Kapitel 41 - Der Kuss

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In den Kesseln zischte und knisterte es gefährlich. Hermione und Severus lugten abwechselnd hinein und berieten sich gegenseitig. Ihr Professor war schon ziemlich gut alleine vorangekommen. Die Gryffindor konnte es kaum fassen, dass tatsächlich eine Chance auf Heilung bestand. Doch das Versuchskaninchen zu sein gab ihr ein mulmiges Gefühl.

Nach einer Weile hatten sie beiden ein Zwischenstadium erreicht und das Gebräu musste nun mehrere Stunden köcheln.
„Mir fehlen noch einige Zutaten. Kommst du mit dir holen?",hakte Snape neugierig nach.
„Klar, im ähhh du weißt schon.... verbotenem Wald?"
Der Slytherin nickte leicht, als er realisierte was dieser Ort in seiner Schülerin auslösen könnte.
„Hermione, du musst nicht mitkommen wenn du dir das noch nicht zutraust..."
„Doch",unterbrach sie ihn. „Ich kann ja nicht mein Leben lang Angst davor haben! Ich komme mit!",ihre Stimme klang stark und fest entschlossen sich ihrem Trauma zu stellen.
Snape nickte anerkennend.
„Wie du meinst. Wir können aber jederzeit umkehren."
Er blickte der Raubkatze in die goldbraunen Augen.
„Der Trank ist für mich, damit es MIR besser geht. Dann drücke ich mich doch nicht vor der Arbeit."
Ihr Gegenüber seufzte.
„Du weißt wie ich das meinte...",er schmunzelte und klopfte Hermione sarkastisch auf die Schulter.
„Na dann mal los meine Tapfere!"
Beide mussten laut los lachen, während
der Wuschelkopf dunkelrot anlief.
'Meine Tapfere'. Eine einfache Bezeichnung, die Herzflattern bei der Gryffindor auslöste. Es kam eben nicht so oft vor, dass ein Slytherin einen Gryffindor für seinen Mut wertschätzte.
Ihre plötzliche Gesichtsverfärbung konnte die Hexe jedoch gut verbergen, indem sie sich gekonnt von ihm wegdrehte.

Da sie ihren Mantel natürlich nicht dabei hatte, lieh Snape ihr einen von seinen. Magisch kürzte er diesen etwas, damit seine Schutzbefohlene unbeschwert laufen konnte.
Sobald das Duo wetterfest eingekleidet war, verließen sie zuerst Snape Gemächer und schlussendlich das Hogwarts Schloss, hinein in die kalte Nachmittagsluft.

Nach einer kurzen Weile waren sie am Ziel angekommen. Severus reichte seiner kleineren Begleitung eine Liste mit den benötigten Trankzutaten und markierte einige.
„Die suchst du und den Rest ich."
Konzentriert studierte sie die Wörter und schaute dann erwartungsvoll zu Snape.
„Wir bleiben in Seh-und Hörweite, dass das klar ist."
„Ja Sir!",gab Hermione lautstark in Soldatenstellung zurück. Snape brummte bloß und rollte mit den Augen.

Einige Minuten später begann Gryffindors Goldmädchen mit normalem Smalltalk, denn sie hielt die erdrückende Stimmung kaum aus. Doch schnell wechselte das Thema in etwas Ernsteres.
„Weißt du was ich immer noch nicht verstehe?"
„Mh Mh...",gab die stolze Schlange als Verneinung zurück.
„Der Werwolf der mich angegriffen hat, warum hat er mich nicht getötet. Es ist doch recht ungewöhnlich, dass sie ihr Opfer am Leben lassen."
„Hmm...",er schien zu grübeln. „Eigentlich nur wenn sie gestört oder anderweitig unterbrochen werden."
„Das ergibt doch keinen Sinn! Was soll ihn denn gestört haben?"
„Ich ähhh, war auch im Wald an dem Abend. Es ist mir erst im Nachhinein aufgefallen. Ich war am Flußgrass pflücken, es war ja schließlich Vollmond, und da ich mir der Werwölfe durchaus bewusst bin, rufe ich sie mit einem unechtem Heulen an eine abgelegenen Stelle des Waldes um in Ruhe meine Arbeit zu erledigen...",er schaute zu Boden.
„Das bedeutet...",Hermione japste nach Luft. „Das bedeutet, dass du mich gerettet hast!"
Fassungslos schaute sie in Richtung der dunklen Gestalt. In ihren Augen bildete sich eine kleine Träne, welche nur wenige Sekunden später ihre Wange passierte.

