Kapitel 16- Isabelle

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Ich merke zwar, wie genervt und wütend Liam uns ansieht, aber ich bringe es nicht über mich, mich aus Cam’s Umarmung zu befreien, seine Nähe beruhigt mich zu sehr. Immer wieder muss ich zu Emma hinsehen, die leise weinend auf Logans Schoß sitzt. Ich will schon aufstehen und zu ihr hingehen, als Logan sie fest umarmt, fast augenblicklich beruhigt sie sich ein wenig. Da beschließe ich, dass es keine so gute Idee ist, diesen Moment zu zerstören. Als endlich die Polizei eintrifft, sitzen wir genauso am Boden in meinem Badezimmer. Zuerst sehen sich die Beamten die Spuren, die Ryans Finger aus Emmas Hals hinterlassen haben an und dann sieht sich ein zweiter meinen Arm an, nur wiederwillig löse ich mich von Cameron.

„Ich würde es Ihnen  nahelegen, dass Sie ins Krankenhaus fahren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Ihr Arm gebrochen ist und bei Ihrer Freundin sollte auch nachgesehen werden, ob alles in Ordnung ist.“ Legt mir der jüngere Polizist mit warmer Stimme ans Herz, während sich die anderen Polizisten beraten, was sie unternehmen werden.

„Natürlich.“ Sage ich und nicke brav. Nun stehe ich doch auf und gehe zu Emma. Diese fällt mir sofort in den Arm.

„Ich hätte draufgehen können.“ Weint sie mir leis ins Ohr. „Es war so knapp.“ Mit einer immensen Kraft drückt sie sich an mich.

„Wir werden einen Selbstverteidigungskurs machen, damit wir vorbereitet sind, okay?“ frage ich sie. Daraufhin lacht sie und ihr Lachen steckt mich an. Lachen ist etwas Erleichterndes. Es fühlt sich an als hätte ich ewig nicht gelacht, obwohl es gerade mal eine halbe Stunde her ist, seit wir vom Grusikel geflüchtet sind.

„Ich schlage vor, wir bringen euch ins Krankenhaus und dann gehen wir ins Bett.“ Sagt nun Logan.

„Ich werde nach Hause gehen, morgen kommt meine Grandma und sie ist immer so fürchterlich genervt, wenn ich nicht ausgeschlafen bin.“  Jamie verzieht genervt das Gesicht. Langsam wird auch seine Schüchternheit uns gegenüber besser.

„Und ich muss wieder zu meinem Bruder zurück. Er ist allein zuhause. Wer weiß was ihm einfällt.“ Murmelt Liam, aber er scheint nicht begeistert davon zu sein uns alleine zu lassen, aber schließlich siegt sein Verantwortungsgefühl, welches er anscheinend selten benutzt, aber doch da ist, und geht nach Hause. Wir steigen in Logans Auto und fahren zum Krankenhaus. Kaum sind wir im Krankenhaus angekommen, werden wir sofort in verschiedene Räume gezerrt. Ich in den Röntgen und Emma zum Oberarzt, der gerade Dienst hat. Cam folgt mir auf Schritt und Tritt und ich habe das Gefühl, dass es bei Logan genauso ist. Das Röntgen zeigt, dass mein Arm tatsächlich gebrochen ist. Genervt stöhne ich auf. Na toll, ein Gips! Die nette Krankenschwester gipst meinen Arm ein, aber nicht ohne mich über mein Leben auszufragen. Ich versuche zu lächeln und zu antworten. Endlich sind wir fertig und können nach Hause fahren.

„Ich müsste wieder werden.“ Scherzt Emma, die sich wieder neben mich setzt. Bei Emma ist zum Glück alles gut, sie hat keine bleibenden Schäden davongetragen und die Blutergüsse an ihrem Hals müssten auch bald wieder weg gehen.

„Was machen wir jetzt?“ fragt sie mich. Aus ihrer Stimme höre ich Tatendrang.

„Was meinst du? Wegen Chris und Ryan? Keine Ahnung.“ Ich lasse laut Luft zwischen meinen Zähnen hindurchströmen.

„Da sollten wir uns auch was überlegen, aber ich  meinte eher, was wir jetzt noch machen. Wir können doch nicht einen DVD-Abend so ausklingen lassen.“ Meint sie mit fröhlicher Stimme. Erstaunt sehe ich sie an, dann fährt sie fort: „Naja, ich würde sagen, zuerst verbarrikadieren wir die Tür und dann schauen wir eine Komödie.“ Gemeinsam überlegen wir welchen Film wir ansehen wollen.

„Ich bleibe bei euch, wenn das okay ist?“ fragt Logan, der sich gemeinsam mit Cam aus unseren Gesprächen raushält. Ich sehe wie Emma rot wird, deswegen antworte ich ihm:

„Klar, wir wären froh, wenn wir nicht alleine wären.“

„Ich bleibe auch.“ Stellt Cameron fest. Ungewollt macht mein Herz einen Sprung.

Als wir an meinem Haus angekommen sind, verriegeln wir als erstes die Tür. Dann gehen wir zum Fernseher, der immer noch läuft. Schließlich lege ich ‚Einer wie keine‘ ein, was eine Parodie von ‚Eine wie keine‘ ist. Ziemlich lustig. Ich mache es mir auf der Couch bequem, wo ich mich auf Emmas Füße lege, die wiederum ihren Kopf in Logans Schoß gelegt hat. Cameron nimmt meine Füße und legt sie auf seinen Schoß. Zum Glück ist unsere Couch so riesig. Ein Glücksgefühl steigt in mir hoch, aber es dauert nicht lange bis ich eingeschlafen bin.

Zwischendurch spüre ich wie mich jemand hochhebt und trägt und kuschle mich in die Arme, aber ich kann nicht weiter darüber nachdenken, denn ich schlafe schon selig weiter.

Am nächsten Morgen wache ich auf, als Sonnenstrahlen auf mein Gesicht scheinen. Ich sehe wie Emma neben mir im Bett liegt und sich das Kissen über den Kopf zieht. Anscheinend nervt sie das Licht genauso wie mich. Seufzend klettere ich aus dem Bett und mache mich auf den Weg zum Fenster um die Jalousien zu schließen, dabei falle ich fast über Logan der auf meinem Teppich schläft. Verwirrt und etwas wackelig mache ich mich auf den Weg zum Fenster, als ich die Jalousien geschlossen habe, stolpere ich zurück zu meinem Bett, aber ich habe keinen Platz mehr, da Emma sich breit gemacht hat. Ich sehe mich im ziemlich dunklen Zimmer um, um einen Schlafplatz ausfindig zu machen, was mir auch gelingt: die Couch. Ich schleppe mich hin und lasse mich darauf fallen, aber mit was ich nicht gerechnet habe, sind die Arme, die sich von hinten um mich schließen. Ein wohliges Seufzen entfährt dem schlafenden Cameron und ein leichtes Kribbeln geht von den Stellen aus, an denen mich seine Arme berühren. Ohne mir Sorgen zu machen, schlafe ich weiter, denn ich weiß, dass ich Cameron vertrauen kann.

Als ich meine Augen wieder öffne, schaue ich direkt in zwei große braune Augen. Nur mit viel mühe, kann ich einen Aufschrei unterdrücken, aber ein entsetztes quieken entfährt mir trotzdem.

„Emma.“ Zische ich. „Was soll das?“

„Naja, ich bin aufgewacht und du warst weg. Ich hab dich gesucht.“ Flüstert sie um die Jungs nicht zu wecken.

„Du hast dich im Bett breit gemacht, ich hatte keinen Platz mehr.“ Flüstere ich ebenfalls. Anklagend sehe ich sie an.

„Jetzt tu nicht so, als würde dir das nicht gefallen.“ Flüstert sie und ich kann mir ihr Grinsen kaum ansehen, weil sie so Recht hat.

„Emma.“ Sage ich drohend, aber zu mehr komme ich nicht, denn Cam verstärkt seinen Griff um meine Taille, kurz darauf spüre ich seinen Blick im Nacken.

„Hey Cam.“ Emma lacht ihm übertrieben fröhlich zu, während ich rot anlaufe. Ich habe die Sache irgendwie nicht überdacht, vielleicht will er gar nicht, dass ich bei ihm bin?

Cameron& Isabelle- Die Macht der TräumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt