Kapitel 14 - Verführerisches Nachsitzen

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Hermione war so nervös wie schon lange nicht mehr. Wahrscheinlich deswegen, weil sie nicht genau wusste was sie erwarten würde. Ob er sie zusammenfalten wird, da sie bei Sirius geschlafen hatte? Wusste er das überhaupt? Gut möglich, schoss es der Löwin durch den Kopf. Es war ja anscheinend im ganzen Schloss bekannt, dass man Hermione am nächsten Morgen nirgendswo auffinden konnte. Dazu zählte natürlich auch der Gryffindor Schlafsaal. Na toll. Was musste er denken? Die junge Hexe machte sich vermutlich schon wieder viel zu viele Sorgen. Sicherlich würde es ihren Tränke Professor nicht einmal interessieren was sie und Black miteinander zu tun haben, warum auch?

Bei den ganzen Gedankengewusel in Hermiones Kopf hatte sie gar nicht mitbekommen, dass sie bereits vor Snapes Bürotür angekommen war. Die Katzenbesitzerin schluckte schwer. „Komm runter Mione, du bist eine Gryffindor!"
Viel brachte das nicht, aber es war das einzige was sie in diesem Moment tuen konnte.

Ein letzter tiefer Atemzug und sie klopfte an die beinah schwarze Kellertür. Es war Punkt 18:45 Uhr, also war sie genau richtig.
„Herein.", kam es säuselnd aus dem Inneren.
Vorsichtig und ungewohnt schüchtern betrat Hermione mit leicht gesenktem Kopf den stillen  Raum. Snape blickte ernst von einem Stück Pergament hoch, doch dann entspannten sich seine Züge:„ Miss Granger? Was machen Sie denn hier?"
Die Angesprochene legte den Kopf schief:„ Ich habe heute Nachsitzen bei ihnen Sir." Nach kurzer Zeit sah man in seinem Blick ein Licht aufgehen:„Oh richtig. Ich hatte sie wegen ihrem Unfall jedoch nicht erwartet. Also falls es Ihnen noch nicht wieder gut geht, steht es Ihnen frei zu gehen."
Die Junghexe überlegte kurz:„ Das ist schon in Ordnung, es geht." Diese Aussage unterstütze sie mit einem zackigen Kopfnicken. Der groß gewachsene Slytherin grummelte nur etwas und deutete seiner Schülerin an sich zu setzen.

Er selber saß über einem Heft gebeugt an einem alt aussehenden Schreibtisch und hielt eine Grün schimmernde Feder in seiner rechten Hand.
Hermione setzte sich mit minimalen Bewegungen ziemlich steif in den kleinen Sessel davor. Mit einem erwartungsvollen Blick glupschte sie ihn an. Nach nur wenigen Sekunden, die sich für die volljährige Hexe wie volle Stunden anfühlten, wagte sie es eine Frage zu stellen:„ Was wird denn heute meine Aufgabe sein?" Sie rutschte nervös in der unbequemen Sitzgelegenheit hin und her.
„Eigentlich wollte ich mit Ihnen einen Trank brauen, aber in ihrem Zustand möchte ich Sie auch nicht überfordern, also wie wär's mit Aufsätze korrigieren?"

Warte was? Fragte ihr Professor, Severus Snape, sie gerade danach was sie als Nachsitz Aufgabe machen möchte? So als wäre das ihre Entscheidung?
„Ähmm...", begann sie hibbelig zu stottern:„ Sollten Sie das nicht vorgeben?"
Er lächelte sanft was Hermione etwas entspannter werden ließ.
„Ich gebe ihnen hier schon die Möglichkeit zu wählen, also nutzen Sie sie."

Doch seine junge Schülerin hörte ihm schon gar nicht mehr richtig zu. Dieses Lächeln, dieses leichte Lachen, was man so selten an ihm sah, es faszinierte sie. Von dem ersten Moment an als sie es sah, war es wie ihre ganz persönliche Sonne die aufging, nur leider viel zu selten. Die Gryffindor wurde rot und räusperte sich auffällig.
„Miss Granger? Was wählen Sie?" Er lächelte schief.
Irgendwie schien er belustigt zu sein über die Verwirrtheit des Wuschelkopfes.
„Ähh, also wenn Sie meinen die Aufsätze wären besser für mich, dann ähh, nehm ich die doch."
„Wie Sie meinen." Der blasse Mann schob Hermine einen großen Stapel Papier herüber:„ Das sind Aufsätze einer vierten Klasse über den Wolfsbanntrank. Erwarten Sie ja nicht zu viel, sonst werden Sie am Ende sehr enttäuscht sein."
Gryffindors Goldmädchen nahm diese Informationen wortlos zur Kenntnis. Sicherlich bewertet er alle seine Schüler nur zu streng, so schlimm konnte es ja nicht werden.

Fünf Minuten später...

Hermione war am verzweifeln. Gestresst raufte sich die sonst so taffe Gryffindor die Haare. Als Snape meinte sie solle nicht zu viel erwarten, hatte sie mit durchschnittlichen Aufsätzen von Viertklässlern gerechnet, aber DAS war um einiges schlimmer.
„Wie kann man denn die Dazugabe von Wolfswurz vergessen?!",sie schüttelte verständnislos ihren beinahe rauchenden Schädel.
„Ich meinte ja Sie sollten nicht all zu viel erwarten. Es kann eben nicht jeder Schüler so aufmerksam sein wie Sie."

Es brauchte eine menge Selbstbeherrschung damit ihr nicht die Kinnlade herunter klappte. Hatte sie gerade wirklich ein Kompliment von ihrem extrem kritischen Professor bekommen. Ein KOMPLIMENT??! Unmöglich.
„Nun gucken Sie doch nicht so Granger, nur ein Narr würde ihr Talent abstreiten."
In Hermiones rehbraunen Augen lag die pure Verwirrtheit:„ Danke...?"Eigentlich wollte sie so viel mehr sagen aber es kam einfach nichts aus ihrem Mund heraus. Dafür war sie wohl zu geschockt.
Wohlwollend nickte Severus ihr zu und schenkte ihr ein weiteres Schmunzeln.

Schüchtern kaute Miss-Know-It-All auf ihrer Unterlippe herum. Als Snape das sah sog dieser scharf die Luft ein. Er wusste er musste den Blick abwenden, aber er konnte nicht. Es war schon fast wie ein Starren. Ihre zarten kleinen Lippen... Er hatte es schon öfters bemerkt, im Unterricht, wenn sie an einem schwierigen Trank braute und mal wieder in Gedanken abrutschte. Damals hatte er versucht dem Ganzen keine Aufmerksamkeit zu schenken, aber umso älter sie wurde, desto schlechter gelang es ihm.
Wow Severus, gestern hast du den Fellball dafür zusammengefaltet und jetzt gehen deine eigenen Gedanken und Fantasien mit dir durch? Wo ist deine Kotrolle hin?

Hermione sah nun auch zu ihrem träumenden Lehrer und hob fragend eine Augenbraue.
Natürlich könnte sie ihn einfach fragen was das sollte, doch irgendwie genoss sie seinen Blick. Sie kannte das Gefühl bereits, heute Morgen aus der großen Halle, es war sehr ähnlich gewesen. Als aller erstes empfand sie es als unangenehm aber nach nur wenigen Sekunden verwandelte sich diese Wahrnehmung in etwas Leidenschaftliches, in etwas Interessantes und vielleicht Gefährliches.

Man konnte den Slytherin schwer atmen hören und seine eh schon schwarzen Iris verdunkelten sich noch einmal um mehrere Stufen. Ein tiefes Krächzen drang aus seiner Kehle:„Sie sollten besser ihre Aufgaben weiter machen, Miss Granger...'
Ihre Brust hob und senkte sich unnormal schnell. Die Löwin schluckte:„Ja, sicher doch." Auch ihr fiel das Atmen recht schwer.

Angestrengt versuchte Hermione ihre Aufmerksamkeit wieder den Aufsätzen zu widmen, doch so richtig wollte das nicht klappen. Immer wieder sah sie im Augenwinkel das ihr Professor noch immer den Blick nicht abgewendet hatte. Er verweilte auf ihrem Körper, fuhr dessen Konturen sorgfältig nach und studierte jede Einzelheit ihrer perfekten Haut.

Plötzlich stand er auf. Ganz langsam und elegant bewegte sich die Schlange durch den Raum, wie auf einem Beutezug. Von Zeit zu Zeit kam er seiner Schülerin auffällig nah und Hermione spürte den kalten Luftzug an ihrem Arm.
Schon vor Minuten hatte sie aufgehört wirklich an den Aufsätzen zu arbeiten. Es war schier unmöglich sich so zu konzentrieren. Zuerst dachte sie er würde vielleicht etwas suchen oder holen gehen, aber dem schien nicht so. Ohne wirkliche Aufgabe streifte der Jäger durch den beengenden Raum.
Doch dann, endlich, kam er zum stehen. Direkt hinter der Jüngerin. Was die Gryffindor Streberin nicht sah, in seinen Augen entflammte ein Feuer.
Eine tausend Grad heiße Flamme aus Lust und Begierde, fixiert auf die attraktive junge Frau vor ihm.

Seine warme Hand berührte sie an der Schulter und schickte eine Gänsehaut ihren komplette Rücken herunter. Erschrocken atmete sie auf.
Die Hand wanderte behutsam aber bestimmt ihren Arm herunter und wieder hinauf. Sein Kopf nährte sich schleichend ihrem Ohr. Der Atem des erregten Tränkemeisters strich Hermiones empfindlichen Nacken entlang. Es durchfuhr sie gleichzeitig eine Eiseskälte sowie eine Hitzewelle. Die Atmung beschleunigte sich noch einmal, wegen ihrer Aufregung was er wohl als Nächstes tuen würde.
„Sie sollten gehen." Seine Stimme war ein in Lust getränktes Flüstern mit einem Hauch von Trauer.
Als sich die schwer atmende Raubkatze jedoch kein Stück bewegte wurde er fordernder:„ Verschwinde Hermione!'

Verschreckt sprang diese auf und suchte das Weite. Die schwere Tür schwang hinter ihr ins Schloss und Hermione rannte als gäbe es kein Morgen.

Es war nicht Snape der ihr Angst gemacht hatte, es war sie Selbst, die es soweit hatte kommen lassen, die es auch wollte....

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