Kapitel 5

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Es ist bereits ein neuer Tag angebrochen und Mika steht in einer kurzen Hose und dem viel zu großem T-Shirt von Arkin in der Küche und bereitet Frühstück für alle zu. Mit 'alle' sind die beiden Vampire, sein Gast Agnar und er selber gemeint. Moon hat bereits seine erste Mahlzeit erhalten, hat sich danach allerdings wieder schlafen gelegt. In Gedanken versunken rutscht der zierliche Omega beim Schneiden der Mango ab und erwischt einen Finger mit dem Messer. Erschrocken lässt er es fallen und zieht scharf die Luft ein. Schnell greift er nach einem Taschentuch und drückt es auf die blutende Wunde. Während er versucht, die Blutung zu stoppen, kommt der braune Wolf angehumpelt. Er hat sich sorgen um seinen Retter gemacht, als etwas klirrte und dieser zu fluchen begann. Leicht lächelnd schaut der Omega auf den Wolf herab, um ihm zu signalisieren, dass alles ok ist. Zeitgleich öffnet sich die Eingangstür und ein fröhlicher Arkin platzt mit einem lauten "Guten Morgen" in die Küche. Doch sobald er den Fremden erblickt bleibt er wie versteinert stehen, sodass Birger in ihn hineinläuft und zu Boden fällt.
"WAS SOLL DAS MIKA!", beginnt der Vampir zu schreien. " WIESO IST EIN FREMDER WOLF AUF MEINEM GEBIET UND NOCH DAZU IN DEINEM HAUS! WARUM HAST DU MIR NICHT BESCHEID GEGEBEN! WAS HAST DU DIR DABEI NUR GEDACHT! DU HAST MICH NICHT EINMAL GEFRAGT! ICH BIN HIER DER ANFÜHRER AUF DEM GEBIET UND HABE DAS SAGEN! DU KANNST NICHT EINFACH JEMAND FREMDES OHNE MEINE ERLAUBNIS IN MEIN GEBIET BRINGEN!", redet sich Arkin immer mehr in Rage. Völlig von seiner Wut und dem köstlichen Duft von Mikas Blut benebelt, bemerkt er nicht, dass sich der Omega immer kleiner macht, vor Angst zittert und heiße Tänen seine Wangen hinunterlaufen. Mit einem Schnauben rennt der Vampirprinz aus dem kleinen Häuschen, dicht gefolgt von seinem besten Freund. Dieser hat den beiden Wölfen noch einen entschuldigenden Blick zu geworfen, ehe er seinem Kumpel hinterläuft und auf diesen einredet.

Mika versucht seine Tränen wegzuwischen, doch vergebens. Auch erklingen immer wieder herzzereizende Schluchzer. Winselnd drückt der Beta seinen Kopf gegen Mikas Beine um ihn zu trösten. Nach einigen tiefen Atemzügen spricht der zierliche Junge mit brüchiger Stimme: " Egal was der Prinz gerade gesagt hat. Ich möchte das du bitte solange hier bleibst, bist deine Wunde verheilt ist. Ich werde jetzt eine Runde draußen gehen, um mich zu beruhigen. Iss in der Zeit ruhig etwas und leg dich dann wieder hin." Mit diesen Worten lächelt der Omega traurig, krault den Beta hinter seinen Ohren und begibt sich dann in den Garten. Dort verwandelt er sich in seine weiße reine Wolfsform. Mit einem traurigen Blick und hängendem Kopf geht er durch das Tor und versinkt in seinen Gedanken. Ihn haben die Worte von Arkin schwer getroffen. Es hat ihn an seine alte Zeit im Rudel erinnert. Dort wurde er täglich verbal angegangen und ausgeschimpft, für Handlungen, die dem jungen Alpha nicht gefielen. Natürlich kamen damals noch tägliche Schläge dazu. Er hatte nie die Chance erhalten, sich zu rechtfertigen oder die Situation zu erklären. So auch eben in der Küche. Mikas Plan war es eigentlich gewesen, Arkin an der Tür zu begrüßen und ihm  dann das Geschehen von der gestrigen Nacht zu erklären. Doch leider kam es anders. Außerdem kommt noch dazu, dass Mika nuneinmal ein Omega ist und somit auch von Natur aus eher sensibler ist und Arkin sehr mag.
Ein tiefes Knurren reißt den jungen Wolf aus seinen Gedanken. Vor ihm stehen zwei schwarze Wölfe. Zwei Jäger.
Er hatte nicht mitbekommen, dass er bereits ihm Niemandsland ist. Ängstlich zieht der Omega seine Rute zwischen die Beine und tapst ein paar Schritte zurück. Blitzschnell dreht er sich um und rennt los in Richtung seines Zuhauses. Die beiden wilden Wölfe sind ihm dicht auf den Fersen. Einer von den beiden läuft seitlich zu Mika und setzt zum Sprung an. Dieser erwischt die Flanke des Omegas, kann ihn aber nicht festhalten. Unter starken Schmerzen läuft Mika weiter und erkennt schon das Ende des Waldes und somit die Grenze. Erneut spürt er Krallen an seinem Körper, die sich tief in seine Hüfte bohren. Dadurch stolpert er und rollt einge Meter nach vorne. Hecktisch ein und ausatment Blick er auf und sieht die beiden Wölfe etwas von ihm entfernt stehen. Als er zur Mondgöttin um sein Leben betet, knurren die beiden Wilden erneut, doch laufen dann von ihm weg. Erst jetzt bemerkt der verletzte weiße Wolf, dass er wieder auf dem Gebiet der Vampir ist. Mit letzter Kraft schleppt er sich zu seinem Garten. Mit einem schmerzhaften und erschöpften Jaulen lässt er sich auf den Boden unter einem seiner Äpfelbäume fallen und schließt die Augen. Seine Kräft haben ihn verlassen und die Schmerzen übernehmen sein Bewusstsein.
Agnar, der wie auf heißen Kohlen auf Mika wartet, erhört das leise jaulen und humpelt sofort in den Garten. Als er den schwer verwundeten Mika entdeckt, der schwach atmet, beginnt er laut zu heulen. So schnell wie möglicht läuft er auf drei Beinen zu dem Omega hin und stuppst ihn vorsichtig mit seiner Schnauze an. Das sonst weiße Fell ist blutdurchtränkt und die kristallblauen Augen sind geschlossen. Ohne zu zögern hebt der Beta Mika wie einen Welpe am Nacken hoch und trägt ihn ins innere des Hauses. Während Mika in der schwarzen Ewigkeit gefangen ist, hat ihn Agnar auf den Teppich im Wintergarten gelegt und ein Handtuch auf seine große Bisswunde gedrückt. Dieser hofft, das der Vampirprinz sein Heulen erhört und ihm zu hilfe eilt, da er in Wolfsgestalt wenig ausrichten kann. Verzweifelt rollt sich der Beta um Mika zusammen, drück mit einer seiner Vorderpfoten das Tuch sachte auf die schlimmer Verletzung an der Flanke und beginnt ihn hinter den Ohren und am Rücken sauber zu lecken, wie es Wolfsmütter bei ihren Jungen machen.

Arkin hat sich mittlerweile wieder von seinem Wutanfall beruhigt und durfte sich eine saftige Standpauke von seinem besten Kumpel anhören. Er hat ein schlechtes Gewissen und bereut zutiefst seine Worte. Er würde sich am liebsten selber Ohrfeigen für sein Verhalten. Er hat Mika nicht einmal zu Worten kommen lassen! Die Ohrfeige hat Birger gerne für ihn übernommen . Nun steht der Vampirprinz mit einer roten Wange auf dem Marktplatz und kauft einen riesigen Blumenstrauße, frisches Obst und massenhaft Schokolade. Natürlich wird er sich nicht nur mit materiellen Dingen bei seinem Wolf entschuldigen. Er hofft, dass Mika ihm verzeiht und ihn trotzdem noch mag. Er würde es sich selber nicht verzeihen, wenn er ihn durch seine eigene Dummheit verlieren würde!
Nachdem Arkin alles hat, begibt er sich mit Birger, der den Einkauf natürlich für seine Hohheit tragen darf, auf den Weg zu dem kleinen Häuschen, als sie das laute Heulen eines Wolfes hören. "Mika", flüstert Arkin besorgt und steht innerhalb weniger Sekund vor der Tür des Omegas.  Mit zittrigen Händen öffnet er diese und sofort kommt Moon auf ihn zu geflogen. Die kleine Fledermaus fiept immerwieder  und zieht den Vampir an dessen Hemd hintersich her in den Wintergarten. Dort wird er von Agner sehnsüchtig er wartet. Er richtet sich auf und gibt somit die Sicht auf den einst weißen Wolf frei. Das entsetzliches Bild, dass sich Arkin bietet, wird ihn womöglich noch lange verfolgen und er weiß, es ist seine Schuld.

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Ich wünsche euch einen guten Start morgen in die neue Woche :)

Gefährten- Zwischen Mond und BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt