbe am Unterarm brannte fürchterlich und weckte alte verdrängte Erinnerungen.
Hermione sprang auf. So ging es nicht weiter. Sie brauchte dringend Hilfe und die einzige Person die ihr spontan in den Sinn kam hieß Sirius Black. Harrys charmanter Pate hatte immer ein offenes Ohr, so wie sie es auch für ihn hatte. Immer wieder hatte sie angeboten sich seine Geschichte anzuhören aber der Fellball konnte sich nicht öffnen. Und das war vollkommen okay. Er brauchte nur etwas Zeit, war sich Hermione sicher.

Also würde sie es wieder tun. Die Sperrstunde missachten und somit eine der Hogwatsregeln brechen. Wohl fühlte sich die junge Hexe dabei nicht, sah aber auch keinen anderen Ausweg. Der Weg war schnell hinter sich gebracht sogar ohne die fette Dame zu verärgern. Diesmal gab sie Hermione nur einen abwertenden Blick und ließ diese ohne weitere Randale passieren. Besser so, dachte die Löwin, denn Lärm erzeugen und somit unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich ziehen, war kein Teil des Planes.
Vorsichtig berührte sie mit ihrer geballte Faust das Holz, aus dem die Tür zu Sirius Gemächern gemacht war, und wartete. Es war ein sehr leiseres Klopfen gewesen, dementsprechend war sich die Muggelgeborene nicht sicher, ob es laut genug war, um es im Inneren des Raumes wahrzunehmen. Als sie schon fast mit enttäuschten Gesicht wieder gehen wollte, öffnete sich die alte Eichenholztür ganz langsam mit einem quietschenden Geräusch als Begleitton.

Vor ihr stand ein verschlafener Professor in Boxershorts wessen Augenlieder beinahe den Boden berührten. Nachdem der temporäre Schock aus Hermiones Gesichtszügen entglitten war lief sie rot an und wendete den Blick ab. Damit hätte sie rechnen müssen. Es war tiefste Nacht und sie hatte soeben ihren Lehrer aus dem Schlaf geklopft.„ Es tut mir furchtbar leid, ich wollte Sie nicht wecken. Natürlich hätte ich es wissen sollen aber ich war so außer mir, dass..."
Sirius unterbrach sie:„ Stopp, Stopp, Stopp. Erstens, sind wir immer noch beim Du Hermione, und  zweitens, willst du nicht vielleicht reinkommen, anstatt das auf dem Flur zu klären?" Sie senkte beschämt den Kopf und tapste fast lautlos hinein. Er bot ihr einen bequemen Platz auf einen riesigem braunen Sofa an. Es war sehr dunkel in diesem Wohnzimmer und bis auf ein paar Kerzen schien es keine weiteren Lichtquellen zu geben. Mehrere mittelgroße Bücherregale standen um sie herum, sowie diverse exotische Pflanzen. Hermione fand sich neben unzähligen flauschigen Kissen wieder, welche eine unbeschreiblich wohlige Stimmung erzeugten. Sirius war gerade dabei ein Feuer im Kamin zu entfachen und wanderte daraufhin zum
Sitzplatz genau neben seiner eingeschüchterten Schülerin. Er hatte sich ein lockeres, beigefarbenes T-Shirt übergeworfen. Halb nackt vor seinen Schülern zu sein wollte er generell ehr vermeiden.

„Was ist denn los ?" „Ich wollte mich nochmal bedanken, dafür das du dich gestern Nacht um mich gekümmert hast. Das hat schon lange keiner mehr getan. Also früher meine Eltern ...ähh,egal....Danke Sirius." Dieser nickte wohlwollend:„Ist doch selbstverständlich. Das ist aber nicht der einzige Grund warum du hier bist, richtig? Ich meine es ist mitten in der Nacht. Ich hab dich heute überall gesucht aber dich nicht gefunden, selbst Harry wusste nicht wo du bist. Ich hab mir echt Sorgen gemacht..."
„Ja ich war am See, war heute ein bisschen stressig, habe sogar Nachsitzen bekommen.",witzelte die junge Frau. „Nachsitzen? Lass mich raten, bei Snape?" Hermione bestätigte seine Aussage mit einem Kopfnicken. „Es gibt für alles ein erstes Mal Kleine." Hermione kringeltet sich vor Lachen:„Da hast du wohl recht!" Der bärtige Mann stimmte in die sanften Klänge von Hermiones Lachen mit ein:„Pass bloß auf das er dich nicht frisst, hab mal gehört er soll Kinder fressen."
Die beiden kamen aus dem Lachen gar nicht mehr raus bis Sirius wieder ernster wurde:„Jetzt mal im Ernst Hermione, was gibts?" Auch die Stimmung der Gryffindor änderte sich schlagartig:„Es ist so, dass ich seit geraumer Zeit nicht mehr richtig schlafen kann. Ständig halten mich unvorstellbar schreckliche Albträume wach. Seit dem Krieg bin ich .....äh.... bin ich nicht mehr dieselbe Sirius, ich bin nicht mehr die starke Hermione, die alles schaffen kann wenn sie nur fest genug daran glaubt. Das bin nicht mehr ich." Eine einsame Träne kullerte ihre rosige Wange hinunter und färbte ihren Pyjama noch etwas dunkler. Sie war verzweifelt, dass sah Sirius nun. Er hatte sowieso nie geglaubt das sein Schützling den Krieg ohne seelischen Schaden überstanden hatte. Es war traumatisierend gewesen, für alle Hexen und Zauberer. „Nicht weinen." Sirius überbrückte den letzten Abstand zwischen ihnen und hüllte das weinende Bündel in seine starken Arme. Es war genau das was Hermione jetzt brauchte, eine wärmende Umarmung. Sie kuschelte sich näher an ihn und vergrub ihre winzigen Hände in seinem Shirt. Sein berauschender Duft von Feuerholz und einem männlichen Aftershave stieg der Junghexe in die Nase und beruhigte diese. Sie konnte sein Herz schlagen hören und seine Muskeln sich bewegen spüren. Zu lange hatte sie auf körperliche Nähe verzichten müssen. Sie brauchte es. Sie brauchte ihn.

Jetzt in diesem Moment dachte sie an nichts anderes als den tröstenden Mann welcher sie umgab, sie festhielt und stärkte. „Du kannst damit immer zu mir kommen Mione, ich kenne das mit den Schlafstörungen."Er flüsterte ganz behutsam in ihr Ohr und strich gleichzeitig über ihren zierlichen Rücken. Er konnte ihren stockigen Atem auf seiner Brust spüren. Das Shirt war zu groß für ihn und deshalb etwas verrutscht. So legte es einen Teil seines braungebrannte Oberkörpers frei.
Es gefiel ihm, Hermione so nah bei sich zu haben, sie zu umklammern und zu beschützen, aber er kämpfte mit seiner Selbstbeherrschung. Sie war eine attraktive junge Frau in einem knappen Outfit, welche so nah an ihm klebte, dass man meinen könnte sie wäre seine zweite Haut. Aufhören wollte er nicht aber er musste:„ Wie wärs mit einer heißen Schokolade, hmm?" Hermione bejahte, nachdem sie sich wieder etwas gefangen hatte:„Ja gerne."
Er löste sich schweren Herzens von ihr und verschwand in der Küche. Dort angekommen atmete er erleichtert aus, während die Löwin im Wohnzimmer tiefrot anlief.

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