Kapitel 8: Mauern - Schwer zu brechen

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Taehyung selbst schien es noch nicht bemerkt zu haben, dafür wirkte es auf die Umstehenden umso deutlicher. Er schien viel mehr in sich selbst auszugehen. Viel öfter zierte ein Lächeln seine Lippen, seine Stimmung war deutlich besser und er behandelte seine Mitmenschen um einiges besser als vorher. Durchaus machte seine schelmische Seite hier und da einen Auftritt, doch bis zu einem bestimmten Teil gehörte es zu seinem Charakter.

Außerdem schien er die Gesellschaft von Jungkook mehr zu genießen, als er es sich bisher so recht eingestehen wollte. Er hatte seit einer Weile nicht einmal mit seinen eigentlichen „Freunden" gesprochen. Zugegebenermaßen vermisste er sie nicht einmal. Es gab nichts, dem er nachtrauern konnte. Die Bindung zu ihnen war künstlich. Er hatte keine tiefgründigen Freundschaften. Alles beruhte nur auf seinem Beliebtheitsgrad. Er wusste, wenn er die Gunst der anderen verloren hatte, würde er schnell wieder alleine dastehen.

Er wusste nicht einmal, ob Jungkook ihm erhalten bleiben würde. Immerhin wurde die Bindung zwischen ihnen irgendwie aufgezwungen. Seitdem versuchten sie miteinander klarzukommen und das Beste daraus zu machen. Jedoch war sich Taehyung ziemlich sicher, dass der Jüngere seine Abneigung gegenüber ihm weiter bewahren könnte. Jemanden wie ihm zu vertrauen, war auch ziemlich schwierig. Er hatte den Leuten genug Gründe gegeben, warum man niemals auf ihn setzen sollte.

Trotzdem schien sich Jungkook sich eher mit ihm auseinanderzusetzen als der Rest. Auch wenn Jungkook ihm gegenüber noch deutlich reserviert war. Irgendwie fühlte er sich ein wenig verstanden. Zwar gerieten ihre Meinungen oft aneinander, doch irgendwie konnten sie sich organisieren. Sie hörten einander zu, ohne gleich zu urteilen.

Außerdem hatte er dieses Wochenende mit Jungkook deutlich genossen. Bisher dachte er, Partys, Drogen und Alkohol wären Spaß, doch tatsächlich machte es ihm unglaublich Freude sich mit Jungkook zu kabbeln, als wären sie alte Bekannte. Zuerst war er ein wenig genervt, da er sich mit keinem der Spiele auskannte. Abgesehen davon war Jungkook ein schrecklicher Lehrer. Doch zusammen hatten sie dennoch irgendwie eine amüsante Zeit.

Dementsprechend passierte das wohl Komischste, was die Studenten jemals sehen durften. Taehyung kam mit einem heiteren Lächeln im Gesicht zur Universität. Dieses Mal hatte er keine alten Damen im Bus terrorisiert, sondern hatte ihnen seinen Platz angeboten und sein Tag begann nicht so miserabel wie sonst. Er war in guter Stimmung. Tatsächlich freute er sich Jungkook an diesem Tag wiederzusehen.

Für ihm war es noch ein ziemlich seltsames Gefühl. Es war ihm ganz warm ums Herz. Glückshormone schwirrten durch seinen Körper, hielten ihn auf einem hormonellen Hoch. Leider würde seine gute Laune nicht für ewig anhalten. Im Gegensatz zu ihm, hatte Jungkook ihrem Treffen nichts Besonderes zugeschrieben. Viel mehr zweifelte er an Taehyungs Aufrichtigkeit.

An diesem Morgen kam er wie sonst auch zur Schule. Kopf zwischen die Schultern gezogen, Blick gesenkt, ein trüber Gesichtsausdruck. Er erwartete nichts vom Tag. Sich Hoffnungen zu machen, war das Dümmste, was er tun könnte, wenn die Enttäuschung ihn jedes Mal herunterriss. Stets aufs Neue. Ermüdend...

Dabei hatte sich sein Leben ziemlich auf den Kopf gestellt. Er war nicht mehr alleine. Ein ganz bestimmter Jemand drängte sich ständig zu ihm hindurch und er wusste nicht, ob er es gut finden sollte. Seine sonstige Komfortzone hatte er jedenfalls schon durchbrochen. Eigentlich war es kein schlechtes Gefühl... Irgendwo war es sogar aufregend.

In den letzten Tagen war er mehr aus sich herausgekommen. Er hatte sogar wirklichen Spaß seit langem. Normalerweise war er selbst in einen Schleier der Niedergeschlagenheit gehüllt. Selten sah er noch irgendetwas Positives. Dementsprechend wirkte sich diese dunklen Gefühle auf sein Verhalten aus. Sein Pessimismus prägte jeden seiner Schritte im Alltag.

Perfectly Imperfect - TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt