Geschockt sah ich ihn an. Meine Gesichtszüge entglitten mir für einen Moment und der Versuch, möglichst normal zu wirken ging daneben. Wusste Damien vielleicht mehr?
Dummheit hatte mir, vor allem in schulischer Hinsicht, schon oft den Arsch gerettet und mich aus unangenehmen Situationen befreit, weswegen ich einfach trocken meinte, „Ich weiß nicht, wen du meinst."
„Du weißt, wen ich meine. Du teilst fast alle Kurse mit ihm", entgegnete Damien völlig locker und schien alles andere als angriffslustig oder drohend.
Dennoch wurde ich langsam nervös. Ich wusste nicht, in welcher Hinsicht er von Alec sprach. Als Gangmitglied oder Schulkamerad. Mein Blick wanderte zur gegenüberliegenden Straßenseite. Es war schon nach 22 Uhr und die Grenzen waren somit zu. Auf Hilfe brauchte ich nicht hoffen. Also drehte ich mich wieder zu dem Schwarzhaarigen. „Kann sein, was ist mit ihm?", wollte ich wissen.
„Ich hab euch am Donnerstag im Flur reden gesehen und wollte dir nur sagen, dass er anders ist, als er sich gibt. Halt dich von ihm fern". warnte er mich mit Nachdruck in der Stimme. Wenn er uns gesehen hatte, musste er ja auch auf unsere Schule gehen.
Verdutzt zogen sich meine Augenbrauen zusammen. „Selbst wenn, was geht dich das an? Und was meinst du mit, er gibt sich anders als er ist?"
„Er gehört zur Hydra und wenn du da landest, kommst du nicht mehr raus, also meide den Kontakt zu ihm", erklärte er mir. Innerlich musste ich schmunzeln. Die Serpens waren ja auch so viel besser. Damien wollte lediglich die Konkurrenz schlecht machen und mich als Kunden behalten. Also wusste er nichts von meiner Mitgliedschaft. Diese Tatsache ließ mich aufatmen.
„Danke, werd ich mir merken", erwiderte ich nur und ging.
Damien rief mir noch, „Kein Ding", hinterher und ging dann in die andere Richtung. Ich blieb nochmal kurz stehen und drehte mich um. Mein Herz füllte sich mit Stolz als ich an der Fassade des One America Plazas hochsah. Ich hatte den Auftrag erfolgreich beendet, den Rest würde Jackson erledigen. Übermorgen wäre dann die Übergabe, doch Conner wusste nicht, dass ich dort nie erscheinen würde.
Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich ihn und Damien trotzdem nicht das letzte Mal gesehen hatte. Wir würden uns wieder sehen.
Mein Bike stand immer noch da, allein und im Schein der ganzen Lichter. Ihr schönes Blau glänzte und mir fiel mal wieder auf, wie schön sie war. Das simple Blau, welche viele mit Aufkleber bedeckten, gefiel mir immer noch am besten. Es war das Gleiche mit Makeup. Zu viel war einfach grausam, aber die richtige Menge konnte viel bewirken und die Schönheit noch besser hervorrufen.
Als ich sie startete, hörte ich noch ein weiteres Motorrad, dass von hinten kam. Schnell drehte ich mich um und sah, wie Damien mir zunickte. Seine schwarze Aprilia machte dabei ordentlich Lärm und war zugegeben echt hübsch.
Ich erwiderte und fuhr ebenfalls los, nachdem ich meinen Helm aufgesetzt und meine Handschuhe angezogen hatte. Unterwegs hielt ich nochmal bei einer Tankstelle an. Zwar hatte ich einige Kanister für den Notfall Zuhause, aber wenn man einmal unterwegs war, konnte man auch was erledigen. So stand ich also da, tankte sie voll und sah mich um. Eine Begegnung mit der Polizei konnte ich jetzt echt nicht gebrauchen, also sollte ich mich besser beeilen. Ich war gerade fertig mit bezahlen, als mein Handy in meiner Hosentasche vibrierte. Verwundert zog ich es heraus und öffnete die Nachricht.
Jackson: (22:13 Uhr)
Gut, dann wäre das ja erledigt. Überlass
den Rest uns. Wir treffen uns das nächste Mal
am Montag, 20 Uhr bei der Halle.
Komm nicht zu spät!Der Einzige, der wohl zu spät kommen würde, wäre wahrscheinlich Ryan. Ich war bisher immer pünktlich! Beleidigt schrieb ich Jackson zurück und steckte mein Handy weg. Dann ging ich schnell zurück zu meiner Yamaha. Meine Orientierung wurde immerhin etwas besser. Also brauchte ich später mal kein Navi.
Zuhause war ich sehr darauf bedacht, keinen Lärm zu machen. Einen erneuten Streit mit meinem Onkel brauchte ich nun wirklich nicht. Ob er arbeiten war oder nicht, wusste ich nicht, aber mal lieber auf Nummer sicher gehen. Müde fiel ich ins Bett, nachdem ich mich nochmal kurz am Kühlschrank bedient hatte. Die letzten Tage hatte ich echt wenig geschlafen und ich sollte mal lieber einen Tag Pause machen. Und da morgen Sonntag war, konnte ich mal richtig lange schlafen.
Am Morgen klingelte allerdings mein Wecker, den ich ganz vergessen hatte auszumachen und wäre es nicht mein Handy, hätte ich ihn spätestens jetzt mit der Hand klar gehauen. Also schaltete ich ihn nur genervt aus und legte meinen Kopf zurück aufs Kissen, als ich eine Stimme aus dem Flur hörte.
„Klar, ich komme sofort", erklang die Stimme meines Onkels. Kurze Zeit später, wurde meine Tür geöffnet. „Miles, ich muss los. Du hast also das Haus für dich, aber mach keine Dummheiten!" Er zwinkerte mir zu und ich musste mir ein Augenrollen verkneifen.
„Wo musst du denn hin?", fragte ich gähnend, auch wenn ich es nicht wirklich wissen wollte.
Mein Onkel zögerte kurz. „Ein paar Kollegen brauchen etwas Hilfe. Sie haben wohl eine Spur, woher die ganzen Drogen in San Diego kommen."
Sofort stellten sich meine Nackenhaare auf und ich fing an zu schwitzen. Mein Herz hingegen blieb für einen Augenblick stehen, nur um danach noch schneller weiterzuschlagen. „Ah ja, welche Spur denn?"
„Du musst dir keine Sorgen machen Miles. Die Drogengeschäfte gab es schon immer, aber jetzt wird es vielleicht besser." erklärte er mir, machte mich aber nur nervöser. „Einige Kollegen sind der Meinung, dass die Drogen durch das Ausland importiert werden und dann von kleineren Organisationen verkauft werden. Aber wir wissen noch nichts Genaueres", fuhr er fort und ich wurde immer kleiner. „Also, bis heute Nachmittag. Könnte etwas länger werden. Und keine Gäste, während ich weg bin", fügte er noch mahnend hinzu und ging.
Erleichtert atmete ich aus. Endlich war er weg. Hier würde garantiert keiner herkommen. Zu einem Polizisten nachhause. Allerdings machte sich Sorge in mir breit. Hatten sie wirklich eine Spur wegen der Drogenprobleme hier?
Falsch lagen sie ja nicht. Die Drogen kamen wirklich vom Ausland und wurden dann hier von Organisationen, wie den Serpens und der Hydra, weiterverkauft.
Ich beschloss das vorerst für mich zu behalten. Jackson sollte den Beruf meines Onkels noch nicht erfahren und sie hatten schon genug Probleme. Außerdem sagte er selbst, dass sie noch nichts Genaueres hatten. Vielleicht wollte ich mich auch nur selbst beruhigen, keine Ahnung.
Müde lief ich nach unten und wollte mir in Ruhe Frühstück machen.
Doch mein perfekter Tag wurde von Ruby zerstört, die mir die Sachen schickte, die ich in der Schule verpasst hatte. Also den Stoff von zwei ganzen Tagen. Ich musste mich förmlich dazu zwingen, alles nachzuholen. Aber würde ich es nicht tun, müsste ich mir wieder eine lange Predigt von meinem Onkel anhören.
Als das endlich geschafft war, setzte ich mich noch eine Weile an den PC. Bis auf meine Handschuhe und meinen blau schwarzen Vollhelm, hatte ich keine Motorradkleidung. Und die würde ich brauchen, wenn ich jetzt regelmäßig Rennen fuhr. Auf die Art und Weise konnte ich etwas Geld nebenbei verdienen und hatte meinen Spaß. Nur fand ich nichts Bezahlbares und schaltete den Laptop gefrustet aus. Da musste ich wohl doch auf meinen Anteil von dem gestrigen Auftrag warten.
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RIDERS ~ Burn For This
Acción• 𝐁𝐚𝐧𝐝 𝐈 • Als Miles nach San Diego kommt, sucht er den Adrenalinkick, das alltägliche Leben hat er satt. Sein Weg führt ihn zur Hydra, einer kriminellen Motorradgang, die ihn höchstwahrscheinlich auf die falsche Bahn bringen wird. Nur gibt es...