♕29 - Herz und Seele♛

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Taehyung

Tausende Gedanken rasten mir durch den Kopf und ich bekam es nicht auf die Reihe, endlich wieder zur Ruhe zu kommen. Jeongguk war aus dem Nichts erschienen und versuchte uns klar zu machen, dass man uns angreifen wollte und eine Aussage genügte, damit sich endlos viele Fragen in meinem Kopf bildeten. Was tat er hier und warum warnte er uns, wenn wir doch der Feind waren?

Bogum beaugte Jeongguk skeptisch und zog eine Augenbraue nach oben, hilfesuchend schaute ich zwischen den beiden hin und her, ohne zu wissen, wie ich reagieren sollte. »Welchen Grund hättest du, dein Land zu verraten?«, stellte er dann die Frage, die mir ebenso in meinem Kopf geisterte.

»Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, ich habe keine logische Erklärung dafür«, lautete Jeongguks Antwort, die keinesfalls zufriedenstellend war, aber das war im Moment auch nicht wichtig. Viel wichtiger war doch der Grund, warum er überhaupt hier war und selbst wenn ich nicht genau verstand, warum er es tat, war das eine Angelegenheit, über die man sich den Kopf zerbrechen konnte, wenn man lebendig aus dieser Sache herauskam.

Augenblicklich spürte ich das Adrenalin in mir und meine Augen begannen sich leicht zu weiten, mir schoss bloß ein einziger Gedanke in den Kopf: »Ich muss die anderen warnen.«
Ich nickte Bogum zu und winkte Jeongguk hinter mir her, ehe wir uns wieder mit zügigem Tempo nach drinnen bewegten. Wenn ich Vater davon berichte, war vielleicht noch genügend Zeit um sich vorzubereiten, aber wenn Jeongguk es schon hier her geschafft hatte, konnte der Rest nicht weit sein.

Wir ignorierten die verwirrten Blicke der Bediensteten als wir an ihnen vorbei liefen und konzentrierten uns einzig und alleine auf den Weg vor uns. Allerdings konnte ich etwas weiter vorne Samuel erblicken und je näher wir ihm kamen, desto mehr bemerkte ich auch seine besorgte Miene. »Was ist hier los?«, fragte er dann und ich schüttelte bloß meinen Kopf.
»Wir werden angegriffen, sorg dafür dass sich die Information möglichst schnell verbreitet!«

Ich wusste nicht, ob der atirianische König plante, nur den Königspalast anzugreifen oder auch das Blut unseres Volkes zu vergießen. Ich hasste Krieg und wir standen kurz davor, in einem zu kämpfen, als gäbe es keine anderen Wege um Konflikte zu lösen. Warum ausgerechnet jetzt? Was hatte ihn so erzürnt, dass er zu dem Entschluss kam, uns mit roher Gewalt zu begegnen?

Ohne auch nur zu klopfen riss ich die Tür auf, die in den Saal des Königs führte und empört erhob er sich aus seinem Thron. »Taehyung, was soll das? Erweist man dem König etwa so seinen Respe-«, setzte er zur Standpauke an, doch sein Blick löste sich von mir und fixierte sich stattdessen auf Jeongguk, weshalb er direkt wieder verstummte. Seine Miene wurde finster und seine Stimme klang viel gefährlicher als davor, »Was tut der Prinz von Atirian hier?«

Mir war klar, dass ich ihn mit wenigen, aber dennoch effektiven Worten überzeugen musste und genau deshalb raste mein Herz wie wild, als würde es jeden Moment aus meiner Brust springen. Ich begegnete dem strengen Blick meines Vaters, brachte allerdings keinen Ton aus meinem Mund. Verdammt, was war denn nur los mit mir?

»Erlauben Sie mir, das anstelle von Taehyung zu erklären. Ich bin hierher gekommen, um euch zu warnen. Mein Vater war immer noch sehr aufgebracht wegen eures neulichen Besuches. Er war so wütend, dass er einen einen Angriff verordnet hatte«, begann Jeongguk auf einmal das Wort zu ergreifen, ganz zur Überraschung aller Anwesenden.

Mein Vater runzelte mit der Stirn und schnaubte abfällig, ließ sich wieder langsam auf seinem Thron nieder und begann dann zu überlegen. Einer seiner Berater warf uns giftige Blicke zu, die ich trotz meines Hauptes als Prinz erwiderte.
»Und warum solltest du uns davor warnen? Wer sagt uns, dass das alles nicht eine Falle ist?«, warf er dann in den Raum und ich musste zugeben, dass nicht einmal ich irgendeinen Beweis hatte, um das Gegenteil zu beweisen.

