Kapitel 3: Idiotie - Ein Grund geschlagen zu werden

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Es stand fest. Am liebsten würde er diesem neureichen Muttersöhnchen den Hals umdrehen. Sie kannten sich, wenn es hochkommt, gerade mal drei Stunden und davon hatte er die Hälfte der Zeit im Unterricht verbracht, zu dem er wohl angemerkt viel zu spät erschienen ist. Ein gewisser Jemand war ja der Meinung, ihn auf seinem Weg zum Hörsaal zu belästigen.

Bis zu diesem Lebtag war er auch super alleine zurechtgekommen, doch nun wurde ihm dieses Anhängsel verpasst, welches wohl dachte, er wäre vollkommen inkompetent. Nach einer fünfminütigen Diskussion hatte er sich schließlich irgendwann breitschlagen lassen, sich zu seinem Raum schieben zu lassen. Ausgesprochen demütigend. Aber Taehyung hatte darauf bestanden, Initiative zu zeigen, nachdem es ihm schon aufgezwungen wurde. Möglicherweise konnten sie dann umso schneller wieder getrennte Wege gehen.

Das wäre ja ein Traum. Er hätte sich darauf eingelassen, ein gutes Team vorzuspielen, um diesen Kotzbrocken von Person, endlich loszuwerden, doch dieser Typ war so vollkommen geblendet, dass es schier unmöglich erschien.

Zugegebenermaßen hatte er im Vorherein auch schon keinen guten Eindruck von ihm. Jeder kannte Kim Taehyung. Der Schönling mit dem silbern gefärbten Haar. Die Blondierung vorher, musste ihm wohl ordentlich zum Hirn durchgesickert sein. So dämlich wie er sich manchmal verhielt. Wahrscheinlich hatte er schon um die 100 Hausregeln verstoßen und dabei gab es nicht einmal annähernd so viele.

Schon eh und je war er vollkommen selbstüberzeugt von sich gewesen. Man konnte ihn regelrecht über die ganze Mensa prahlen hören. Das laute Lachen, was oftmals von seinem Tisch ausging, war ohrenbetäubend. Er und seine ganzen „Freunde" waren einfach unausstehlich. Sie waren selbsteingenommen, unfreundlich und herablassend. Kurz gesagt: Sie hielten sich für etwas Besseres. Dabei würde Jungkook sie zum Abschaum der Welt abtun.

Und nein. Er sprach nicht aus Eifersucht. Vielleicht hatte er keine Freunde, doch er pflegte seine ruhige Einsamkeit. Andere Menschen waren nur störend und eine Last für ihn. Abgesehen davon musste er keinem anderen mehr vertrauen. So falsch wie die meisten waren, konnte er auch gut darauf verzichten. Denn letztendlich musste wohl Taehyung einer der einsamsten Personen sein. Er war so von Schein und Trugbildern umgeben, dass er eines Tages darin ersticken würde. Irgendwann würde er realisieren, wie traurig sein Leben war.

Vielleicht auch nicht. Möglicherweise liebte er auch seine Blase der Arroganz mit seinen Gleichgesinnten, die genauso weit dachten wie Kleinkinder und das war noch zu nett ausgedrückt. Kinder waren ja im Gegensatz zu ihnen die reinsten Engel. Und das sagte er, als jemand der fast 24/7 von den kleinen Bälgern genervt war.

Wie gerne hätte er seine Pause jetzt in Ruhe genossen, doch diese musste er von nun an mit Taehyung verbringen. Mit dem Tablett auf dem Schoß rollte er zu dem Tisch, wo Taehyung bereits saß... oder sich eher gesagt hingefläzt hatte mit beiden Beinen auf dem Tisch. „Du solltest dich echt glücklich schätzen, dass du Zeit mit mir verbringen kannst. Das darf nicht jeder", meinte er gelangweilt.

Jungkook rümpfte leicht seine Nase. Konnte jemand diesem Kerl eine überziehen? Bitte? „Träum weiter, du Oger. Ich würde mir lieber selbst die Kugel geben, bevor ich Zeit mit dir verbringen würde." Dennoch war er hier. Bei ihm. Noch immer am Leben. Mittlerweile musste er aber schon „leider" sagen. Denn bestimmt würde er die nächsten Tage nur schwer überstehen und seine Hirnzellen absterben lassen.

„Gib es zu. Du liebst es, hier sein zu können. Einmal im Leben bei den wichtigen Persönlichkeiten dieser Schule zu sitzen, um ein wenig Aufmerksamkeit zu ergattern", grinste der Ältere. Angeekelt rümpfte Jungkook die Nase. Wie konnte ein Mensch nur so abartig sein? „Du... Ich bekomme auch schon so genug Aufmerksamkeit. Dafür brauche ich dich nicht", gab er trocken zurück. Vielleicht sprach er von unerwünschter Aufmerksamkeit... aber immerhin etwas. „Außerdem rechnest du dir ein bisschen zu viel an. Du bist sicher alles andere als wichtig. Du bist einer der austauschbarsten Menschen, die mir je untergekommen sind. Mir wäre es so egal, wenn einer von euch Neureichen über Nacht auf einmal verschwinden würde."

Perfectly Imperfect - TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt