♕7 - Der vereiste Wald♛

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Taehyung

»Stelle dir vor, wie deine Umgebung vor dir langsam vereist, sich in deinen Gedanken ein Wald bildet und dieser dann langsam zur Realität wird.« Es war die Stimme, die mich immer dann heimsuchte, wenn ich an etwas zweifelte. Es war genau diese Art von Träume, die es mir unmöglich machte, auch nur einen Funken Erholung in meinen Nächten zu erhalten.

Mein Körper wurde in ein grelles Licht gehüllt und für eine Weile konnte ich nichts weiter erkennen, als ein paar wenige Farben, die schemenhaft vor meinem Blickfeld auftauchten, während die Grelligkeit dann langsam verblasste und sich meine Augen an die neuen Sichtverhältnisse gewöhnten.

Ich blickte vorsichtig nach unten auf den Boden, plötzlich trug ich feste, schwarze Stiefel und eine dunkelbraune Hose, wie so jedes Mal, wenn ich diesen Ort hier besuchte. »Taehyung«, hörte ich eine finstere Stimme nach mir rufen und blickte erschrocken auf, nur um dann das zu sehen, wovor ich mich so sehr fürchtete.

Es war ein riesiger Baum, der seine Wurzeln über das gesamte Feld geschlagen hatte und um ihn herum gab es viele kleinere Bäume, die sich trotzdem noch titanisch über mich erstreckten und im Vergleich zu mir noch immer Giganten waren. Mit ihnen konnte ich mich nicht messen, auch wenn man denken sollte, dass sie einem nichts antun würden.

Unsicher ging ich den ersten Schritt vorwärts. Ich wusste, was das hier für ein Ort war, aber dieses Wissen brachte einen hier nicht weiter, denn jeden Tag geschah etwas Neues. Jede Nacht war schrecklicher als die davor und jedes Mal wachte ich schweißgebadet in meinem Zimmer auf, ohne danach noch mal die Hoffnung auf Ruhe in mir zu tragen.

»Erinnere dich, Taehyung«, rief die Stimme erneut und drang in mein Ohr, als würde sich die Quelle der Stimme genau neben mir befinden. Diese verzerrte Stimme ertönte in meinem Kopf und ich konnte nichts tun, um sie auch nur ansatzweise auszublenden, denn sie war es, die meine Gedanken ausblendete und es mir damit unmöglich gestaltete, einen sinnvollen Gedanken zu fassen. Sie nahm mir hier alles, worauf ich mich in meiner Einsamkeit noch verlassen konnte und versetzte mich in eine Situation, wie ich sie hasste und fürchtete.

Plötzlich hörte ich hinter mit ein lautes Klappern und mehrere Stimmen, weshalb ich meine Beine in die Hand nahm und ohne ein Ziel rannte. Meine Gedanken waren wie leer gefegt, mein Körper trieb mich immer tiefer in den Wald hinein, obwohl mein Kopf danach schrie es nicht zutun. Ich wollte anhalten, doch es fühlte sich so an, als wäre ich nicht mehr länger Herr meines eigenen Körpers.

»Wovor rennst du weg, Kim Taehyung?«, drang diese tiefe Stimme wieder in meine Gedanken und ich schüttelte wieder meinen Kopf, um sie nicht mehr hören zu müssen. Sie nutzte die Schwäche im Herzen eines jeden aus, je mehr man versuchte, sich dagegen zu sträuben, desto leichter wurde es für sie, Herr meiner Sinne zu werden. Ich durfte nicht schwach werden, nicht schon wieder. Nicht hier. Nicht jetzt.

Der eisige Atem verließ meine Lippen und zeigte mir damit, wie erbittert kalt es hier war. Meine Lunge schmerzte und ich kam abrupt zum Stehen, um mehrmals schwer zu schnaufen und wieder zu Kräften zu kommen, allerdings entpuppte sich dies als Fehler, als ich plötzlich die knochige Hand einer fremden Person auf meiner Schulter spürte und mich erschrocken umdrehte. Meine Mund öffnete sich vor Schreck und ich versuchte die Hand von mir wegzuschlagen, doch sein Griff wurde immer stärker und ich ging unter Schmerz auf die Knie. »Kim Taehyung«, sagte dieser Mensch, der an manchen Stellen seines Körpers nur noch aus Knochen bestand.

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