Kapitel 12: Freunde - Das, was dich zusammenhält

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Die Schulwoche zog sich noch eine halbe Ewigkeit, bevor endlich das langersehnte Wochenende kam. Bereits am Freitag hatten sie vereinbart, sich im Park zu treffen. Auch wenn das wahrscheinlich nur auf den Wunsch ihrer beiden Mütter passierte. Eigentlich wollten sie sich wieder in Jungkooks Zimmer einnisten und die Konsole malträtieren.

Doch die frische Luft würde ihnen schließlich guttun und ein paar Sonnenstrahlen weckten die Glückshormone. Zwar hatten beide Jungs daraufhin nur die Augen verdreht, gaben dann doch jeweils ihrem Elternteil nach. Unter der Woche saßen sie ja sowieso schon genug drinnen. Naja. Vielleicht würde das auch wenig die Melancholie in ihren Herzen senken - oder sowas in der Art zumindest.

Ein wenig gelangweilt wippte Taehyung auf der Stelle vor und zurück. Er wartete bereits seit einigen Minuten am Eingang zum Park. Tatsächlich wollte er nur einmal in seinem Leben pünktlich erscheinen, war aber somit eine halbe Stunde zu früh gekommen, während Jungkook schon eine Viertelstunde zu spät dran war.

Irgendwann tauchte er auf der anderen Straßenseite auf, sichtlich genervt von dem Pärchen vor ihm, welches im Schneckentempo vor ihm herlief, quatschte und ihn gleichzeitig ignorierte. Er schien wohl ziemlich erleichtert zu sein, als er endlich von ihnen wegkonnte.

Ein leichtes Schmunzeln bildete sich auf Taehyungs Lippen, als er Jungkooks finsteren Ausdruck sah. „Ich wäre den so gerne hinten reingefahren, das glaubst du mir gar nicht", grummelte er, als er vor ihm zum Stehen kam. „Das geht schon seit einer halben Ewigkeit so."

Das erklärte wohl auch, warum er so spät war. „Ich habe uns noch etwas mitgebracht." Der Jüngere reichte ihm die weiße Tüte nach oben, welche sich bis eben noch auf seinem Schoß befunden hatte. „In unserer Straße hat so ein Back- und Süßwarenladen aufgemacht. Der hat sehr leckere Kekse. Ich wollte, dass du auch die Chance dazu bekommst, davon zu probieren."

Taehyungs Blick erweichte. Es war schön zu wissen, dass jemand so an ihn dachte. „Dann bin ich mal gespannt wie sie schmecken. Ich vertraue dir da vollkommen." Er nahm ihm die Tüte ab und hängte sie an den Henkel des Rollstuhles, ehe er anfing diesen zu schieben. Auf Jungkooks Lippen bildete sich auch wieder ein Lächeln. „Es ist wie Magie auf deiner Zunge, das verspreche ich dir."

Er wollte sich den Kommentar wirklich verkneifen, konnte es jedoch nicht zurückhalten. „Ich habe dagegen eine magische Zunge." Jungkook stieß leise ein Seufzen aus. „Halt die Klappe, Tae." Der Ältere giggelte rau. „Ich spreche nur die Wahrheit." Braune Augen sahen böse von unten zu ihm hinauf. „Ich wollte es aber nicht wissen."

Beide ließen still ihre Blicke durch den Park wandern. Hier und da spielten die Kinder auf den Wiesen und Pärchen liefen händchenhaltend durch die grünen Alleen. Wenigstens hatten sie heute einen schönen, warmen, sonnigen Tag erwischt. Für die nächste Woche wurde schon wieder der Regen angekündigt. So konnten sie wenigstens noch die letzte Zeit draußen genießen... dann hätten sie eh wieder eine Entschuldigung dafür, sich im Inneren zu verbunkern.

Der Weg führte sie zu einem kleinen Teich, an dem sie beschlossen ein Weilchen zu bleiben, um die Sonnenstrahlen ein wenig zu genießen. „Hilfst du mir aufs Gras?", fragte Jungkook. Tatsächlich war Taehyung ein wenig überrascht von der Frage. Vorher hatte der Jüngere immer darauf bestanden, alles selber zu machen und ließ sich eigentlich nur ungerne helfen.

Er lächelte leicht. „Sicher." Vorsichtig griff er unter seine Arme und hob ihn aus dem Rollstuhl, um ihn langsam auf dem Boden herabzulassen. „Manchmal fühle ich mich wie so ein Kleinkind", brummelte Jungkook, als sich Taehyung zu ihm auf die Wiese setzte. „Wenn du eines wärest, dann befände ich mich jetzt meilenweit von dir entfernt."

Jungkook hob seine Augenbrauen. „Magst du wohl keine Kinder?" Der Ältere schüttelte leicht den Kopf. „Nicht direkt. Aber vielleicht liegt das auch eher daran, dass ich nicht weiß wie ich mit ihnen umzugehen habe." Er war sich sicher, er wäre niemals ein guter Vater. Allein schon wegen seinem noch immer teilweise sehr selbstgerechten Verhalten.

Perfectly Imperfect - TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt