Es war komisch. Jungkook hatte gewusst, dass sich etwas ändern würde, trotzdem wusste er nicht so recht wie er damit umgehen sollte. Ihm fiel auf, dass er Taehyung in den letzten Wochen wirklich nahegekommen war. Körperlich und seelisch. Der plötzliche Abstand wirkte fast schon wie ein Entzug auf ihn und am Ende des Tages fühlte er sich selber ziemlich matt.
Durch seine Abfuhr konnte er nicht einfach so heimlich unter dem Tisch nach seiner Hand greifen und ihre Finger verschränken. Sie hatten keine gemeinsamen Nachmittage in der Bibliothek, wo sie sich gegenseitig nervten, anstatt produktiv zu sein. Stattdessen war jedes Gespräch kurz angebunden und eher oberflächlich.
Der wöchentliche Besuch beschränkte sich auf einen Tag und dieser war meistens die reinste Tortur. Sie wechselten kaum Worte. Taehyung starrte stumm vor sich hin und ließ bestimmt einen Meter Abstand zwischen ihnen. Jungkook juckte es regelrecht in den Fingern, diesen Abstand zu überbrücken, um ihm endlich wieder in die Arme fallen zu können. Doch das konnte er dem Älteren nicht antun. Wahrscheinlich taten ihm diese Gesten nur noch mehr weh.
Es war frustrierend. Alles in ihm sehnte sich danach, unbesorgt mit ihm herumzuwitzeln, bis der Tag endete, um in seiner warmen Umarmung einzuschlafen mit dem Wissen, dass er bei ihm sicher war. Das war die Freundschaft, die er wollte, oder? Hinter all dem steckte nicht mehr als das.
„Es fühlt sich so an, als würde er mir vollkommen entgleiten", murmelte er leise. Seufzend sah er Taehyung hinterher, der mit hängendem Kopf aus dem Schulgebäude schlurfte. Er hoffte wirklich, dass sich das alles wieder richten würde. Es tat ihm weh, den Älteren so zu sehen, nachdem er über die Zeit ein Stück seiner Lebensfreude zurückgewonnen hatte.
Selbst Hoseok hatte begonnen, sich Sorgen zu machen. Mittlerweile saßen sie selbst zur Mittagszeit meistens schweigend da. Jungkook fühlte sich unwohl mit dem Gedanken, ein angeregtes Gespräch anzufangen, um so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Hoseok versuchte oft etwas aus ihnen herauszubekommen, aber wirklich gelingen, tat es ihm nicht. Vor allem da Taehyung kaum reagierte.
Er sprach sie jedoch nie direkt auf die trübe Stimmung an. Nicht einmal seine sonstige gute Laune half. Es tat Jungkook leid, dass sie ihn so außenvor hielten. Aber es war nun mal eine Sache zwischen ihm und Taehyung. Also lächelte er ihn nur schmal an, wenn er sich mit einem Seufzen ergeben auf dem Stuhl zurückfallen ließ. Sie brauchten einfach ein wenig Zeit.
Nachdem Taehyung aus seinem Sichtfeld verschwunden war, wollte er weiter in die Bibliothek, um sich noch ein Buch für ein anstehendes Projekt zu holen. Hinter sich hörte er jemanden rufen, doch er fühlte sich nicht direkt angesprochen, zumindest bis er das Wort „Beanieboy" hörte. Irritiert blickte er nach hinten. Was sollte denn das jetzt für ein Spitzname sein?
Ein Junge mit blondem Haarschopf kam auf ihn zu gerannt, Arme wild durch die Luft wedelnd. Er konnte nicht sagen, dass er ihm bekannt vorkam. Jedenfalls aus der Ferne. Atemlos stützte sich der Junge mit den Beinen auf seinen Beinen ab. „Hey. Ich bräuchte kurz Hilfe." Als er den Kopf hob, erstarrte er regelrecht und dauerte keine zwei Sekunden bis sich Jungkooks Augen erschrocken weiteten. „Jimin."
Sein Gegenüber klappte leicht den Mund auf. Vollkommen sprachlos. Eine Hand streckte sich langsam in seine Richtung aus, bevor er sie jedoch eilig zurückzog. „Jungkook? Bist das wirklich du?" Es war, als wäre die Zeit eingefroren. Sie starrten sich vollkommen still an. Für Außenstehende mussten sie bestimmt komisch aussehen.
Jungkook musterte eingängig das Gesicht vor sich. Sein damaliger bester Freund hatte sich doch ein wenig verändert. Die weichen Wangen und die runde Form waren einer ausgeprägten Kieferlinie gewichen. Er sah deutlich älter aus. Auch sein Körper wirkte deutlich trainierter. Wahrscheinlich hatte das Tanzen sein Übriges getan. Nur eines schien sich nicht geändert zu haben. Das sanfte Funkeln in seinen Augen.
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Perfectly Imperfect - Taekook
RomanceTaehyung ist der Playboy der Schule. Nur allzu gerne stiftet er Unruhe und macht anderen das Leben zur Hölle. Sein Ruf ist wirklich nicht der Beste, doch die Mädchen fliegen auf ihn. Eines Tages begeht er einen schweren Fehler. Um seiner Strafe zu e...