Perfectly Imperfect - Taekook

Kapitel 21: Sind wir Freunde - Oder sind wir mehr?

„So ein Mist", fluchte Taehyung leise. An diesem Morgen war er vollkommen verschwitzt aufgewacht. Sein Shirt war ihn bis zu den Schultern hochgerutscht, was wohl aussagte, dass er in dieser Nacht eher unruhig geschlafen hatte. Die Decke auf dem Boden verriet im genau das Gleiche.

Er setzte sich auf und fuhr sich durchs feuchte Haar. Sein missbilligender Blick fokussierte sich auf seine Unterhose, die in seinem Schritt unangenehm klebte. „Unruhigen Schlaf kann ich das wohl auch nicht nennen." Er konnte sich wohl damit glücklich schätzen, dass er nicht mit dem tatsächlichen Problem aufgewacht war. Sonst wäre der Morgen noch ein Stück qualvoller gewesen.

Seufzend wendete er den Kopf zu seinem Wecker. Wenigstens war Wochenende. Dann musste er sich keinen Stress machen. Mit einem Ächzen rekelte er sich aus dem verkrumpelten Bettlaken und tappte ins Bad, welches einen direkten Zugang von seinem Zimmer aus hatte.

Unter der Dusche schloss er entspannt die Augen und ließ das warme Wasser auf sich herunterprasseln. Es wusch die beschämenden Spuren der letzten Nacht in den Ausfluss. „Wie soll das nur weitergehen?" Er wollte keine feuchten Träume über seinen besten Freund haben. Seine Gefühle überwältigten ihn ohnehin schon genug, seitdem er sich dieser klar geworden war.

Die letzten Tage waren ziemlich schwierig für ihn. Er erwischte sich immer wieder selbst dabei, dass er Jungkook unentwegt anstarrte. Es dauerte nur wenige Sekunden und er verschwand tief in seiner Gedankenwelt. Sein Kopf kreierte die unterschiedlichsten Szenarien, in denen er seinem absoluten Lieblingsmenschen am Nächsten war.

Die Erkenntnis wie tief er bereits gefallen war, kam vielleicht gar nicht einmal mehr überraschend für ihn. Er verlor sich so oft in irgendwelchen Fantasien, die fern von jeglicher Realität waren. In seinem tiefsten Inneren wünschte er sich, dass es nicht nur bloße Gedankenbilder waren.

Er fragte sich, ob er nicht nach zu viel verlangte. Wahrscheinlich hatte er nicht einmal Jungkooks Freundschaft verdient. Sein Herz somit erst recht nicht. Vielleicht wäre es besser, wenn er ihn nie haben konnte... Dann würden dem Jüngeren bestimmt einige Schmerzen erspart bleiben. Aber er vermutete, dass Jungkook eine leise Ahnung hatte, was in ihm vorging.

Taehyung war nicht unbedingt unauffällig. Mittlerweile sprach ihn Hoseok nicht einmal mehr darauf an, dass er sich so oft aus dem Diesseits verabschiedete. Doch jedes Mal, wenn er sein Grinsen sah, wusste er, dass er bereits eine Vermutung hatte. Er konnte es so oft verneinen wie er wollte. Der Ältere machte schon genug Anspielungen. Für ihn hatten sie beide ja schon von Anfang näher gewirkt als einfache Freunde. Ob Jungkook auch so auf ihn wirkte oder sah nur Taehyung aus wie ein liebesdoofer Trottel?

Jungkook erwiderte viele seiner Gesten. Es kam nicht selten vor, dass sie unter dem Tisch Händchen hielten und einander anlächelten, ohne ein Wort zu verlieren. Taehyung war mit der Zeit ziemlich anhänglich geworden. Er nutzte jede Möglichkeit dazu, den Jüngeren in seinen Armen zu halten. Zwar sagte der Jüngere nie etwas dagegen, doch konnte er nicht sagen, ob er mehr darin sah, als bloße freundschaftliche Gesten.

Seufzend senkte Taehyung den Kopf und starrte an die weiß geflieste Wand. „Ich kann es ihm nicht einmal sagen..." Er hätte zu große Angst etwas kaputt zu machen. Die Stimmung danach wäre bestimmt nur komisch zwischen ihnen. Aber er war sich genauso sicher, dass er die Gefühle nicht für immer verstecken konnte. Die Worte drohten in jeder Sekunde über seine Lippen zu quellen. Er wollte ihm sein Herz öffnen, um ihm zu sagen, wie viel er ihm bedeutete.

Es war seltsam. Irgendwie war das, was er empfand, nicht einmal mehr bloße Verliebtheit. Auch wenn er sich vorher nie in jemanden verliebt hatte, wusste er trotzdem, dass er diese Phase bereits abgeschlossen hatte. Und das machte ihm Angst. Er wüsste nicht, was er tun sollte, wenn Jungkook seine Gefühle nicht erwidern würde, obwohl sich Taehyung niemanden anderen an seiner Seite wünschte.