♕27 - Morgenröte♛

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♕ Jeongguk ♛

Das Licht drang in mein Gemach und ich versuchte mit großen Bemühungen meine Augen zu öffnen. Die zunächst bloß schemenhaften Umrisse waren immer klarer zu erkennen und ich gähnte einmal ziemlich laut. Ich fühlte mich müde und erschöpft, doch hatte leider nicht das Privileg den ganzen Tag zu schlafen und mich auszuruhen.

Aber das, was letzte Nacht geschehen war, ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf und nach wie vor grübelte ich über Fragen, deren Antworten noch viel verstrickter waren als es schien. Ich stand auf und streckte mich ausgiebig, fuhr mir dann durch meine von dem Schlaf zersausten Haare, ehe ich seufzte und die Tür meines Gemaches öffnete.

Ich trappte den Weg entlang und wurde direkt in Empfang genommen. Es war immer ein merkwürdiges Gefühl, wenn die Leute einen hier behandelten wie einen Gott, man selbst aber nicht einmal ihrem Namen kannte.

»Guten Morgen, Prinz Jeongguk. Hast du gut geschlafen?«, wurde ich gefragt und leicht nachdenklich nickte ich mit dem Kopf, schließlich musste keiner von meinem nächtlichen Abenteuer erfahren und das war vermutlich auch besser so.

»Der König lässt ausrichten, dass du ihn sofort aufsuchen sollst, sobald du diese Nachricht erhalten hast«, sagte er noch und wartete für einen Moment meine Reaktion ab, ich brummte bloß und stolzierte an ihm vorbei. Allerdings rollte ich mit den Augen, denn ich wollte gerade bloß meine Ruhe haben.

Ich folgte dem Weg, den ich seit ich lebe schon abertausende Male hinter mich gebracht hatte und kam irgendwann vor der Tür an, die in den Saal führen würde, in dem sich aus der Thron meines Vaters befand. Ich klopfte nicht an, ich öffnete sie einfach und nickte den beiden Wachen zu, die sich ebenso in dem Saal befanden.

»Vater«, sagte ich, als ich seine würdevolle Gestalt erblickte und unsere Blicke trafen sich für einen Moment, er nickte leicht mit dem Kopf. »Jeongguk«, rief er laut meinen Namen und ich ging noch ein paar mehr Schritte auf ihn zu. Nach wie vor wusste ich nicht, weshalb er mit mir sprechen wollte, aber seiner Miene zu urteilen musste etwas wichtiges sein, sonst würde er mich nicht extra hierher bestellen. Und kurz daraufhin erkannte ich, dass er nicht alleine war. Er war umgeben von Beratern, die mich musterten.

»Was gibt es?«, fragte ich und konnte mir ein Gähnen nicht verkneifen. Nicht sonderlich königlich, das musste ich zugeben.
Er lachte für einen Moment auf, »Was hast du getan, dass du erst jetzt wieder erwacht bist?«, wollte er dann von mir wissen und ich zuckte bloß mit dem Schultern. Es war nicht möglich, dass er etwas ahnte und wenn er es tat, hätte er es anders ausgedrückt, also spielte ich es herunter, genauso wie ich es eben getan hatte als der Bedienstete mich gefragt hatte.

»Na ja, ist auch nicht weiter wichtig«, verwarf er dann wieder das Thema und ich inspizierte ihn einmal von oben bis unten. Ich hatte ein merkwürdiges Gefühl, doch konnte weder den Ursprung davon nicht ausfindig machen, noch fiel mir eine Erklärung dafür ein.

»Wie du vermutlich weißt, hatten wir vor nichr allzu langer Zeit unangebrachten Besuch hier«, fing er an zu erzählen und schon alleine dass es um dieses Thema ging, konnte im Grunde nichts gutes verheißen.
»Das hat sich im Land rumgesprochen und nun zweifeln einige Bürger an unserer Autorität als Herrscher«, erklärte er mir dann und ich zog skeptisch meine Augenbraue nach oben.

Dass sich diese Information verbreiten würde wie ein Lauffeuer, hatte ich mir schon von Anfang an gedacht und auch, dass die Bürger nun an uns zweifelten, wunderte mich nicht sonderlich. Sie wuchsen in dem Glauben auf, dass Alvarez unser aller Todfeind war und auf einmal spazierten ein paar Menschen von dort in unser Reich, ohne dass wir etwas dagegen unternommen hatten.

»Und was gedenkst du, dagegen zu unternehmen?«, fragte ich ihn dann und war mir nicht sicher, ob ich es überhaupt wissen würde. Wenn er mich hierher bestellte, hatte es mit ziemlicher Sicherheit auch etwas mit mir zu tun.

Er legte seine Finger an sein Kinn und wirkte für einen Augenblick lang, als müsste er erst noch darüber nachdenken, aber dann erkannte ich ein Blitzen in seinen Augen, das mir zeigte, dass er schon genau wusste, was er vor hatte zu tun.
»Wir müssen unseren Bürgern zeigen, dass sie uns vertrauen können. Also liegt es nahe, dass wir etwas tun, womit wir das auch beweisen«, referierter er und ich seufzte innerlich.

Ich warf ihm einen noch immer verwirrten und fragenden Blick zu und er verschränkte seine Arme vor seinem Oberkörper. »Ich plane einen Angriff auf das Königreich von Alvarez«, beendete er dann die Erläuterung seines Vorhabens und augenblicklich sträubten sich meine Nackenhaare.

»Und wie soll uns das helfen, das Vertrauen unserer Bürger zurück zu bekommen? Vertrauen durch Gewalt zu erzwingen kann gar nicht gut gehen«, erwiderte ich zweifelnd und erntete dafür böse Blicke. Normalerweise würde ich auch nicht auf diese Weise reagieren, nicht umsonst nannten sie mich den Blutprinzen. Aber aus irgendeinem Grund konnte ich mich mit einem weiteren Blutvergießen nicht anfreunden, zumal das ein Kampf wäre, der noch nicht mal einen Grund hatte.

»Indem wir zeigen, dass wir ihnen überlegen sind, werden die Zweifel der Bürger verschwinden«, mischte sich nun einer der Berater ein und ich konnte schwören, dass wenn ich ihm mit meinem Schwert den Kopf abtrennte, es keine Tat wäre, die ich bereuen würde.

Aber ich hatte nicht groß die Möglichkeit etwas zu sagen, denn es schien, als hätte mein Vater sich schon dazu entschieden und wenn er sich einmal etwas in den Kopf setzte, war es fast schon unmöglich, ihn von diesem Vorhaben wieder abzubringen. Zumal er Stolz und Würde besaß, die seinen Glauben noch mal bestärkten. Aber das musste man manchmal besitzen, sonst war man in einer Welt wie dieser hoffnungslos verloren.

»Jeongguk, du wirst auf diesem Schlachtzug mitkommen«, sagte mein Vater dann wieder und ich biss mir für eine Sekunde auf die Unterlippe, ehe ich mit festem Blick den Kopf nickte und mir keinerlei Zweifel anmerken ließ.
»Wann findet dieser Angriff statt?«, erkundete ich mich dann und zischte dann einmal.

»Er wird in genau zwei Tagen stattfinden, also fang schon mal an, dich darauf vorzubereiten. Das wird blutig.«

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Kurze Frage am Rande:

Ich versuche die Geschichte langsamer voranzubringen und mehr auf Details einzugehen, aber findet ihr, dass es hier zu langsam vorangeht oder ist es so angenehm zum Lesen?

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