Ich könnte mir selbst in den Hintern treten, wäre das irgendwie möglich. Ich wollte nicht mehr nett sein und doch tat es mir weh, Isabelle so zu sehen und das an ihrem Geburtstag. Daher konnte ich mich einfach nicht kontrollieren und die Worte waren einfach aus meinem Mund, auch wenn es leise war, hatte sie es dennoch gehört. Das merkte ich daran, dass ein leichter Ruck durch ihren Körper ging und sie kaum merklich die Schultern strafte, als sie weiterging.
Nun sitze ich hier am Strand und denke darüber nach, wie vertrackt diese ganze Situation ist. Der Wind weht ziemlich stark und über das Meer ziehen Wolken auf, dennoch wirkt das stürmische Rauschen der Wellen beruhigend auf mich. Irgendwas muss mir einfallen, um hinter den Plan von Ryan, Chris und Hannah zu kommen und dazu müssen sie mir vertrauen. Nur wie?
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen als sich jemand neben mir auf das Gelände, das den Strand von dem Weg davor trennt, hievt. Mit einem kurzen Seitenblick stelle ich fest, dass es Ethan ist und seufze auf. Es tut mir ja etwas leid, dass ich ihn vor ein paar Tagen angerempelt habe, obwohl er mir nur helfen wollte, aber dennoch will ich mich nicht entschuldigen. Warum kann er sich nicht einfach auch von mir fernhalten, wie die anderen Leute in der Schule?
„Ich weiß zwar nicht, was zwischen dir und deinen Freunden vorgefallen ist, aber egal was es ist, du musst es schleunigst wieder hinbekommen. Das ist wirklich nicht auszuhalten, du läufst herum wie ein geschlagener Hund und Liam hat freie Bahn bei Isabelle. Und ich dachte er wäre dein Freund.", sagt Ethan. Und wieder weiß ich, dass er mich aufbauen will und für mich da sein will, aber in mir brodelt die Wut. Ich springe vom Geländer und baue mich, mit zu Fäusten geballten Händen, vor Ethan auf. „Bei dir klingt das so, als wäre ich an allem Schuld und müsste es daher wieder gerade biegen. Man kann nur nichts wieder richten, wenn einem keiner zu hört und jeder glaubt man wäre Schuld, obwohl man es nicht ist. Und wage es ja nicht noch einmal Isabelle oder Liam in meiner Gegenwart zu erwähnen. Du hast keine Ahnung, was zwischen uns vorgefallen ist, also bilde dir nicht ein, du könntest mir helfen. Lass mich doch einfach in Ruhe und kümmere dich um deine Angelegenheiten!", schreie ich ihn an.
Auch Ethan springt nun runter und steht vor mir am Strand. „Reg dich ab! Ich will dir nur helfen, aber du stößt mich weg.", sagt er ruhig. Sein ruhiger Tonfall macht mich noch wütender, daher schreie ich ihn weiter an: „Ich will deine Hilfe nicht! Und jetzt verschwinde!"
Kopfschüttelnd betrachtet er mich einen Augenblick, dann geht er.Seufzend lasse ich mich auf den Boden sinken. Die kleinen Steine bohren sich in mein Fleisch, aber das ist mir egal. Ich weiß einfach nicht was im Moment mit mir los ist, nur kann ich es nicht ertragen, wenn jemand mit mir Mitleid hat. Ab jetzt werde ich keinen mehr an mich ranlassen und versuchen das alles alleine zu schaffen. Lediglich Jamies Hilfe werde ich akzeptieren und Isabelle...soll sie doch mit Liam zusammenkommen. Warum mache ich mir überhaupt Sorgen um sie und warum macht es mir zu schaffen, wenn sie traurig ist? Sie hat mich weggestoßen, sie will mich nicht, hält mich für einen Verräter. Also hat sie es nicht verdient, dass ich auch nur einen Gedanken an sie verschwende. Zwar leichter gesagt als getan, aber einen Versuch ist es wert.
Später sitze ich auf einem Baum, auf dem ich einen guten Überblick über die Lichtung habe. Seit Hannah und die anderen immer öfter in meinen Träumen aufgetaucht sind, bin ich etwas vorsichtiger geworden und habe lieber alles im Blick.
Die Landschaft meiner Träume ist fast immer eine Wiese, so auch heute, nur dass es dieses Mal eine Blumenwiese in mitten eines Waldes ist. Die Natur beruhigt mich immer wieder und zurzeit brauche ich diese Ruhe umso mehr. Ungeduldig warte ich auf Jamie, da wir uns in meinem Traum treffen wollten, da es überall sonst zu auffällig ist. Auch hier könnten Ryan, Chris und Hannah auftauchen, aber ich könnte den Traum dennoch verändern und hätte mehr Kontrolle über das was passiert, als in der normalen Welt.
Plötzlich kracht es und Jamie fällt neben mir aus dem Baum und kann sich gerade noch an dem Ast, auf dem sitze, festhalten. „Huch!", bringt er hervor, dann sitzt er schon neben mir. Träume sind doch wirklich toll, da muss man sich nicht mal anstrengen, um sich wieder hochzuziehen, man kann es sich einfach vorstellen.
„Wo warst du solange? Ich dachte schon, du kommst nicht mehr.", sage ich, doch als ich merke, dass er rot wird, grinse ich ihn an. „Das Mädchen schon wieder? Du musst mir Catherine mal vorstellen."
Seine Wangen und Ohren werden noch röter und er räuspert sich. „Also gut, kommen wir zu dem, warum wir hier sind. Du musst mit Ryan und den anderen reden. Sie müssen dir endlich vertrauen und dich in ihre Pläne einweihen und das schaffst du nicht, wenn du nie mit ihnen redest.", sagt er und ist nun wieder voll und ganz auf mein Problem konzentriert, was ihn deutlich von Logan unterscheidet, was ich so mitbekomme, da er ja nur mehr an Emma hängt, genauer gesagt an ihren Lippen.„Und was ist, wenn ich nicht mit ihnen reden will?", seufze ich. „Du hast keine Wahl, tut mir leid. Ich habe mir auch überlegt, dass ich mal mit Liam reden werde. So rein Interesse halbe, wegen der ganzen Traumsache im Allgemeinen. Immerhin kommt das Buch von ihm und irgendwer in seiner Familie muss da was darüber wissen und das könnte uns weiterhelfen.", spricht Jamie weiter. Ergeben nicke ich. Dann klingelt auch schon weit entfernt am Himmel mein Wecker und der Baum und Jamie verschwinden.
Stöhnend setze ich mich in meinem Bett auf und bereite mich mental darauf vor, mich heute den Leuten zu stellen, die ich so sehr verabscheue, deren Vertrauen ich aber gewinnen muss. Was für ein Spaß!
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Cameron& Isabelle- Die Macht der Träume
FanfictionIsabelle zieht aus der riesen Stadt London in die Kleinstadt Bray. In Irland. Was sie zuerst als Hindernis empfindet wird für sie eine große Chance. Eine Chance auf neue Freunde und darauf, ihr altes leben zu vergessen. Sie beginnt das Leben dort zu...