Die Junghexe griff zitternd nach seiner Hand. Diese war zu ihrer Überraschung erstaunlich warm.
„Du hast mir mein Leben gerettet...Wieso hast du denn Nichts gesagt?"
Der Ältere zog seine Hand weg und fuhr sich gestresst durchs blasse Gesicht.
„Ich bin kein Held Hermione und das solltest du auch nicht denken. Außerdem mache ich mir Vorwürfe..."
Die Löwin kräuselte verwundert ihre Stirn.
„Warum??"
Er holte tief Luft und brachte dann eine stockige Antwort raus.
„Ich... ich hätte dich davor bewahren können. Wäre ich nur eine verdammte Minute schneller gewesen dann... dann wärst du jetzt nicht verflucht!",auch in seinen sonst so harten Augen sammelte sich einige Tränen. Seine teerfarbenden Haare hingen fettig in sein verzerrtes Gesicht und seine Körperhaltung war geknickter als gewöhnlich.
Hermione riss geschockt über dieses Geständnis seine Hände aus seinem Gesicht und legte somit einen weinenden Professor frei. Sofort drehte er seinen Kopf zur Seite.
„Sev...",hauchte sie mit bebender Stimme. „Schau mich an. Hey!"
Sichtlich unwohl fühlend blickte er in ihre nassen rehbraunen Augen. Es war komplett windstill und mucksmäuschenstill geworden.
„Es ist nicht deine Schuld. Du hast mich gerettet, hörst du?!",sie hielt seinen Kopf mit beiden Händen fest, sodass er sie anschauen musste.
Zögerlich hob auch er seine Hand und strich einer ihrer welligen Haarsträhnen hinters Ohr. Diese verblieb danach auf ihrer Wange. Sein Daumen tätschelte liebevoll hoch und runter und wischte so eine weitere heran rollende Träne weg.
Hermione schloss ihre geröteten Augen und schmiegte sich in die sanfte Bewegung.
„Jetzt sind wir wohl quitt...",er lachte lautlos.
Sie blickte ihn irritiert an.
„Du weißt es?"
„Natürlich... Wer sonst hätte so einen Trank einfach parat. Weasley wird's ja wohl kaum gewesen sein.",er lachte heiser auf.
„Es war das Beste was ich je getan hab, dein Leben zu retten."
„Kann ich nur zurück geben.",er schaute jetzt viel ruhiger in ihre glühenden Iris.
Langsam legte der Zauberer seine Hand unter ihr Kinn und hob es leicht an.
Er kam behäbig näher und hielt nur Millimeter vor ihren Lippen inne.

Hermione spürte seinen heißen Atem auf ihrer Haut. Ihr Herz begann doppelt so schnell wie sonst zu schlagen, fast so als ob es jeden Moment auf ihrer Brust springen würde. Ihre Körper waren dicht an dicht gepresst, als sie endlich die Distanz überbrückte und ihre Lippen sich trafen.
In ihr explodierte Alles. Die sensible Haut ihrer Lippen begann zu kribbeln, sowie die Teile ihrer Hüfte auf der seine großen Hände lagen.
Sie selber hatte ihre in seinem Nacken vergraben und presste ihn noch ein wenig näher.
Ihre Zungen waren in ein leidenschaftliches Spiel verwickelt, während keiner der Beiden genug bekommen konnte.
Nach endlos scheinenden Minuten löste sich die Schlange schweratmend von der ebenfalls erregten Hexe.
„Hermione... Ich brauche dich, so sehr."

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