♕18 - Eklipse♛

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Taehyung

»Wir werden beim nächsten Aufgang der Sonne aufbrechen«, hörte ich meinen Vater mit bebender Stimme und geballter Faust sagen. Es schien, als hätte er das Interesse verloren und da wir offenbar keinen Schritt hier weiterkamen, war es wohl das Beste, sich vorerst zurück zuziehen. Was aber auch bedeutete, dass ich meine Mission nicht erfüllen konnte.

Enttäuscht zischte ich leise in der Hoffnung, dass Vater es nicht vernehmen würde und ich fragte mich, ob ich tatsächlich nicht fähig war, etwas zu bewirken. Vielleicht hatte Jeongguk recht; für einen Plan wie diesen brauchte ich die Hilfe von anderen, doch die bekam ich nicht. Von den Lebenden gab es bloß Bogum und Samuel, die meine Ansichten verstehen konnten und auch unterstützten, allerdings war auch ihre Macht begrenzt, genauso wie meine.

Und wer keine Macht besaß, hatte weniger Möglichkeiten etwas zu ändern.

Das war das Gesetz in einer Welt, in der nur der Stärkere eine Chance auf das Überleben hatte. Wer leben wollte musste kämpfen, wir erschaffen Leben und im Ausgleich nehmen wir anderes Leben, um diesen endlosen Kreislauf weiter zu füttern. Es war schrecklich, doch genau das war die Welt, die uns unsere Ahnen hinterlassen hatten und wenn keiner es schaffte aus diesem Teufelskreis auszubrechen, würden sich die Fehler von damals immer wiederholen.

Bis zu dem Zeitpunkt, an dem es keine Zukunft mehr geben wird.

»Woran denkst du?«, fragte mich Bogum und ich blinzelte. Tief atmete ich durch und versuchte die passenden Worte zu finden, um meine Gedanken in ihnen verpackt widerzugeben. Doch manches erschien mir einfacher als es tatsächlich war. Wem konnte ich vertrauen und wer häuchelte mir nur etwas vor?

»Wir hätten etwas bewirken müssen«, seufzte ich leise und blickte leicht zur Seite. Ich war immer noch wütend, aber weniger auf die Menschen, die Schuld an unserer Lage trugen, sondern viel mehr auf mich selbst. Ich hasste es, wenn man nur klagt, statt versucht etwas zu unternehmen und trotzdem tat ich gerade nichts anderes.

»Manche Dinge passieren nicht von heute auf Morgen und geschehen vor allem nicht so, wie man sie sich erhofft«, ertönte die sanfte Stimme Bogums, die dem Zittern meines Körpers mit ihrem angenehmen Klang Einhalt gebot. Es war, als würde er damit nicht nur zu mir, sondern auch direkt mit meinen Emotionen sprechen und sie beruhigen. Denn mit einem Mal verflog mein Zorn.

»Das war definitiv nicht die letzte Chance und trotzdem solltest du dich auf das konzentrieren, das du geleistet hast«, erklärte er mir ruhig und lächelte mir leicht zu.

Vater unterhielt sich angeregt mit Hoseok und seinen beiden Leibwachen, während Bogum und ich ein wenig auf Abstand gingen. So sehr ich die Leute aus meinem Königreich respektierte und so gerne ich meinen Vater auch hatte, in diesem Aspekt hatte ich es lieber, wenn er meinen Gespräche nicht lauschen konnte. Ich war jemand, der sich nie an die Vorschriften eines Landes gebunden hatte, ich war ein freier Mensch und sah es nicht ein, dass die Vergangenheit mich in einen Käfig sperrte, aus dem ich weder alleine entkommen, noch etwas bewirken konnte.

»Und noch haben wir Zeit, etwas zu unternehmen, bevor wir morgen früh aufbrechen«, deutete er dann an und schien auf etwas anzuspielen, das mir gerade nicht in den Sinn kommen wollte. Ich setzte gerade an um nachzuhaken, da erblickte ich auf einmal Jeongguk und seinen Vater Ardyn, begleitet von zwei Hofnarren. Sie kamen auf uns zu spaziert und es schien, als wären auch wir ihr Ziel.

Als mein Vater das bemerkte, trat er nach vorne und verschränkte seine Arme vor seinem Oberkörper. Wann auch immer Augenkontakt zwischen ihm und seinem Bruder herrschte, hatte ich das Gefühl, dass Blitze durch den Raum schossen und ein glühendes Feuer drauf und dran war zu entfachen. Auch Jeongguk blickte mich an, jedoch schien er geistig abwesend und in Gedanken verloren zu sein, weshalb ich mich wunderte, worüber er so angestrengt nachdachte.

Brotherhood メ VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt