„Emma, ich kann nicht glauben, dass du mich so hintergehst." Zische ich die braunhaarige vor mir an. Enttäuscht und wütend blicke ich sie an.
„Nein, du musst mir unbedingt zuhören." Sagt sie, wobei sie beruhigend ihre Hände hebt.
„Vielleicht will ich ihm nicht vertrauen, weil er mich, ähm ich meine uns, hintergangen hat." Gut das heute keiner zuhause ist, denn ich schreie gerade wirklich laut. Schwer zu erraten, dass sich diese Konversation um Cameron dreht. Ich bin jedoch nicht bereit, dass einfach so zu vergessen oder ihm zu vergeben? Seh ich aus wie eine Heilige?
„Es geht hier schon lange nicht mehr um das was er getan hat, sondern darum, dass er Hannah geküsst hat." Schreit Emma nun zurück.
„Na und?! Vielleicht hat nicht jeder so eine glückliche Liebesgeschichte wie du und Logan, trotzdem darf man doch wohl enttäuscht sein, wenn man hintergangen wird?" völlig außer Kontrolle baue ich mich zu meiner vollen Größe auf, was mir Emma nachmacht.
„Logan und ich hatten es nie besonders leicht. Ich kenne ihn seit... immer schon eigentlich und dann tauchst du auf und unterstellst mir, dass mir meine Beziehung einfach in den Schoß gefallen ist? Danke Beste Freundin." Die letzten beiden Worte spuckt sie aus, als würden sie ihr auf der Zunge brennen. Wütend wirbelt sie herum und läuft quasi aus unserem Haus.
Geschockt sehe ich auf die weit offen stehende Haustür. Das ist außer Kontrolle geraten. Langsam gehe ich auf die Tür zu und sehe hinaus. Emma ist schon nicht mehr in Sicht. Ein leiser Schluchzer entfährt mir. Habe ich es gerade wirklich geschafft meine einzige Freundin in ganz Irland zu vertreiben? Ich bin eine schreckliche Person. Kurz verstärkt sich mein Griff um die Tür. Aber nur wenig später zwinge ich meine Hand die Tür zu schließen. Kurz lehne ich meine Stirn an das kühle Glas, aber dann raffe ich mich zusammen und gehe in mein Zimmer. Ich muss Liam Bescheid sagen, dass Logan und Emma die Seiten gewechselt haben.
„Hey Liam, hast du schon gehört, dass Emma und Logan zu Verrätern geworden sind?" frage ich ihn, wobei meine Stimme emotionslos klingt.
„Ja, Logan hat es mir gerade erzählt. Ich schätze Emma und er müssen es abgesprochen haben. Außerdem meinte er etwas von wegen, dass es nicht das ist was ich denke und, dass ich ihm zuhören solle." Meint er, wobei er eher verwirrt klingt, als wütend.
„Ja, Emma hat was Ähnliches gesagt. Naja, jetzt sind nur noch du und ich übrig." Murmele ich bevor ich mich von ihm verabschiede.
Langsam lasse ich mich auf mein Bett sinken. Vorsichtig taste ich nach der Kette die um meinen Hals baumelt. Immer noch frage ich mich von wem sie ist. Jeremy will es mir immer noch nicht sagen. Dieser Vollidiot.
Nach Stunden die ich an die Decke gestarrt habe, falle ich schließlich in einen unruhigen Schlaf.
Ich finde mich in einer wunderbaren kleinen Stadt wieder, die in den idyllischen Bergen liegt. Langsam drehe ich mich um meine eigene Achse und bewundere den Ausblick. Die Sonne geht gerade über den schneebedeckten Bergen am Horizont auf und färbt den gesamten Himmel in einem wunderschönen rosa ein. Langsam aber sicher mischt sich das Rosa mit Orange und Gelb, dass immer heller wird. Bis schließlich die Sonne hinter den Gipfeln erscheint. Es ist einfach atemberaubend in welchem Kontrast sie zu den grauen und weißen Bergen steht, fast als hätte ein Maler sie aus seiner Fantasie geschaffen. Aber langsam frage ich mich woher mein Unterbewusstsein ein solches Bild hat, ich hab noch nie einen Sonnenaufgang in einem Bergdorf erlebt. Als ich mich in diesen Gedanken vertiefe räuspert sich jemand hinter mir, doch als ich mich umdrehe und mit dem schlimmsten rechne, also Hannah, Ryan oder Chris, steht meine Grandma vor mir. Ihre weißen Haare hochgesteckt, wie sie es immer trägt. Außerdem trägt sie ihr typisches Kostüm. Meine Grandma ist eine feine Dame, zumindest redet sie sich das gerne ein. Plötzlich erscheint mein Grandpa neben ihr. Seine blauen Augen strahlen ihre klassische Wärme aus. Meine Eltern und mein Bruder folgen ihm. Langsam frage ich mich wirklich was das soll. So unglaublich schnell, dass ich es fast übersehen hätte, fliegt etwas durch die Luft. Ein Pfeil wie ich feststelle, als er sein Ziel getroffen hat. Meine Grandma. Mit einem lauten kreischen stürze ich auf sie zu, doch egal wie sehr ich mich anstrenge ich erreiche sie nicht. Ich muss mitansehen, wie sie zusammensackt und sich ein großer Blutfleck auf ihrem Kostüm und am Boden bildet. Weitere Pfeile folgen und treffen jeden meiner Familienmitglieder. Langsam aber sicher fallen sie alle zu Boden und ich kann nichts tun um ihnen zu helfen.
„Isabelle, wie kannst du uns nur im Stich lassen." Knurrt die tiefe Stimme meines Grandpas. „Wir sind doch deine Familie." Das versetzt mir einen Stich im Herzen.
„Ich will euch doch Helfen, aber ich kann nicht!" kreische ich, am Rande eines Nervenzusammenbruches. Nur Sekunden später hört er auf zu atmen, zeitgleich mit dem Rest meiner Familie. Verzweifelt versuche ich wieder zu ihnen zu gelangen und plötzlich kann ich es. Langsam streiche ich meiner Mom über die Haare, die nun ganz Blutverklebt sind. Dabei fallen zahlreiche Tränen über meine Wange und auf ihr Gesicht.
„Das ist nur der Anfang, meine Liebe." Höre ich eine gehässige Stimme hinter mir.
„Genau, wir werden dafür sorgen, dass du nie wieder in Ruhe schlafen kannst." Spottet eine tiefe Stimme, die mir sofort eine Gänsehaut aufziehen lässt. Bewusst drehe ich mich nicht um, ich will die Genugtuung auf ihren Gesichtern nicht sehen, dass sie mir Nahe treten können. Ein letztes Mal sehe ich auf das Gesicht meiner Mom und das meiner restlichen Familienmitglieder, dann kneife ich mich so fest in den Arm, sodass ich aufwache.
Obwohl es gerade Mal fünf Uhr morgens ist, stemme ich mich aus dem Bett und mache mich bereit für die Schule. Allein mit Liam. Einen ganzen Tag. Müde. Wütend. Das alles fasst nicht mal annähernd zusammen, wie schlecht ich mich gerade fühle.
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Cameron& Isabelle- Die Macht der Träume
FanfictionIsabelle zieht aus der riesen Stadt London in die Kleinstadt Bray. In Irland. Was sie zuerst als Hindernis empfindet wird für sie eine große Chance. Eine Chance auf neue Freunde und darauf, ihr altes leben zu vergessen. Sie beginnt das Leben dort zu...