Wütend betrat ich das Haus. Wenn Conner jetzt hier wäre, dann würde ich endgültig durchdrehen. Ich brauchte im Moment einfach meine Ruhe!
Allerdings musste ich eins zugeben. Seit dem Unfall, wo er sich um mich gekümmert hatte, ging es mit uns wieder bergauf. Ich spürte unsere brüderliche Verbindung wieder. Das klang zwar mehr als kitschig, entsprach aber der Wahrheit. Wir verhielten uns anders. So genau konnte ich es nicht beschreiben, aber eins stand fest! Die Blockade, welche lange zwischen uns war, gab es nicht mehr. Und irgendwie machte mich das... glücklich.
Auf Miles hatte ich aber immer noch abgrundtiefen Hass! Er hatte Ruby nicht verdient. Ich könnte sie auch haben, würde ich nicht einer Gang angehören.
Hoffentlich wussten meine Eltern nicht, dass ich mehrere Stunden geschwänzt hatte. Noch mehr Ärger konnte ich heute nicht gebrauchen. Sie waren schon wegen des Unfalls sauer genug. Meine Maschine stand jetzt jedenfalls in der Garage und ich hatte erstmal Fahrverbot. Das würde ich allerdings nicht einhalten, immerhin musste ich abrufbar sein. Auch, wenn mir im Moment alle Knochen wehtaten.
Meine Jacke hängte ich an den Kleiderhacken und meine Schuhe fanden ihren Platz neben denen von Conner. Moment, Conner? Genervt verdrehte ich die Augen.
Ich blieb im Flur stehen und lauschte. Vielleicht konnte ich ihm einfach aus dem Weg gehen. Doch da hatte ich die Rechnung ohne meinen Vater gemacht, der hinter mir zu Haustür hereinkam.
„Ah Alec! Du kommst genau richtig, deine Mutter hat schon das Mittagessen fertig!", meinte er viel zu gutgelaunt.
Ich zwang meine Mundwinkel zu einem Lächeln. „Schön, was gibt's denn?"
„Komm einfach mit." Meiner Meinung nach etwas zu fest, schlug er mir freundschaftlich auf den Rücken und ich musste einen Schmerzenslaut unterdrücken. Damit ich wieder in die Schule und raus konnte, hatte ich meine Verletzungen heruntergespielt. Der Arzt hatte dabei geholfen, da er einer von Conners Freunden war.
Widerwillig folgte ich ihm ins Esszimmer, wo meine Mutter gerade das Essen auf den Tisch stellte. Sofort kam sie zu mir. „Du bist ja auch mal da! Wie geht's deiner Verletzung? Ist alles in Ordnung?", wollte sie wissen.
Kurz und knapp versicherte ich ihr, dass es mir gut ging und setzte mich an den Tisch. Unsere Eltern benahmen sich heute wieder komisch. Das lag an Conner, der mir gegenübersaß. Für ihn spielten sie immer die heile Familie vor, damit er öfter zu Besuch kam.
Das tat er aber trotzdem nur, wenn er Zeit hatte. Also extrem selten.
Während meine Eltern noch die restlichen Sachen holten, spürte ich den Blick meines älteren Bruders auf mir und versuchte verzweifelt, diesen zu ignorieren.
„Sind wir etwa schon wieder da, wo wir vor ein paar Tagen waren?", fragte er. Langsam hob ich meinen Kopf. Er sah tatsächlich verletzt aus.
Manchmal konnte ich es einfach nicht akzeptieren, dass Conner eine neue Familie hatte. Eine Gang, der er sich verpflichtet hatte. Genauso, wie ich. Und unsere Eltern wussten noch nicht einmal davon.
„Alec?", versuchte er es erneut.
Kurz sah ich zur Küche und versicherte mich, dass unsere Eltern beschäftigt waren. Dann beugte ich mich über den Tisch zu ihm hinüber und flüsterte, „Hast du Jackson gesteckt, dass Damien und ich befreundet sind?!"
Verdutzt zogen sich seine Augenbrauen zusammen. „Nein, wie kommst du darauf?"
„Ich hab Strafstunden bekommen! Zwar bin ich mir sicher, dass es Miles war, aber ich wollte auch dich fragen", antwortete ich.
Seufzend lehnte er sich nach hinten. „Schön, dass du mir so etwas zutraust. Und dabei dachte ich, wir wären wieder auf einem besseren Weg."
Plötzlich fielen mir die Worte meines Alphas wieder ein. „Woher wusstet ihr eigentlich, wer unser Lieferant ist?"
„Das sag ich dir doch nicht!" Conner dachte nach, wobei er seinen Blick abwandte. „Es ist nur... ach vergiss es, ist nicht so wichtig!" Irritiert wollte ich nachfragen, als unsere Eltern den Raum betraten.
„So, dann guten Appetit!", wünschte uns unsere Mutter, die mit ihrer überzogenen Freundlichkeit übertrieb. Wir erwiderten das nur, aber das ganze Vorgespielte und Geheuchelte kotzte mich dermaßen an!
Mein Vater versuchte immer mal wieder ein Gespräch anzufangen, um die Stimmung zu lockern, hatte damit aber keinen Erfolg. Wie gerne ich jetzt einfach in mein Zimmer würde.
Conner fühlte sich auch nicht wohl. Mit seiner Gabel ermordete er schon die zehnte Erbse und so langsam sah sein Teller echt brutal aus. Wie immer machte er in den Augen meiner Eltern alles richtig, weswegen sie nichts sagten. Wenn ich Erbsen abstach, könnte ich mir sonst was anhören. Also ließ ich mein Gemüse am leben und starrte den Blonden vor mir wortlos an.
„Ist was?" Seine grünen Augen bohrten sich in meine Blauen. Ich erwiderte darauf nichts, sondern aß weiter. Doch plötzlich rutschte meinem Vater die Kanne mit der Soße aus der Hand und die heiße Brühe verteilte sich auf meinem Schoß.
„Scheiße, Alec, das tut mir so leid, ich...", stammelte mein Vater.
Sofort zischte ich auf und vor Schreck schreckte ich hoch, wobei mein rechter Fuß gegen Conners Schienbein schnellte. Dieser erstickte seinen Schmerzenslaut und funkelte mich böse an.
So schnell wie noch nie, stand ich auf und wollte in mein Zimmer, um meine Hose zu wechseln. „Ich komm mit!", hörte ich noch Conner rufen und dann vernahm ich Schritte hinter mir. Schön, dass er mich als Ausrede benutzte!
In meinem Zimmer schnappte ich mir eine neue Hose und wechselte sie schnell. Doch anders als gedacht, wollte Conner wirklich mit. Denn als ich mich umdrehte, stand er plötzlich vor mir.
„Alter, was?!", verlangte ich zu wissen, doch er hielt mir den Mund zu.
„Wir müssen reden!" Eindringlich sah er mich und nahm seine Hand weg. „Es ist wichtig, ich glaube irgendetwas läuft hier ganz falsch!"
„Du meinst die heiße Soße auf meinem Schoß?! Ja, die ist definitiv in die falsche Richtung gelaufen!", verteidigte ich mich. Auf ein Gespräch mit ihm konnte ich verzichten! Aber so leicht, ließ er sich nicht abwimmeln.
„Alec! Ich mein nicht die scheiß Soße! Es geht um unsere Gangs. Irgendjemand spielt hier fürs falsche Team und will uns gegeneinander ausspielen!" Seine Stimme hatte einen drängenden Unterton angenommen und brachte mich sofort dazu, ihn ernst anzusehen. Es schien wirklich wichtig zu sein.
„Also gut. Wen meinst du?"
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RIDERS ~ Burn For This
Action• 𝐁𝐚𝐧𝐝 𝐈 • Als Miles nach San Diego kommt, sucht er den Adrenalinkick, das alltägliche Leben hat er satt. Sein Weg führt ihn zur Hydra, einer kriminellen Motorradgang, die ihn höchstwahrscheinlich auf die falsche Bahn bringen wird. Nur gibt es...