Fünf Minuten vergehen, bis das Getuschel aus dem Schlafzimmer hinter mir verstummt und die Mädchen kurz nacheinander heraus kommen. Irre ich mich, oder trägt Aislinns rot geschminkte Unterlippe einen leichten Hauch Magenta? Ich denke nicht weiter darüber nach und konzentriere mich lieber darauf meinen Job zu machen. Manchmal kann einem dieses ständige analysieren jeder Situation auf die Nerven gehen.
Damals rettete mir diese Angewohnheit oft das Leben, heute jedoch...könnte ich gut darauf verzichten.
Vienna geht in ihrem schwarzen Kleid divenhaft voran. Immer wieder gibt der Schlitz auf der rechten Seite, ihr langes und durch die High Heels zusätzlich gestrecktes Bein frei. Mir fällt auf, dass nicht nur ich Schwierigkeiten habe, meinen Blick davon abzuwenden. Wir verlassen gemeinsam das Apartment im oberen Stockwerk und treten auf den Flur davor hinaus.
Die Galerie zu deren Seiten genannte Treppen nach unten schwingen, lässt mich einen Blick in die reichlich gefüllte Eingangshalle werfen. Der Kronleuchter in der Mitte, reflektiert mit seinen Kristallen das warme Licht einiger Kerzen rund um ein Lackschwarzes Piano, auf welchem ein Angestellter der Clayfield's sanfte Töne klimpert. Männer in Smokings und tausend Dollar Schuhen tummeln sich zwischen Frauen in langen, noch teureren Kleidern.Ich komme mir vor wie unter diesen Oberklasse Menschen aus The Purge. Irgendwie versprühen die Gäste hier einen gewissen weg mit der Unterschicht Charme. Kurz bevor wir die Treppen nach unten gehen, hält Aislinn mich auf.
„Jack. Warten sie." Ich drehe mich zu ihr um und sehe sie fragend an. „Ihre Fliege.",kichert sie. Mit ihren zarten Fingern greift das Mädchen nach der schiefen Fliege unter meinem Kinn und dreht diese mit Leichtigkeit in die richtige Position. „Danke.",sage ich lächelnd und biete ihr schließlich an vor zu gehen.
Die Hälfte der anwesenden Personen sieht entweder beeindruckt oder verhasst in unsere Richtung. Egal, denn beide Emotionen entspringen dem selben Gefühl. Neid. Neid vor allem auf Vienna Clayfield. Auf die attraktive, junge, reiche und bestimmt auch kluge Milliardärstochter. Die Frauen wollen sein wie sie, die Männer wollen sie in ihrem Bett. Naja und manche Frauen wollen beides. Einige junge Männer versuchen sich schnell mit billigen Sprüchen an sie ran zu machen.
Aislinn sieht dabei alles andere als glücklich aus, sie versucht es jedoch so gut es geht zu verbergen. Mir würde es wahrscheinlich auch nicht gefallen, meine beste Freundin an irgendwelche reichen Idioten zu verlieren. Vienna jedoch weiß sich zu helfen. Immerhin ist sie verheiratet und kann sich bestimmt keinen Sex Skandal leisten. Unsere Wege trennen sich, als Grayson mich mit einer Frau in seinem Alter abfängt.
Er hat einen Arm um sie gelegt. Man sieht klar, dass die Dame jünger aussehen möchte, als sie wahrscheinlich ist. Ihre natürlich wirkenden Haare hängen ihr bis auf Höhe der Brust, das Gesicht verjüngt mit Hilfe plastischer Unterspritzung.
„Jack, darf ich vorstellen? Meine Frau Natalie." Ich sehe zwischen den Eheleuten her und reiche Natalie freundlich lächelnd meine Hand. „Jack Thornton. Schön sie kennen zu lernen." Natalie erwidert meinen Händedruck. Kaum übersehbar ist ihr eindeutiger Blick über meinen Oberkörper, der von Grayson glücklicherweise schnell unterbrochen wird, als sich zwei weitere Männer zu uns stellen. „Jack, meine Partner. Michael Forside und Ed Sprinkler. Ed war selbst beim Militär."
Interessiert begrüße ich beide mit musterndem Blick auf Sprinkler. „Wirklich? Welche Einheit?",frage ich. Ed hebt lachend sein Glas Scotch und macht eine Bergung als wolle er anstoßen. „70te Infanterie. Army. Wir waren damals im Kongo. Haben den Schlitzaugen ihre Ärsche versohlt." Den politisch inkorrekten Unterton, ignoriere ich des Generationen Unterschiedes wegen. Stattdessen möchte ich das Gespräch zügig beenden, denn Vienna steht etwas entfernt mit einem Glas Champagner in der Hand vor dem offenen Kamin im Wohnzimmer.
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PROTECTOR
Romance𝐼 𝑤𝑖𝑙𝑙 𝑎𝑙𝑤𝑎𝑦𝑠 𝑏𝑒 𝑝𝑎𝑟𝑡 𝑜𝑓 𝑡ℎ𝑒𝑖𝑟 𝑙𝑖𝑣𝑒𝑠. 𝐵𝑢𝑡 𝐼'𝑙𝑙 𝑛𝑒𝑣𝑒𝑟 𝑏𝑒 𝑎 𝑝𝑎𝑟𝑡 𝑜𝑓 𝑡ℎ𝑒𝑚. Seit einer Stunde sitze ich nun vor dem Fernseher. Mein Blick wechselt zwischen dem langweiligen Progra...