Ich verließ mich immer auf meine Menschenkenntnisse und trotz der Tatsache, dass Jeongguk und ich uns nicht einmal wirklich kannten, war ich der Überzeugung, dass dies hier keine Falle war. »Und was hätte er davon, uns vor einem falschen Angriff zu warnen?«, stellte ich die Gegenfrage und meine Miene wurde ernster.

Mein Vater musterte mich misstrauisch, als könnte er nicht glauben, dass ich gerade den Sohn seines Erzfeindes verteidigte.
Dennoch hüllte er sich in Schweigen und schien uns erst zuhören zu wollen.

»Zum Beispiel dass wir uns zum falschen Moment vorbereiten, sie uns dann angreifen, wenn unsere Vorsicht wieder nachlässt«, antwortete er mir und meine rechte Hand ballte sich zur Faust.
»Wenn das der Plan wäre, dann hätte ich auch genauso gut gar nichts sagen können, denn dann wäre das Überraschungsmoment noch größer gewesen«, fing nun Jeongguk wieder an zu sprechen und seine klare und ruhige Stimme war ganz anders als die meine.

Es war, als würde er keinerlei Aufregung verspüren, als würden sämtliche Arten von Gefühlen an ihm abprallen. Doch das war nicht der Fall, er war lediglich ein Meister darin, sie in unpassenden Momenten zu unterdrücken.

Zornig blickte er nach oben, »Es ist mir egal, ob ihr mir glaubt oder nicht. Es sollte doch eigentlich sogar in meinem Interesse liegen, dass ihr hier und jetzt vernichtet werdet, trotzdem kam ich hierher um euch zu warnen«, blaffte er diesmal und ich konnte nicht anders, als ihm nickend zuzustimmen. Es war eine Situation, wie ich sie noch nie erlebt hatte. Noch nie kam es vor, dass zwei Prinzen aus verfeindeten Königreichen sich zusammentaten, um das Unheil zu schöpfen, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde.

Seufzend erhob sich mein Vater und warf noch einen letzten Blick auf Jeongguk und mich.
»Also gut, Atirian wird diese Frechheit noch sehr bedauern. Wir werden uns mit allen Mitteln wehren, die uns zur Verfügung stehen und sofort mit dem Vorbereitungen für den Kampf beginnen«, rief er aus und sofort nickten seine Berater, gingen zügig an uns vorbei und kümmerten sich um den Auftrag, der ihnen eben zugeteilt wurde.

»Und mit euch beiden habe ich etwas anderes vor«, sagte er dann und kam langsam auf uns zu marschiert.

»Dieser Kampf wird mit Sicherheit ein riesiges Blutvergießen, aber ihr beide werdet daran nicht teilhaben. Sobald wir anfangen zu kämpfen, werdet ihr von hier verschwinden und den Mondlichtsee aufsuchen.«

Fragend blickten Jeongguk und ich uns an, denn ihm war genauso klar wie mir, dass das nicht gehen konnte. Irgendwann musste er schließlich in seine Heimat zurückkehren, aber wenn er mit mir unterwegs war, konnte das doch niemals in Leben etwas werden.
»Sie werden dich so oder so als Verräter ansehen, Jeongguk. Aber wenn wir dich als Gefangenen behalten, hast du die Möglichkeit, lebend davon zu kommen«, kam es nun zum Entsetzen Jeongguks von meinem Vater.

»Das kommt überhaupt nicht in Frage, ich war meinem Land gegenüber immer loyal!« - »Und trotzdem bist du hier um den Krieg zu stoppen, statt die Interessen deines Landes zu vertreten.«

Wütend funkelte Jeongguk meinen Vater an und erst als ich die brennende Spannung zwischen ihnen bemerkte, fiel mir wieder ein, dass Jeongguk ebenso ein Teil unserer Familie war. Unsere Väter hassten sich, aber ihr Hass schien uns gegenüber noch lange nicht so ausgeprägt zu sein, sonst hätte er den atirianischen Prinzen ohne zu zögern ermordet.

Aber weil Jeongguk genau wusste, dass es für ihn keine andere Möglichkeit gab, hörte er auch auf zu protestieren und nickte bloß widerwillig mit dem Kopf.

»Also gut, dann bereitet euch auf eure Flucht vor!«

Brotherhood メ VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt