Kapitel 26 - Ein Wolf kommt selten allein

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Es war 16:00 Uhr und Hermione lag mehr oder weniger friedlich schlafend in Hagrids Hütte. Der Hausbesitzer hatte sich nach draußen verzogen, nachdem er auch Minerva Bescheid gegeben hatte. Die verletzte Schülerin brauchte jetzt ihre Ruhe. Hagrid hoffte, dass Remus Zeit finden und noch heute vorbei kommen würde, die Situation überforderte den großen Mann, dessen Nerven so überhaupt nicht aus Stahl waren. Noch war es ihm nicht richtig bewusst was dieser Schicksalsschlag für die junge Hexe bedeutete, denn wahrhaben wollte es weder er, noch die Betroffene.

Der Halbriese mischte gerade Futter für eine seiner neuen Spezies an, als eine Gestalt in der Ferne auftauchte. Es war Severus, welcher durch den leichten Schneefall stapfte. Was er wohl wollte? Von Zeit zu Zeit half Hagrid ihm mit diversen Trankzutaten aus, aber jetzt gerade war ein wirklich unpassender Moment. Der düstere Mann hielt sich zwar nie lange bei dem Softie auf, kam dennoch oft mit rein um sich seine Sachen zusammen zu sammeln.
Heute jedoch, wäre es wohl besser wenn er draußen bleibt. Es war immerhin Hermiones Wunsch, dass niemand es erfährt.

„Severus, was führt Sie zu mir?", Hagrid setzte sein unwissendes Gesicht auf.
„Guten Tag Hagrid, die Flußgrasernte gestern war bescheiden, und da Sie ja meistens alles da haben wollte ich mir hier was abholen, wenn das in Ordnung ist."

Eigentlich hätte der Halbriese gleich ablehnen müssen, brachte es jedoch nicht über sein großes Herz.
„Sicher, ich werde mal nachschauen gehen."
Der korpulente Mann setzte sich in Bewegung und Snape folgte ihm automatisch.
Hagrid bekam leichte Panik:„ Ähmm, ich kann das auch sonst alleine holen."
Severus legte eine seiner behandschuhten Hände auf Hagrids Schulter und klopfte brüderlich:„ Nicht nötig. Wenn ich etwas verlange, mein Guter, dann hole ich es mir doch selber. Heute könnte ich sogar einen ihrer bekannten Tees gebrauchen, war ne lange Nacht."
Nun war der Größere in Erklärungsnot.
„Ähhm aber..."
Weiter kam er nicht da schreitet Snape elegant an ihm vorbei und ging in seine Hütte.

Die schwere Holztür öffnete sich quietschend und der blasse Mann trat ein. Hagrid folgte ihm hastig, doch es war zu spät.
„Ist das Miss Granger...?"
„Ähmm ... vielleicht."
„Vielleicht?", er klang recht empört.
„Ja ist es. Es geht ihr nicht so gut..."
Die beiden Männer flüsterten um Hermione nicht zu wecken.
Ein Außenstehender wäre möglicherweise sogar der Meinung, dass das Ganze ziemlich lustig aussah. So wie das ungewöhnliche Duo Kopf an Kopf stand und sich gegenseitig anflüsterte.

Snape blickte aufgebracht auf seine schlafende Schülerin, als er an ihrer Decke Blut entdeckte. Und dann auch noch auf dem Boden und an einem dreckigen Verband auf dem Tisch. Mit großen Augen scannte er den Raum und entdeckte immer mehr Blut, es war einfach überall.
Hagrid versank derweil im Erdboden. Was dachte der Professor sich jetzt wohl? Er hatte seit Hermiones Ankunft noch nicht aufgeräumt und sauber gemacht. Ein Fehler, wie sich herausstellte.
Mit geschockten Blick wendete sich Snape and Hagrid:„Was ist hier passiert?!", seine Stimme klang vorwurfsvoll und zitterte leicht. Recht untypisch für den sonst so kühlen Mann. Seine perfekte Maske aus Kälte, Hass und veralteter Trauer bröckelte nicht nur, sie viel zu Boden.

Hagrid wunderte dies sehr. Er kannte Severus schon seit ner ziemlich langen Zeit und das war ihm in den schlimmsten Situationen nicht passiert. Wie hätte er so auch als Spion überleben sollen?
Plötzlich erklang seine erschütterten Worte:„ Ist sie ... ist sie tot....?"
„Was?!? NEIN! Bei Merlin... Nein..."
Immer noch wie gelähmt stolperte die Schlange zu der braunen Coach und fiel auf seine Knie.
„Hermione..." , wisperte er fast weinerlich.
Seine große, kalte Hand fand ihren Weg an ihre Schulter, zuckte aber sofort wieder zurück als sie den gigantischen Verband berührte. Entsetzt taumelte er nach hinten doch fing sich mit seinen Händen ab.
Er fragte erneut:„Was ist das...?", er wollte stark klingen, schaffte es aber nicht.
„Sie wurde gebi...."
Die Tür flog auf.

Remus Lupin stand in dieser. Mit seinem Gestockt betrat er humpelnd den Raum. Verwirrt blickte er erst in Hagrids verzweifeltes, und dann in Snape geschocktes Gesicht. 
„Hallo...?", grüßte der Werwolf zögerlich.
Jetzt verstand Severus gar Nichts mehr.
Die drei Männer schauten sich gegenseitig, mit allen möglichen Emotionen an. Verwirrung, Groll, Erleichterung und Hoffnung.
„Was machen Sie denn hier Lupin?", der Slytherin Hauslehrer hatte sich wieder aufgerichtet um wenigstens ein wenig seriöser zu wirken.
„Ich bin wegen Hermione hier. Wo ist die Arme denn?"
Snape trat sofort bei Seite doch musste fragen:„ Wie? Was? Warum? Ich verstehe hier gar nichts mehr."
Da Remus bereits bei Hermione war und sanft versuchte sie zu wecken, sah Hagrid sich in der Position alles erklären zu müssen.
„Also, heute Morgen waren zwei Zentauren hier, die etwas von einem verletztem Mädchen im Wald gesagt haben. Ich bin ihnen gefolgt und fand Hermione, schwer verletzt. Ich hab sie natürlich gleich mitgenommen und verarztet."
Aufmerksam lauschte Snape der Erklärung doch musste trotzdem feststellen:„ Das erklärt nich warum der Wolf hier ist."
Remus und Hagrid schauten sich melancholisch an.
„Die Wunde war ein Biss Severus, ein Werwolfsbiss..."

Snape hatte sich an den Esstisch gesetzt und hielt sich seine Hand vor den Mund. In Unglaube schüttelte er seinen überforderten Kopf:„ Das kann nicht sein. Das ist doch... nicht fair!"
„Nein das ist es nicht.", stimmte der Halbriese zu.
Währenddessen war die Patientin erwacht und vorsichtig in Remus Schoß gebettet. Er flößte dem benommenen Mädchen einen Schmerztrank ein und strich sanft über ihre zerzausten Haare. Er hatte von allen wohl am meisten Mitleid, da er wusste was alles auf sie zukommen würde. Und dann traf es auch noch ausgerechnet Hermione. Die tapfere, gutherzige Löwin hatte es mit am wenigsten verdient. Die Gryffindor döste schon wieder, die Kraft reichtes einfach nicht um sich an dem Gespräch zu beteiligen.

„Ich werde ihr helfen,  es wieder gut machen...", mit diesen mysteriösen Worten stürmte die Schlange ins wilde Schneetreiben hinaus und ließ die zwei verwirrte Männer zurück.

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