Kapitel 12- Isabelle

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‚Ich glaub‘s  nicht! Er hat mich einfach stehen lassen. Ich bedeute ihm wohl gar nichts.‘ traurig schwirren diese Worte in meinem Kopf herum. Bis sich die Welt um mich herum endlich auflöste und ich meine Augen aufschlage. Ich bin mehrere Stunden einfach dagesessen und habe über die Gefühle nachgedacht, die in meinem inneren wie ein Feuer brennen. Es fühlt sich an als würden sie mich von innen heraus versengen, wenn ich weiter nichts tue. Im Nachhinein sehe ich ja ein, dass ich etwas unfair zu Cameron war, aber jetzt ist es auch zu spät. Ich kann nicht weiter untätig herumsitzen. Heute ist Samstag, da ist die Turnhalle in der Schule frei, dort werde ich meine Wut auslassen.

„Mom, ich bin weg, ich gehe turnen.“ Rufe ich noch in die Küche, bevor ich aus dem Haus gehe mich in mein Auto setze und zur Schule fahre. Dort lege ich den Weichboden aus, schalte die Musik an und schlage Räder, mache Überschläge und tobe mich aus, bis ich mich schließlich erschöpft auf den Boden fallen lasse. Plötzlich legt jemand von hinten die Hand auf meine Schulter und ich habe schon Angst, dass es Ryan ist. Aber als ich mit einem spitzen Schrei aufspringe und mich wie ein Blitz umdrehe, steht Liam vor mir. „Wooow, sorry. Ich wollte dich nicht erschrecken, aber ich wollte dich auch nicht unterbrechen. Ich hab nur gesehen, dass dein Auto am Parkplatz steht.“ Sagt er viel zu schnell, sodass ich ihn durch die Musik nicht richtig verstehen kann. Ich gehe zur Stereoanlage und schalte sie leiser. „Was machst du Samstags in der Schule?“ frage ich ihn, offen verwundert. „Fußballtraining, du kleines Genie.“ Bei diesen Worten wuschelt er durch mein Haar. „Die eigentliche Frage ist eher, was machst du am Samstag in der Schule?“ jetzt sieht er mich skeptisch an. „Liam.“ Sage ich genervt und schlage ihn auf dem Arm. „Nach was sieht es den aus? Ich lasse meinen Aggressionen freien lauf.“ Gespielt beleidigt reibt er sich den Arm. Dann kommt er immer näher und kurz bevor seine Lippen meine berühren ziehe ich meinen Kopf zurück.
„Liam, wir müssen reden.“ Ich sehe ihm in die Augen und erkenne eine gewisse Vorahnung, aber bevor er etwas sagen kann fahre ich fort: „Das zwischen uns funktioniert nicht wirklich, das hast du sicher selber auch schon gemerkt. Ich glaube es ist das Beste, wenn wir nicht mehr so tun, als hätten wir eine gemeinsame Zukunft.“ Meine Stimme klingt leise und etwas wackelig, aber ich weiß, dass es so das Beste ist. Liam sieht mich einen Augenblick schockiert an und dann geht er entschlossenen Schrittes aus der Turnhalle. Ich schalte die Musik wieder lauter und beginne erneut damit, über den Boden zu laufen und verschiedene Turnübungen zu machen, als plötzlich die Tür hinter mir aufgeht und mehrere Paar Schuhe in den Saal treten. Mit einer letzten geschickten Drehung in der Luft stehe ich nun so, dass ich sehe wer hereingekommen ist. „Logan? Was macht ihr hier?“ Logan, Cameron und Jamie sind hereingekommen. „Hey Isa. Liam meinte, dass der Grund für seine schlechte Laune im Turnsaal herumhüpft und da sind wir doch etwas neugierig geworden.“ Sagt er und dann musste er lachen. Und ich stimme ein. „Mein Gott. Er ist ja selber Schuld!“ japse ich. Als Logan und ich uns wieder einigermaßen beruhigt haben fragt mich Cameron: „Was hast du gemacht?“ auch er hatte ein Lächeln auf den Lippen. Das Lächeln, das ich schon so lange an ihm vermisst habe. „Naja, irgendwie hab ich ihn abgesägt.“ Sage ich nun mit ernster Stimme. Nun sagt Jamie auch etwas: „Uhh das tut seinem Ego nicht gut.“ Dann ist er wieder still. Aber Logan kommt auch mich zu, er schüttelt sich vor lachen und streckt mir den Arm entgegen. Ich ergreife ihn und er schüttelt ihn fest. „Hahaha. Du bist die erste die ihm einen Laufpass gegeben hat. Herzlichen Glückwunsch!“ Nun sehe ich auch Cameron an, dessen Miene hat sich auch von einem ernsten Eindruck in einen etwas lockeren verwandelt. Aber es ist etwas anders, als in letzter Zeit. Seine Augen, sie leuchten wieder. Genauso, wie ich ihn kenne. Plötzlich klingelt mein Telefon und ich laufe zu meiner Tasche, nur um zu sehen, dass es wieder mal Ryan ist. Ich drücke ihn weg und werfe das Handy zurück. Aber kurz darauf beginnt es wieder mein Lieblingslied zu spielen. Aber diesmal ist es Emma. ‚Oh shit. Emma!‘ schießt es mir durch den Kopf.

„Isa! Wo bist du. Ich sitze in deinem Zimmer, für den Mädlsabend und du kommst ewig nicht zurück!“ schreit sie mich an, als ich abgenommen habe.
„Sorry, aber das ist eine lange Geschichte, die ich dir erzählen werde, wenn ich in 5 Minuten zuhause bin.“ Verspreche ich ihr.
„Ich hoffe für dich, dass es die Geschichte wert ist.“ Sagt sie, aber nun deutlich ruhiger.
„Ist sie! Bis gleich.“ Damit drücke ich auf den roten Knopf werfe mein Handy in die Tasche und beginne den Weichboden aufzurollen. Die Jungs helfen mir dabei und in Rekordzeit sind wir fertig. „Ich muss weg. Emma wartet. Wir sehen uns Danke fürs helfen.“ Rufe ich ihnen über die Schulter noch zu bevor ich hinausstürme und zu meinem Auto laufe. Aber dort wartet ein ziemlich mies gelaunter Liam auf mich! „Liam. Ich hab keine Zeit für diesen Blödsinn.“ Sage ich kurz bevor ich ihn wegstoße und in mein Auto springe. „Liam, sie hat dich abgesägt. Komm damit klar.“ Sagt nun Logan der hinter Liam aufgetaucht ist. Ich bin mir sicher das das in einen Streit ausartet, aber ich hab keine Zeit für dieses Testosteron Geplänkel. Ich rase nach Hause, wo schon Emma auf mich wartet.

„Es tut mir so leid, Emma.“ Rufe ich ihr zu, als ich in mein Zimmer laufe. Sie liegt auf dem Bett und sieht sich ein Paar meiner Bücher an. „Naja, die spannende Geschichte scheint es wert zu sein.“ Sagt sie nur ruhig. „Ich gehe noch kurz duschen und komme sofort wieder.“ Mit diesen Worten gehe ich ins anliegende Bad und komme kurz darauf frisch geduscht zurück. Ich werfe mich zu Emma aufs Bett und erzähle ihr die ganze Geschichte. Zuerst von meinem Traum und bei dem Teil an dem ich erwähne, dass Logan leicht verletzt ist schnappt Emma nach Luft, aber ich schaffe es sie zu beruhigen, bevor sie richtig ausrastet. Schließlich komme ich zu dem Teil an dem ich mit Liam Schluss mache.  Nun sieht sie mich ungläubig an. „Hmm, ich meine für mich war es klar, dass du nichts von Liam willst, aber eine Frage hätte ich doch. Wieso hast du was mit ihm angefangen?“ sie sieht mir in die Augen und ihr Blick verrät  mir, dass sie die Antwort schon weiß, aber sie noch von mir bestätigt haben will. Ich weiche ihrem Blick aus, aber schließlich gebe ich mich geschlagen. „Hannah.“ Seufze ich. „Ich dachte, wenn Cameron das kann, kann ich das auch. Aber wie es aussieht, hab ich ihn dadurch verloren.“ „Naja, vielleicht ist es nicht zu spät. Ich kenne Cam schon lange und ich hab ihn noch nie so gesehen. So entschlossen bei dem, was er will.“ Bei diesem Gedanken wird mir warm und ich versuche meine Gefühle wieder einmal wegzuschieben, deshalb frage ich Emma: „Was ist eigentlich mit dir und Logan?“  Bei dieser Frage wird sie rot, etwas das ich noch nie an ihr gesehen habe. „Ich… Ich hab keine Ahnung.“ Mit einem leisen Geräusch schluckt sie. „Ich glaube ich hab Chris umsonst verlassen, den Logan will nichts von mir. Wir konnte ich mir auch einbilden, dass der Kapitän der Fußballmannschaft jemand so unscheinbares wie mich zur Freundin will.“ „Das heißt du hast Chris nur wegen Logan verlassen?“ frage ich sie schockiert. „Und du bist nicht unscheinbar du bist einfach Weltklasse.“ Füge ich hinzu. „Ja… Nein. Es war wirklich so wie ich gesagt habe, er schien eifersüchtig auf Logan zu sein und mich immer weniger zu beachten. Das wäre nicht mehr länger gut gegangen.“ Ihre Stimme zittert. Ich nehme sie in den Arm und lenke uns beide ab, indem ich frage, ob wir einen Film schauen wollen. Kurz darauf sitzen wir beide vorm Fernseher im Wohnzimmer. So vergeht der Abend ziemlich schnell und wir haben viel Spaß. Das Haus ist still, da meine Eltern bei Freunden eingeladen sind und Jeremy ist bei einer Party von einem Freund. Da Jeremy jünger ist als ich und ich in der Abschlussklasse bin, wäre es Rufmord mich dort blicken zu lassen. Mit diesem Gedanken muss ich wieder über Emmas Worte nachdenken. Ohne es zu merken hat/ HABEN??? sich Emmas und mein Ansehen um ein vielfaches gesteigert, seit wir mit den begehrtesten Jungs der Schule abhängen. Manche würden sogar so weit gehen uns als beliebter als Amelie und Gracie zu bezeichnen, was wir ja auch in gewisser Weise sind. 

Cameron& Isabelle- Die Macht der TräumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt