Jungkook fühlte sich, als hätte man ihm die rosarote Brille aufgesetzt. In letzter Zeit versuchte er an allem das Positive zu sehen, selbst als er eine Strafarbeit aufgebrummt bekommen hatte – was er aus seiner Sicht trotzdem nicht verdient hatte – sah er diese als Chance noch einmal ein wenig Übung zu bekommen. Letztendlich hatte er jedoch am Abend geflucht, da er weniger Zeit mit Taehyung verbringen konnte.
Es war schon komisch. Er dachte am Anfang nicht, dass es ihm jemals so einfach in einer Beziehung mit seinem besten Freund ergehen würde. Jedoch fühlte sich alles ganz natürlich an. Die sanften Gesten, die sie miteinander austauschten, beruhten nicht auf Zwang, eher Instinkt. Er suchte stets von selbst Taehyungs Nähe und ließ keine Chance aus, bei ihm zu sein. Wenn sich Taehyung neben ihn setzte, lehnte er sich sofort in seine Seite. Erhielt er einen Kuss auf die Wange, drehte er seinen Kopf und vereinte ihre Lippen. Sie suchten beide eigentlich ständig irgendwelchen Kontakt zueinander.
Vor ihrer Beziehung hatten sie auch schon viel aneinandergeklebt, aber nun fiel es ihm schwer überhaupt einen Abend ohne Taehyungs Gesellschaft zu verbringen. Doch vielleicht könnten sie mal einige Stunden ein wenig Abstand gebrauchen. Schließlich hockten sie seit Tagen aufeinander und Jungkook befürchtete, dass die Blase seiner heilen Welt irgendwann platzen könnte.
Also beschloss er einen Nachmittag ihrem anderen Freund zu widmen, den sie in letzter Zeit ein wenig vernachlässigt hatten. Hoseok musste sich oft ihr Liebäugeln am Esstisch in der Mensa antun. Auch wenn er glücklich für sie zu sein schien, kam Jungkook nicht umhin zu denken, er müsse sich fühlen wie das fünfte Rad am Wagen. Er stand schon von Anfang an ein wenig außen vor. Taehyung und Jungkook kommunizierten auf einer ganz anderen Ebene miteinander. Sie brauchten keine Worte um einander zu verstehen.
Tatsächlich wusste er zuerst gar nicht, was genau sie machen würden. Obwohl er eigentlich etwas planen wollte, hatte Hoseok ihn überredet, stattdessen bei ihm mitzukommen. Nach ihrer letzten Vorlesung hatten sie sich auf den Weg gemacht. Wahrscheinlich würden sie den Rest des Tages miteinander verbringen, auch wenn der Abend wieder für Taehyung reserviert war.
Als sie vor einem der bekanntesten Tanzstudios in ihrer näheren Umgebung ankamen, konnte er nicht anders als große Augen zu machen. Der Ältere kratzte sich am Nacken und lächelte unsicher. „Ich hoffe das ist okay für dich." Jungkook nickte leicht. Er konnte seine Stimmung gerade nicht selber so recht zuordnen. Er hatte damit abgeschlossen, dennoch war stets dieses bitter-süße Gefühl in seiner Brust. Tanzen hatte noch immer so viel von seinem Leben ausgemacht... ach was würde er dafür geben, sich noch einmal die Musik so zu eigen zu machen.
„Ich denke, ich werde damit klarkommen." Aber er wusste nicht wie er sich nach dem Besuch fühlen würde. Wäre er verbittert? Wütend? Enttäuscht? „Willst du mir eine Choreographie zeigen?", fragte er, als Hoseok ihn durch den Eingangsbereich schob. Er konnte sich nicht so ganz vorstellen wie sie ihre Zeit hier zusammen verbringen wollten. So sehr er das Tanzen auch liebte, wusste er nicht, ob er damit umgehen könnte, andere die ganze Zeit dabei zu beobachten wie sie seinen Traum lebten.
„Ja. Das auch. Aber ich bin nicht alleine hier." Hoseok zwinkerte ihm zu. Er führte sie zu einem der Trainingssäle. Ein breites Fenster gab einem die Möglichkeit vom Flur hinein zu linsen. Jungkook klappte der Mund auf. Die Gestalt die so gekonnt über den Boden glitt, kam ihm nur zu gut bekannt vor. „Jimin", sagte er leise.
Sie stoppten kurz vor dem Fenster, da sich Jungkook nicht für eine Sekunde von dem Anblick lösen wollte. Seit wann war er so ausdrucksvoll? Sein Körper zeigte voller Inbrunst jede Sekunde der Leidenschaft. Jede Bewegung steckte voller Eleganz und Stärke. Jimin schien vollkommen die Macht über die Musik zu haben, die nur sanft durch die geschlossene Tür drang.
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Perfectly Imperfect - Taekook
RomanceTaehyung ist der Playboy der Schule. Nur allzu gerne stiftet er Unruhe und macht anderen das Leben zur Hölle. Sein Ruf ist wirklich nicht der Beste, doch die Mädchen fliegen auf ihn. Eines Tages begeht er einen schweren Fehler. Um seiner Strafe zu e...