Kapitel 23 - Der verbotene Wald und seine Bewohner

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Der Gryffindor Mädchenschlafsaal war wie leergefegt. Alle Schülerinnen schienen das schöne Wochendswetter zu genießen, alle außer Hermione.
Einen Moment zuvor hatte sie Ginny verdattert im Gemeinschaftsraum stehengelassen. Der kleine Rotschopf musste seine Nase aber auch überall hinein stecken. Aber was sollte sie ihr denn erzählen:„Also ja, ich hatte was mit Harrys Patenonkel und fast was mit Snape. Hatte ich erwähnt das es beides unsere Professoren sind? Nein? Na dann. Und es war gut verdammt! Es war himmlisch!" Das könnte sie ihrer besten Freundin ja kaum erzählen, Ginny würde sie einweisen lassen!

Einsam, traurig und auch noch irgendwie wütend, schlenderte die Löwin durch die leere Halle. So menschenleer wirkten die Schlafstätten ziemlich trostlos. So alleine. War es nicht das Gefühl, welches Hermione seit Monaten verfolgte? Einsamkeit? Seit dem Krieg, seitdem sie aus dem Leben ihrer Eltern verschwinden musste, hatte die Junghexe den Eindruck nicht mehr sie selbst zu sein. Ja klar ihre besten Freunde waren immer für sie dar, aber es fehlte einfach was. Familie und Geborgenheit. Vielleicht fühlte sie sich deshalb zu den beiden Männern angezogen. Sie brauchte einfach Halt und Sicherheit in ihrem Leben. Jemanden der sie in schlechten Phasen festhält und ein Teil ihrer Familie wird.

Mittlerweile war sie bei ihrem eigenen Bett angekommen und strich melancholisch über dessen Laken. Doch ihr nachdenklicher Blick fiel auf etwas ganz Anderes. Neben ihrem Kopfkissen lag die ordentlich zusammengefaltete dunkelgrüne Stoffdecke. Sie musste Schmunzeln bei den Erinnerungen an den kalten Tag am See. Für einen klitzekleinen Moment hatte er losgelassen mit ihr da gesessen und gelacht. So sorgenfrei und unbekümmert. Es war die Seite von ihm gewesen die schon immer da war, aber viel zu selten raus kam. Man konnte fast denken das er nicht dieses harte Leben gehabt hatte. Fast. Hermione wusste es jedoch besser. Niemand hatte so viel Leid verdient, Niemand. Die Worte von letzter Nacht taten ihr Leid. Zum Teil jedenfalls. Er sollte alleine in seiner dunklen Höhlen verrotten, waren ihre Worte. Nein, sollte er nicht aber Hermione war sich auch nicht klar, ob sie die Person sein konnte\wollte welche bei ihm ist und ihm hilft. Komplett aus dem Weg gehen konnte sie ihm sowieso nicht, also wird sich das Ganze wohl noch geben.
Ihre Tat, damals in der  heulenden Hütte, bereute sie jedenfalls nicht. ( Was hat Hermione da wohl getan? Was glaubt ihr? )

In solchen Situationen half nur eines. Ein Spaziergang. Sie wusste nicht warum, doch irgendwie zog es die junge Löwin an diesem Tag in den verbotenen Wald. Aber er ist verboten! Jaja, dachte sich Hermione. Sie hatte in einem Krieg gegen einen der mächtigsten dunklen Zauberer gekämpft, was taten da irgendwelche Zentauren?
Ohne die Risiken wie Acromantulas oder sogar Werwölfe weiter abzuschätzen, stürzte die überhebliche Magierin aus der Tür heraus und machte sich mit neuen, waldfesten Klamotten auf den weiten Weg.

Mittlerweile war sie in der Nähe von Hagrids Hütte angelangt. In dem steinigen Haus brannte Licht und dunkler Qualm stieg aus dem Schornstein auf. Er war also zu Hause. Kurz kam Hermione die Idee ihn doch zu besuchen, doch dieser Einfall verpuffte recht schnell wieder. Der redefreudige Halbriese würde sie wahrscheinlich für Stunden dort festhalten und vollquatschen. Besser nicht.
So bog die Schülerin schon vorher ab und verschwand im Dickicht des Waldes. 

Es gab zwar keine richtigen Wege aber sie versuchte den angedeuteten Pfaden zu folgen. Immer tiefer drang sie ins Gehölz vor ohne sich genauer umzuschauen. Zu sicher war sie sich das sie den Weg locker zurück finden würde. Die Junghexe driftete mit jedem Schritt mehr ab und mit jedem Schritt betrat sie einen Meter mehr ein ihr unbekanntes Territorium.
Hermione verlor jegliches Zeitgefühl. Der Anblick der düsteren Bäume lenkte zu sehr davon ab. Laut der Sonne musste es schon später Nachmittag sein. Seit Stunden streunerte sie ziellos durch das Dickicht und erkundete die Umgebung.

Es wurde immer dunkler. Als es schwer wurde in der Finsternis zu sehen, fiel es sogar der Gryffindor auf. Es machte sich Panik in der zarten Gestalt breit. Es war so dunkel geworden , dass es schwer war seine eigene Hand vor dem bloßem Auge zu sehen und zu allem Überfluss war sie mitten im Wald und kannte den Rückweg nicht. Anstatt sich Gedanken darüber zu machen wie sie aus diesem Schlamassel wieder heraus kommen würde, regte sich die Löwin über ihre eigene Dummheit auf. Wie konnte sie nur so kopflos in den verbotenen Wald spazieren ohne sich Wegweiser oder so zumachen? So blöd war sie doch sonst nicht...

Panisch rannte sie umher, ohne jeglichen Plan wohin sie musste. Ihr Herz raste gefährlich schnell und die Junghexe begann unkontrolliert zu schwitzen. Die Adern an ihren Schläfen pulsierten und ließen ein dumpfes Geräusch in ihren Ohren entstehen. Durch die Kälte zeichnete sich ihr hektischer Atem in der Luft ab. Die kleinen Wölkchen schwebten tonlos vor ihr und ließen nichts Gutes vermuten. Bis auf Hermiones Atemgeräusche war es still. Zu still. Beinahe wie die Ruhe vor dem Sturm. Das Mädchen zitterte ängstlich und ihre Augen waren feucht geworden. Rückwärts und mit aufmerksamen Blick wackelte sie gegen ein Baum. Reflexartig schlangen sich ihre Hände darum. Wie um einen Fels in der Brandung.
Ihre unruhigen Hände bohrten sich nervös in das raue Holz hinein. Dann plötzlich knackte etwas vor ihr. Hermiones Kopf flog in Richtung des Geräuschs. Ihre Hand wanderte schleichend zu ihrem Zauberstab.
Ein faulender, extrem widerlicher Gestank stieg ihr in die Nase. Da! Ein weiteres Knacken. Und dann... ein Knurren. Ein tiefes aggressives Grollen.
Hermione gefrort das Blut in den Adern. Das konnte doch nicht wahr sein. Ihre Augen ließen von dem Herkunftsort des Geräusches ab und richteten sich auf den strahlenden Vollmond am Himmel.

Vollmond...
Ein Knurren...

Ein Werwolf... Die Zauberin war vor Angst gelähmt. Ihr Zauberstab lag locker in ihrer Hand, welche sie kein Stück bewegen konnte.
Furchtsam lag ihr Blick wieder auf dem Gestrüpp aus dem, in genau diesem Moment, eine riesige graue Tatze herauskam. Der Rest des zotteligen Tieres folgte.
Es war ein gigantischer Wolf mit dreckigen und unregelmäßig wachsendem Fell. Die Bestie fletschte lautstark die Zähne. Speichel lief aus der Lefze heraus und tropfte langsam auf den Waldboden.
Das Tier starrte Hermione gefährlich an und nährte sich noch ein paar Schritte mehr.
Selbst wenn sie gewollt hätte, und das wollte sie, konnte sich die Schülerin keinen Zentimeter bewegen.
Es lagen keine Gefühle in den Augen des Raubtieres, nur pure Mordlust.
Hermione presste sich noch etwas näher an den Baum doch löste dabei nur ein Geräusch aus, indem sie auf einen Ast trat.
Das war der Startschuss für den borstigen Wolf. Mit einem gigantischen Sprung stürzte er auf die unterlegene Hexe herab. Das Maul dabei weit geöffnet....
Hermiones markerschütternder Schrei hallte durch die wolkenlose Nacht und weckte auch das letzte Tier, dass noch schlief...

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😱 Was ist da denn wieder los? Und wie wird das Ganze wohl weiter gehen?
Sry übrigens wegen den unregelmäßigen Updates, schaffe es momentan zeitlich nicht so gut, aber hier trotzdem ein neuen Kapitel❤️🥳.

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