Kapitel 27 - „Ich will es auch..."

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„So Hermione, dann erzähl mal, was hast du im verbotenen Wald gemacht?", Lupin hatte sich in einen Sessel neben der Verletzten platziert.
Hermione senkte den Blick:„ Es ist kompliziert..."
Der Werwolf hob eine Augenbraue und deutete ihr an fortzufahren.
„Also, mein Leben ist momentan ziemlich stressig, und ich wollte den Kopf frei kriegen. Der Wald ist da ne wirklich gute Möglichkeit. Es tut mir leid...."
„Das muss dir doch nicht leid tun Hermione.", Remus sah ziemlich überrascht über diese Aussage aus.
„Doch, besonders für mich sollte es mir leid tun. Wäre ich Idiotin nicht da rein gelaufen, dann wäre der ganze Mist hier nicht passiert! Remus, ich bin ein Monster!! Ich erinnere mich nicht was ich in der Nacht gemacht habe. Vielleicht habe ich einige Tiere gerissen, vielleicht hab ich auch mal im Schloss hallo gesagt, wer weiß. Hätte mich der verdammte Wolf doch nur getötet!", aus den Schluchzern wurden dicke Tränen. Sie bahnten sich ihren Weg über die blasse, blutleere Haut der Hexe, herunter auf Hagrids Decke.
„Nein, sag sowas nicht Mione. Glaub mir das wäre schlimmer gewesen.", er seufzte:„ Hör zu, ich weiß wie du dich gerade fühlst, und in den nächsten Tagen wird es wahrscheinlich auch nicht viel besser werden, aber du wirst das schaffen! Egal wie hoffnungslos diese Situation gerade auf dich wirkt. Hermione du bist eine Löwin, eine Kämpferin, du schaffst das."
Die Angesprochene hörte zwar zu, konnte jedoch nicht aufhören zu weinen. Das Schluchzen wurde immer lauter und es schmerzt in Remus Seele das kleine Häufchen Elend da so sitzen zu sehen. Eines wusste er, leicht würde es nicht werden, das war's für keinen Werwolf, aber wenn es jemand schaffen würde, dann Hermione.

Mit knirschenden Zähnen entfernte er sich von dem Mädchen. Denn ja, sie brauchte mentale Unterstützung und dafür eignet er sich vielleicht auch gut, aber noch mehr brauchte sie Zeit für sich alleine um die Situation besser zu verstehen und zu normalisieren. 

Er schloss die Haustür hinter sich und blickte in die kalte aber wunderschöne Winterlandschaft des Geländes. Hagrid war auch da. Traurig blickte er ihn an:„ Unsere arme tapfere Hermione, sie hat es nicht verdient..."
Remus nickte bedrückt.
„ Du hättest Severus sehen müssen."
„Warum, was hat er gemacht?",verwundert hackte der Werwolf nach.
„Als er Hermione gesehen hatte, ist er richtig geschockt gewesen. Er hat sogar Emotionen gezeigt."
Lupin legte nachdenklich eine Hand an sein Kinn:„ Merkwürdig... Ich dachte die Beiden mögen sich nicht besonders."
„ Das dachte ich auch. Keine Ahnung was da los ist."

Derweil in Hogwarts :

McGonagall hatte die falsche Nachricht über Hermiones Zustand unter den Lehrern verbreitet und sie somit vom Unterricht befreit. Während die meisten diese Informationen einfach so hinnahmen war Sirius geschockt gewesen. Warum wusste er von Nichts? Okay "Nichts" war vielleicht nicht ganz richtig. Das es ihr nach dem Krieg physisch nicht so gut ergangen war wusste er, aber das es wieder so schlimm ist, war ihm nicht bekannt. Der Animagus fragte sich nur warum sie nicht zu ihm gekommen war, generell empfand er es als sehr merkwürdig, dass sie gestern morgen einfach so "abgehauen" war. Die Nacht war einmalig gewesenen und der ältere fühlte definitiv mehr als nur eine sexuelle Anziehung. Und bis vorgestern hatte er das Gefühl das sie das auch tat. Wegen diesem Gefühlswahnsinn entschied er sich seiner Schülerin einen Besuch abzustatten. Ein Gespräch würde ihre Differenzen sicherlich aus der Welt schaffen. 

Auf dem Hogwartsgelände ging langsam die Sonne unter und in Hagrids Hütte gab es gerade Abendessen. Remus war den restlichen Tag geblieben, wollte aber über Nacht zu seiner Frau zurück. Er hatte Hermione getröstet und ihr soweit es ging gut zu geredet. Er konnte sie zwar unterstützen, doch am Ende musste durchs alleine durch.
Zu Abendessen gab es eine selbstgemachte Suppe des Halbriesens, welche Hermione eifrig in sich hinein schaufelte. Der Heilungsprozess kostete eine Menge Kraft und verlangte ihr somit alles ab.
Als beide fertig waren machte der Große sich auf den Weg in den Wald um Feuerholz, Kräuter und Pilze zu sammeln. Natürlich ging er zuerst sicher, dass es seiner kleinen Patientin soweit gut ging.

Hermione fühlte sich irgendwie kraftlos. Noch immer tat ihr alles weh und sie konnte sich kaum bewegen. Dazu vermisste sie ihr "normales" Leben in Hogwarts. Auch wenn es in der letzten Woche alles andere als gewöhnlich war, immer noch besser als jetzt...

Plötzlich klopfte es. Die dösende Gryffindor schreckte hoch und verzog sich ihre verletzte Schulter.
„Au!",zischte sie.
Die Tür schwang in Reaktion darauf sofort auf.
„HERMIONE!!?", ein sichtlich geschockter Sirius Black stand mitten im Raum und konnte seinen Augen nicht glauben. Besorgt stützte er zu ihr und nahm die Löwin vorsichtig in den Arm.
„Was ist passiert?"
Er brachte sie in eine bequemere Lage und streichelte ihre noch gesunde Schulter.
„Minerva meinte nur, dass es dir nicht so gut geht, psychisch, von physischen war nie die Rede.", der Bärtige redete sich den Mund fusselig während seine Schülerin sich an seine Schulter anlehnte und tief durchatmete.
Sein starker, natürlicher Geruch beruhigte sie. Das hat er schon immer, und das würde er auch immer tun.
„Es ist... kompliziert.", Hermione wollte nicht noch einen besorgten Mann um sie herum wuselnd haben. Es würde noch genügend Personen geben denen sie es erklären musste, oder zumindest eine Ausrede auftischen sollte.
„Hey Mione, du kannst mit mir reden, immer. Ich hoffe das weißt du."
Die Löwin hatte mittlerweile ihren Kopf in Richtung der brummenden Stimme gedreht und schaute ihm tief in seine sturmgrauen Augen.
So viel Sorge lag in diesen. Aber auch Zuneigung und...Liebe?
„Ich will das das hier funktioniert, Mione. Für mich war das nicht nur eine einmalige Sache, es war mehr als das."
Liebevoll strich er mit seinem Handrücken über ihre rosafarbenen Wange.
Eine kleine glänzende Träne lief der Junghexe übers Gesicht. Es war zu lange her das die jemand so angesehen hatte. Hermione legte ihren Kopf auf seine warme Brust. Sie hob und senkte sich regelmäßig. Sie vernahm seinen Herzschlag, welcher schneller als normal war und schmiegte sich noch näher an ihren Liebhaber. Er war der Einzige der ihr zu 100% das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit gab. Genau das was die Raubkatze immer brauchte und seine Worte hatten ihr vernarbtes Herz erwärmt.
Behutsam zog der Ältere sie in einen sanften Kuss.
Ihre Lippen umschlossen sich wie zwei perfekt zusammenpassende Puzzleteile. In Hermiones Bauch kribbelte es und so auch bei Sirius.
Sorgsam umschloss er ihr kleines Gesicht und streichelte ihren Hals.

Leicht außer Atem lehnte sie sich an ihn und flüsterte:„ Ich möchte es auch, dass es funktioniert. Schon so lange..."
Sirius hauchte ihr einen Kuss auf ihre Stirn und umschloss sie danach wieder mit seinen Armen.

Der Moment war so perfekt, er hätte glatt aus einem Märchenbuch stammen können. Doch umso länger er sich entfernte, desto schwerer fiel es der Löwin sich nicht vorzustellen, wie es sich angehört hätte, wenn jemand anderes den Satz gesagt hätte...

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