Perfectly Imperfect - Taekook

Kapitel 19: Mut - Eine blühende Bekanntschaft

„Meinst du, ich kann jetzt noch absagen?" Jungkook rieb nervös die Hände aneinander. „Yoongi versteht das bestimmt." Mit ihm hatte er immer diese Art Distanz. Deswegen machte es ihm irgendwie ein wenig Angst, ihn tatsächlich zu treffen. Sie waren keinesfalls Fremde, aber da sie nur online miteinander sprachen, ließ sich die Existenz des anderen ignorieren, solange man von jeglichen digitalen Medien fernblieb.

Taehyung sah mit zusammengezogenen Augenbrauen zu ihm hinunter. Nicht, dass Jungkook das sehen würde. Schließlich schob der Ältere ihn von hinten durch die befüllten Straßen der Stadt. „Ich weiß nicht. Du meintest, ihm fiele es schwer sich unter Menschen zu begeben. Er wäre sicherlich nicht begeistert, wenn er sich umsonst, nach draußen gequält hat... und so schnell ergibt sich sicherlich kein neues Treffen."

Jungkook seufzte leicht aus und schmollte. Warum musste er auch so ernst sein? Letztendlich würde er eh keinen Rückzug machen, dafür bedeutete ihm Yoongi einfach zu viel. Aber er war ausgesprochen dankbar, dass Taehyung ihn zu ihrem Treffpunkt brachte. Dann musste er den Weg dorthin wenigstens nicht alleine finden.

Nach einigen Minuten erreichten sie auch ihr Ziel. Es war ein kleineres Café in einer Seitenstraße. Laut seinem Hyung war es dort eher ruhig, da es nie wirklich voll darin wurde, außer vielleicht mal zur Mittagszeit oder am Morgen. Je näher sie kamen, desto hibbeliger fühlte er sich. „Soll ich dich noch reinbringen oder schaffst du es von hier aus selber?", fragte Taehyung.

Jungkook räusperte sich leicht und blickte beschämt zur Seite. „Könntest... Könntest du vielleicht noch mit reinkommen?" Er wusste nicht, ob Yoongi schon da war und er wollte ungerne alleine dort drinnen sein. Wenn jemand anderes anwesend war, konnte er wenigstens die unangenehmen Blicke ignorieren.

Wenigstens strahlte der innere Bereich ein warmes Gefühl aus und bot genug abgeschottete Plätze, sodass weder Yoongi noch Jungkook befürchten mussten, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Aber wie es aussah war sein Hyung tatsächlich noch gar nicht hier. Die mintfarbenen Haare wären ihm wohl aufgefallen.

„Soll ich dir schon etwas holen?" Sie hatten sich bereits den Weg an den neugierigen, teilweise auch mitleidigen Gesichtern vorbei gebahnt und sich in den hinteren Bereich des Cafés verzogen, wo sich die wenigsten Gäste aufhielten. Jungkook schüttelte den Kopf. „Ich warte lieber, bis er da ist."

Er wusste selber nicht, wieso er so schrecklich nervös war. Lag es daran, dass sich Yoongi tatsächlich ein Bild von ihm und seiner Persönlichkeit machen konnte? Vielleicht machte er sich zu viele Gedanken. Yoongi würde bestimmt nicht den Kontakt abbrechen, selbst wenn etwas heute schiefgehen sollte.

Jungkook spürte wie sich eine Hand auf seine legte. Fragend sah er zu Taehyung hinüber, der sich vorerst auf den Platz gesetzt hatte, solange sie warteten. „Du tippst schon seit einigen Minuten mit den Fingern auf der Tischplatte." Er schmunzelte leicht. „Entspann dich doch ein wenig. Das wird alles anders, als du es dir schon wieder in deinem Kopf ausmalst."

„Ich weiß... aber was, wenn uns die Gesprächsthemen ausgehen?" Er hasste unangenehme Stille. „Bei mir passiert dir das doch auch nicht." Jungkook zog eine kleine Schnute. „Du bist auch jemand ganz anderes. Mittlerweile verstehen wir uns, auch ohne zu reden." Taehyung war mit ihm so emotional auf einer Ebene, dass ihm kaum etwas in seiner Nähe schwerfiel.

Der Ältere lächelte warm und drückte seine Hand. „Das bedeutet mir auch ziemlich viel. Ich bin dankbar, dass wir es an diesen Punkt geschafft haben." Auf Jungkooks Lippen bildete sich ebenfalls ein Lächeln. Eigentlich wollte er auch gerade etwas erwidern, als die plötzliche Stimme neben ihm, ihn erst einmal erschrocken zusammenfahren ließ. „Stör ich bei eurem Date?"

Mit großen Augen sah er auf. Dort stand ein junger Mann mit weißem Mundschutz und schwarzem Beanie. Erst die vereinzelten blaugrünen Haarsträhnen und die stechenden Augen verrieten ihm, wer sich darunter versteckte. „Yoongi", fiepte er überrascht. „Was? Ich dachte, es wäre klar, dass ich komme." Er schüttelte leicht den Kopf. „Ich will auch ungerne euer Rendezvous unterbrechen."