Nebenkapitel 4- Jamie #2

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Doch bevor ich zu der Abzweigung komme, geht eine Tür auf und ein wunderschönes Mädchen tritt heraus. Sie sieht mich allerdings nicht und geht weiter den Gang entlang. Leise folge ich ihr. Ich habe ja sowieso nichts zu tun und in diese Richtung wollte ich sowieso. 

Das geht solange gut, bis eine Tür in mein Blickfeld gerät und ich laut auflachen muss. Mister Kuschel hatte recht, Liams Traumtür kann man nicht übersehen. Die Tür ziert ein lebensgroßes Bild von Liam selbst, allerdings mit viel mehr Muskeln, als er in Wahrheit besitzt. Wenn er von den Traumtüren wüsste, würde er das sicher ändern...nein, würde er nicht. Er versteckt ja nicht gerade, dass er selbstverliebt ist. 

So lustig diese Tür auch ist und so schwer ich mich auch wieder von meinem Lachanfall beruhigen kann, bemerke ich doch recht schnell, dass ich einen gravierenden Fehler begangen habe. Das Mädchen ist ebenfalls stehen geblieben und sieht mich nun entsetzt an.
„Wer...wer bist...d-d-d-d-du?", fragt sie stotternd. 

„Ich bin Jamie. Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken. Aber ich habe gerade erst von diesem Gang und den Traumtüren erfahren und dann bist du aufgetaucht und ich bin dir aus Neugier gefolgt, dass tut mir leid, das hätte ich nicht tun sollen.", sage ich. Ich bin selbst überrascht von mir, wie viel ich rede und wie kräftig und laut meine Stimme klingt. Normalerweise müsste ich jetzt peinlich berührt vor mich hin stammeln.

„Ähhh...okay. Ich bin Catherine. Und wie genau kommst du hier her?", fragt sie nun. „Freut mich dich kennenzulernen. Durch meine Traumtür? Ich bin selbst überrascht, dass ich erst jetzt davon erfahre. Meine Freunde und ich treffen uns schon länger immer wieder in unseren Träumen, aber hier draußen waren wir noch nie.", erkläre ich.
„Du und deine Freunde trefft euch in euren Träumen? Wie ist das denn möglich?"
„Lange Geschichte. Und was machst du hier draußen?", frage ich.

Sie seufzt. „Ich suche gerade die Traumtür meines Vaters, finde sie aber nicht. Dabei muss ich ihm unbedingt klar machen, dass er einen bösen Fehler begeht."
„Welchen Fehler?" Dieses Mädchen fasziniert mich und mit ihr kann ich auf Anhieb total normal reden, das ist mir noch nie passiert, nicht einmal mit Cameron.

„Er will eine Stelle in einer anderen Stadt annehmen und meine Mutter, meine beiden kleinen Schwestern und ich sollen mit umziehen. Ich muss ihn davon abhalten. Ich will nicht aus Dublin weg. Ich kenne in der neuen Stadt doch niemanden, meine kleinen Schwestern auch nicht und die Stadt ist ein Kaff verglichen mit Dublin.", sagt sie und bricht in Tränen aus.
Ich habe zwar keine Ahnung, was mich dazu bringt, aber eine Sekunde später schließe ich sie in meine Arme. Überraschenderweise legt sie sofort ihre Arme um mich und schluchzt leise in meine Schulter.

„In welche Stadt sollt ihr denn ziehen?", frage ich vorsichtig. Ihre Stimme zittert zwar und durch die Tränen, die ihr weiterhin die Wangen hinablaufen, kann ich sie zwar sehr schwer verstehen, dennoch glaube ich, sie richtig verstanden zu haben. „Hast du gerade Bray gesagt?", sicherheitshalber frage ich noch einmal nach. Als sie nickt, schlägt mein Herz plötzlich schneller. 

„Bray ist nun wirklich nicht schlimm. Außerdem bist du in weniger als einer Stunde in Dublin und du kennst dort auch jemanden.", versuche ich sie aufzuheitern. „Nein, tue ich nicht. Und ich will keine Stunde von meinen Freunden getrennt sein. Mein Vater kann doch einfach pendeln, tut er ja jetzt auch. Keine Ahnung warum es ihm plötzlich am Herzen liegt, mehr bei der Erziehung meiner Schwestern beteiligt zu sein und er deswegen weniger arbeiten möchte und früher Zuhause sein will. Bei mir war ihm das auch egal.", schluchzt sie weiterhin. Daher weht der Wind. Sie ist eifersüchtig auf ihre kleinen Schwestern, die mehr von ihrem Vater haben werden, während sie auch noch von ihren Freuden wegmuss.

„Catherine es tut mir wirklich leid für dich. Aber Bray ist eine schöne Stadt. Ich muss das wissen, ich bin als kleiner Junge dahin gezogen und habe meine alte Stadt nie vermisst...also nicht, dass ich mich wirklich daran erinnern könnte, aber trotzdem. Ich habe in Bray die besten Freunde gefunden..." ...die jetzt zerstritten waren, aber das muss sie ja nicht wissen. „und dir wird es auch so ergehen, glaub mir.", versuche ich sie zu ermutigen.

„Du lebst in Bray?", fragt sie und sieht mich mit leuchtenden Augen an. Als ich vorsichtig nicke, gibt sie mir einen Kuss auf die Wange. Ich werde rot. „Wofür war der denn?"
„Dafür, dass du mich aufmunterst, obwohl wir uns gar nicht kennen und das vermutlich nur träumen. Du bist viel zu gut, um wahr zu sein Jamie."

Nun werde ich noch roter. „Also soweit ich weiß, bin ich echt, aber wenn du mir nicht glaubst...kann ich dir ja meine Handynummer geben und sobald du aufwachst, schickst du mir eine Nachricht. Solltest du eine Antwort bekommen, bin ich wohl echt und du wirst mich vielleicht wiedersehen, wenn du umgezogen bist.", sage ich und schreibe meine Nummer auf einen Zettel, den ich mir herbeiträume. „Den Zettel kann ich aber nicht mitnehmen, wenn ich aufwache. Dein Plan hat also eine Schwachstelle.", lacht sie nun und ihre Tränen sind versiegt.

„Da hast du recht. Dann musst du sie eben auswendig lernen. Du könntest mir auch deine Nummer geben, dann stehen die Chancen doppelt so hoch, dass einer von uns beiden, sich die Nummer des anderen merken kann und eine Nachricht schreiben kann.", überlege ich.
Auch sie schreibt ihre Nummer auf einen Zettel, doch ehe ich den Zettel entgegen nehmen kann, vernehme ich ein Klingeln und schon sitze ich in meinem Bett.
Hoffentlich hat Catherine genug Zeit, sich meine Nummer zu merken, denn ich muss dieses Mädchen wiedersehen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 11, 2017 ⏰

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Cameron& Isabelle- Die Macht der TräumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt