| 53 | 𝐌𝐢𝐥𝐞𝐬

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Mit Alec kam mir der Weg zur Halle endlos lang vor. Das nervte mich jetzt schon. Jemanden mitzunehmen war die eine Sache, aber jemanden mitzunehmen, den man nicht mochte, war die andere.

Als das große, gut versteckte Gebäude dann endlich in Sicht war, überkam mich Erleichterung. Automatisch fuhr ich schneller. Wahrscheinlich zu schnell, denn Alec verstärkte seinen Griff. Ich konnte auch schon einige Motorräder sehen, es waren deutlich mehr als sonst. Das konnte nur bedeuten, dass Jackson wohl eine wichtige Mitteilung machen musste.

Eilig parkte ich zwischen Ryans Kawasaki und Matts Cross. Nur war die Lücke etwas zu eng und ich befürchtete schon, ob ich da je wieder rauskam.

„Endlich!", seufzte Alec, der zufrieden abstieg und ohne zu warten in die Halle lief.

Grummelnd lief ich hinterher. Von innen vernahm ich bereits Stimmen. Stimmen, die sich nicht einig waren und uns erwartete eine nervenaufreibende Diskussion.

„Na, auch mal da?!", fauchte Nero. „Selbst Ryan hats geschafft!", blaffte er uns an und nickte zu dem Braunhaarigen, der böse die Mine verzog. Die Stimmung hier war ja mal wieder super.

„Tut uns leid. Was gibt es denn?", sprach ich für uns und mein Blick ging zu Jackson. Dieser schien jetzt schon genervt von uns, denn er massierte sich mit den Fingern den Nasenrücken und ignorierte uns. Erst als sein Beta ihn lieblos anstieß, reagierte er.

Ärgerlich sah er auf. „Ich hatte vorhin ein Treffen mit Blake", fing er an. Seine Stimme klang ungewohnt ruhig. „Nero und Conner waren auch da." Als er den Namen des feindlichen Betas erwähnte, stellten sich meine Nackenhaare auf. „Jedenfalls kann es so nicht weitergehen, die Geschäfte leiden darunter", fuhr er fort.

„Was? Aber für uns liefs doch super!", warf Alec ein, der genauso wie ich nicht verstehen konnte, was wir jetzt für ein Problem hatten.

Jackson sah den Blonden warnend an. Offenbar durfte man sich heute nichts erlauben, denn der Alpha war mehr als nur gereizt. „Ja, dachten wir auch. Aber Blake fand das nicht so toll, als wir seine Kunden übernommen haben. Er hat unseren Lieferanten bestochen und wir bekommen jetzt keine Ware mehr."

Ungläubig zog ich meine Augenbrauen hoch. Das war jetzt mehr als schlecht.

„Woher wusste er das?", wollte Matt wissen, der bislang schweigend neben Ryan stand.

„Gute Frage.", sagte Nero und in seinen Augen war wieder dieser seltsame Ausdruck. „Er könnte so etwas nicht wissen, es sei denn...", wütend sah er zu Alec und knurrte, „Er hätte einen Informanten."

Nun richteten sich alle Augenpaare auf Alec. Dieser schien sichtlich nervös und spielte mit dem Verschluss von Ryans Helm.

„Alec?", fragte Jackson. Der Schwarzhaarige wusste schon längst Bescheid, er wollte Alec nur die Chance geben, sich zu erklären.

Doch mein Klassenkamerad nutzte diese nicht. „Ich weiß nicht, wovon ihr sprecht."

Jacksons Blick wurde härter, doch Nero antwortete an seiner Stelle. „Ach ja? Und woher kommen dann die Gerüchte, dass du und Damien eure Freizeit miteinander verbringt? Oder sogar 'beste' Freunde seid?"

Dabei setzte er das beste in Anführungszeichen und Damiens Namen spuckte er förmlich aus. Aber der Ausdruck in seinen Augen passte nicht wirklich zu dem wie er sich verhielt.

„Ich..." Alec wusste nicht, was er antworten sollte. Jackson und Nero hatten recht, das wusste ich. Nur woher wussten sie das? Zum ersten Mal war der Blonde sprachlos und er tat mir schon etwas leid.

„Wann wolltest du uns das sagen?", fragte nun wieder Jackson, der mit Neros Vorgehensweise nicht ganz einverstanden war.

Alecs Blick wurde verzweifelter. „Keine Ahnung. Wir waren schon Freunde vor unserem Beitritt. Aber ich würde ihm doch nie etwas verraten, er genauso wenig. Wenn wir Zeit miteinander verbracht haben, dann hat die Gang keine Rolle gespielt."

„Sieht man ja", ging Nero ihn an.

„Nero!", wies Jackson seinen besten Freund zurecht, ehe er sich wieder an Alec wandte. „Alec, es ist mir eigentlich egal, was du mit wem in deiner Freizeit machst, solange du abrufbar bist und es der Hydra nicht schadet. Aber in dem Fall schadet es uns nun mal."

Während Jackson und Nero Alec belehrten und über mögliche Konsequenten nachdachten, stellte ich mich mit zu Matt und Ryan. Sie waren außergewöhnlich ruhig heute. „Was sagt ihr eigentlich dazu?"

„Keine Ahnung." Sehr hilfreich, Ryan.

„Alec hätte eher was sagen sollen, vor allem jetzt, wo der Waffenstilstand gefährdet ist." Danke Matt, wenigstens einer.

Die Anderen der Gang hielten sich weitestgehend raus, aber ihre Blicke sagten mehr als Worte. Einige verurteilten Alec und andere wollte damit nichts zu tun haben. „Woher weiß man eigentlich, dass Alec und Damien sich näher kennen?", flüsterte ich Matt zu.

„Es gab einen anonymen Hinweis, ich weiß aber nichts Genaueres. Nero hat damit angefangen", erklärte mir Matt und plötzlich kam mir eine Idee.

„Hab ich euch eigentlich schon euer tolles Foto gezeigt?", wollte ich grinsend wissen und als beide den Kopf schüttelten, zeigte ich ihnen das Foto in meiner Galerie, wo beide aneinander gekuschelt auf dem Sofa waren. Während Matt sich darüber aufregte, warum ich Ryan das erlaubt hatte, stieß mein Mitbewohner einen spitzen Schrei aus und versuchte mir mein Handy zu klauen.

Das schaffte er auch, aber zu seinem Pech war es ausgegangen und ohne Pin kam er nicht rein. „Matt, rette unsere Ehre! Bevor er das noch in die Gruppe schickt!", befahl er und gab mein Handy weiter.

„Moment, wir haben eine Gruppe?", stieß ich verwirrt aus. Doch wurde mal wieder ignoriert, denn Matt versuchte nun in mein Handy zu kommen.

„Leute!", rief Jackson und sofort sahen wir zu ihm. Genervt kam er zu uns, nahm Matt mein Handy weg und gab es wieder mir. „Miles, wusstest du davon?"

„Wovon?"

Der Alpha deutete mit den Kopf auf Alec, der neben Nero immer kleiner wurde. „Ähm.." Scheiße, was sollte ich denn jetzt sagen?! „Eventuell?"

Jackson sah mich enttäuscht an und schüttelte den Kopf. „Okay, Alec und Miles das wird eine Strafe mit sich ziehen, Extrastunden. Außerdem verbiete ich euch den Kontakt zu Damien." Betroffen nickten wir. „Ihr seid für den Rest der Rede ausgeschlossen, fahrt nach Hause, ich schreib euch."

Geschlagen senkte ich den Blick und gemeinsam verließen wir die Halle.

„Toll gemacht, Miles!", blaffte Alec sogleich, als wir außer Hörweite waren.

Verständnislos verzog ich das Gesicht. „Was ist jetzt schon wieder?"

„Ein anonymer Hinweis, ich bitte dich! Das warst doch ganz klar du!"

RIDERS ~ Burn For ThisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt