♕31 - Weg ins Nichts♛

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♕ Taehyung ♛

Es war egal, in welche Richtung ich ging und es war egal, wohin ich schaute. Jeder Baum an dem ich vorbeiging und jedes Gestrüpp, das meinen Körper streifte gleichte dem nächsten und ich kam zu dem Punkt, an dem ich nicht mehr wusste, wohin mich meine Beine gebracht hatten. War ich dauernd nur in eine Richtung gelaufen, war ich an daa andere Ende des Waldes gelangt oder war ich sinnlos im Kreis umhergewandert? Ich wusste es nicht.

Was ich wusste war die Tatsache, dass ich Jeongguk verloren hatte und nicht mehr finden konnte. Ich hatte kein Gefühl für die Zeit und wusste nicht, wie lange ich schon nach ihm suchte. Meine Rufe nach ihm wurden alle von der schier unendlichen Tiefe des Waldes geschluckt. Ein beängstigendes Grau lag in der Luft und nahm mir die Sicht, ich konnte nichts erkennen außer das, was direkt vor mir lag. Wenn mein Körper nicht funktionierte, funktionierte aber mein Geist mindestens doppelt so scharf wie sonst, denn tausende Gedanken schossen mir zeitgleich durch den Kopf.

Ein Seufzen entwich meinen Lippen und ich kam zum Stehen. Ich stellte fest, dass ich ihn so nicht wieder finden würde und deshalb musste ich mir etwas besseres einfallen lassen. In letzter Zeit geschahen so viele merkwürdigen Dinge, die alle aufeinander basierten. Dinge, die man eigentlich nur aus Märchengeschichten kannte.

Sie alle dienten einem Zweck und hatten eine Bedeutung, von der ich das große Gesamtbild noch nicht erfassen konnte und so war es auch gerade. Es konnte kein Zufall sein, dass wir hierher geschickt und dann getrennt wurden.
Das sinnvollste in dieser Situation wäre jetzt vermutlich zu unserem Zielort - dem Mondlichtsee - zu gehen und dort auf ihn zu warten, in der Hoffnung, dass er denselben Gedanken hat.

Aber wenn die Lösung so einfach war, warum würde man uns dann voneinander trennen? Basierend auf der Vermutung, dass das hier kein Zufall war natürlich.

Ich kratzte an meinem Hinterkopf und schaute empor, in den Himmel, den ich schon gar nicht mehr wirklich erkennen konnte. Es war egal, wie viele Gedanken ich mir machte, die Lösung würde mir nicht einfach in die Hand springen und deshalb entschied ich mich dazu, nach dem Mondlichtsee zu suchen.

»Ich hoffe, ihm geht es gut«, murmelte ich leise vor mich hin als weiter voran marschierte. Im Gegensatz zu vorhin war mein Tempo nicht mehr ganz so schnell, denn wer weiß, wofür ich meine Kraft später noch brauchen werde?

Die Zeit verstrich und ich wusste nicht einmal wirklich, ob ich mich meinem Zielort näherte. Mein Gefühl sagte mir, dass das der richtige Weg war, aber ob ein Logik-basierender Mensch wie ich seinem Gefühl trauen konnte? In einer Welt, in der Gefühle mit Füßen getreten wurden und in der man noch nicht einmal zögerte, das Leben eines anderen Menschen zu beenden?

Kopfschüttelnd verwarf ich den Gedanken wieder und konzentrierte mich lieber auf den Weg vor mir. Da meine Sicht eingeschränkt war, musste ich noch mal vorsichtiger sein als sonst. Wenn mir hier etwas geschah, dann war ich ganz auf mich alleine gestellt.

Ein plötzliches Zischen ließ mich abrupt innehalten und in meinem Körper regten sich gerade sämtliche Sicherheitsmechanismen. Was auch immer das war, konnte gefährlich sein.

Ich blickte umher, aber erkannte nach wie vor nichts, weshalb ich mit der Stirn runzelte und fragte, ob meine Sinne mir jetzt auch noch Streiche spielten. Als wäre es nicht schon genug, dass meine Gedanken ein einziges Chaos waren.
Aber irgendwas sagte mir, dass das keine Einbildung war und ich tatsächlich nicht alleine war. Die Erlebnisse der letzten Tage hatten mir eines gezeigt: Man war niemals alleine, selbst wenn man niemanden um sich herum sehen konnte.

»Komm schon raus«, rief ich dann in den Wald.

Fast schon wie auf Kommando raschelte das Gebüsch neben mir und ein leichter Windhauch streifte mein Gesicht. Ich erkannte etwas, das nicht zu dem Grau in der Luft passte. Es war keine Silhouette und demnach auch keine Person, es war eher etwas schillerndes, das in der Luft hing und meine Augen faszinierte. Wie von einer fremden Macht gesteuert lief ich darauf zu, mein Geist war auf dieses Licht fixiert.

Als ich dort war spürte ich eine mir vertraute Wärme, fast so wie die, die ein Kind von seinen Eltern erhielt. Ein Gefühl, das ich mir nicht erklären konnte, denn das einzige, was ich vor mir sah, war ein schillerndes Licht. Es war keine Reflektion der Sonne, weshalb ich versuchte es zu berühren, doch es verschwand und ich schaute mich erschrocken um.

Ich erblickte das Licht wieder etwas weiter von mir entfernt und fand schnell heraus, dass es mich wohin bringen wollte, weshalb ich einfach mitspielte. Ich hatte keine Ahnung, was am Ziel auf mich warten würde, doch alles war besser als sich in einem vernebelten Wald zu verlaufen und nie mehr heraus zufinden.

Von Weitem erkannte ich die Silhouette einer Person und ein Funken Freude breitete sich in meinem Gesicht aus. Ich dachte, das Licht wollte mich zu Jeongguk führen und meiner ewigen Suche ein Ende bereiten. Aber schnell stellte sich heraus, dass das nicht der Fall war.

Je näher ich kam, desto merkwürdiger wirkte diese Gestalt auf mich. Sie sah aus wie ein Mensch, aber irgendwie nicht wie von dieser Welt. Noch ehe ich einen weiteren Gedanken damit verbringen konnte, was das alles zu bedeuten hatte, schaute die Person mir direkt in die Augen.
Seine Augen waren klar wie die Sternennacht, seine Aura majestätisch.

Er wirkte nicht wie ein Mensch, weil er genauso schillerte wie das Licht, das mich hierher geführt hatte.

»Hallo, Prinz von Alvarez.«

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 19, 2021 ⏰

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