Kapitel 29- Cameron

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Kaum betrete ich an diesem Morgen die Schule, sehe ich schon Isabelle, die ziemlich blass aussieht und tiefe Augenringe zieren ihr Gesicht. In mir kommt erneut dieses Verlangen auf, sie zu beschützen und gerade muss ich all meine Kraft einsetzen um dem Drang zu widerstehen, auf sie zuzugehen und sie an mich zu drücken. Vor allem weil ich nicht gerade unbeteiligt daran bin, wie es ihr gerade geht. 

Und ich fühle mich auch nicht unbedingt besser, als Ryan, Chris und Hannah auf mich zukommen, während ich doch am liebsten zu meinen früheren Freunden gegangen wäre und über belanglose Sachen gesprochen hätte.
Außerdem spüre ich Isas Blick auf mir.

Ryan leckt lässig den Arm um meine Schulter. „Na Kleiner, trauerst du wieder deiner großen Liebe nach?", fragt Ryan nach. Auch wenn sein Tonfall scherzhaft ist, schwingt ein mahnender Unterton mit. „Ja klar. Als würde ich diesem Zombie nachtrauern.", erwidere ich kalt und versuche meinen Blick gelangweilt wirken zu lassen.

„Gut, das würde unserer kleinen Hannah gar nicht gefallen. Außerdem weißt du ja, wo deine Prioritäten liegen sollten.", fährt Chris fort. „Aber du kannst uns das heute Nacht gleich beweisen. Wir treffen uns in den Träumen, des kleinen Zombies da drüben. Komm bloß nicht zu spät." Und weg waren sie.

Mich beschleicht ein ganz, ganz böses Gefühl, aber was solle ich tun. Ich komme aus der Geschichte nicht raus, egal, ob ich nun will oder nicht. Danke Liam!

Der Schultag vergeht für meinen Geschmack viel zu schnell, da ich einfach nicht will, dass die Zeit vergeht. Warum muss die Zeit eigentlich immer förmlich verfliegen, wenn man nicht will, dass eine Sache passiert?

Isabelle sehe ich den ganzen Tag nur ein paarmal, aber immer ist sie alleine, was mir komisch vorkommt. Auch, wenn Logan und Emma zurzeit sehr mit sich beschäftigt sind, waren sie doch in den Pausen immer bei Isa und nun fehlt von ihnen jede Spur.

An diesem Abend gehe ich mit einem mulmigen Gefühl ins Bett und habe anfangs ziemliche Probleme einzuschlafen. Wie soll man auch einschlafen, wenn man Angst vor den Träumen hat?

Doch schließlich fallen mir doch die Augen zu und schon finde ich mich auf meiner üblichen Wiese wieder. Doch dieses Mal halte ich nach der grauen Traumtür Ausschau. Als ich sie gefunden habe, schlüpfe ich in den Gang und suche die neuerdings gelbe Tür von Isabelle. Ich muss nicht lange suchen, da sie gleich um die nächste Ecke ist. Doch nicht die schrille Farbe macht mich darauf aufmerksam, sondern viel mehr die beiden Gestalten, die sich davor küssen. Ich schnappe überrascht nach Luft und gehe ein Stück zurück bis ich wieder um die Ecke biege und somit nicht mehr im Blickfeld von Ryan und Chris bin.

Ja, Ryan und Chris stehen vor Isas Traumtür und küssen sich. Das hätte ich echt nicht erwartet, immerhin waren sie mal mit Emma und Isa zusammen und jetzt das?

Dennoch muss ich zu ihnen, aber ich möchte ihnen nicht zeigen, dass ich es weiß, das könnte mir immerhin nützlich sein. Also gehe ich erneut in die Richtung der Tür, nur pfeife ich dieses Mal laut vor mich hin, damit sie mich auch kommen hören und nebenbei wirke ich auch nicht so angespannt, wie ich mich innerlich fühle.

„Hey Jungs, wo habt ihr denn Hannah gelassen?", frage ich fröhlich als sie mich gesehen haben. „Die kommt heute nicht, wir wollten nicht, dass du abgelenkt bist, also los geht's.", antwortete Chris, wirft einen Blick zu Ryan, strafft seine Schultern und dreht sich zur Tür, auf der ein einfaches Schild mit einem Nagel an die Tür gehauen wurde. Auf dem Schild steht genau ein Wort LIEBLINGSBLUME? Ich verdrehe die Augen. Wirklich einfallsreich Isabelle. Deine Lieblingsblume weiß natürlich niemand! Man bemerke den Sarkasmus.

„Gerbera!", sagt nun auch sofort Chris und bestätigt meine Gedanken. Das ist die optimale Sicherung.

Kopfschüttelnd folge ich den beiden durch die Tür und finde mich in einem idyllischen Bergdorf wieder, in dem gerade die Sonne aufgeht.

Ich muss mir ein Lächeln verkneifen, als ich Isabelle sehe, die staunend den Sonnenaufgang betrachtet und dabei nach langer Zeit wieder einmal etwas entspannter und glücklicher aussieht. Dann tauchen plötzlich nacheinander ihre Familienmitglieder auf. Genau dann dreht sich Ryan zu mir um. „Leg sie alle um!"

„Bitte was?", frage ich verwirrt und realisiere gar nicht, was er da gesagt hat. „Hörst du schlecht? Du sollst Isas Familie umbringen und zwar jetzt sofort!", zischt Ryan.

Entsetzt sehe ich ihn an. Ich kann doch niemanden umbringen, egal ob nun im Traum oder im echten Leben. „Du willst doch zu uns gehören oder? Dann beweise uns, dass du es ernst meinst."

Ich beiße die Zähne zusammen und stelle mir vor, dass Pfeile auf Isas Familie zuschießen. Einer nach dem anderen geht mit einem Pfeil in der Brust zu Boden. So gut es geht, versucht ich die schluchzende Isa auszublenden und konzentriere mich auf das genugtuende Grinsen in Ryans Gesicht. Wut steigt in mir hoch, aber ich dränge sie zurück, das würde alles kaputt machen.

„Das ist erst der Anfang meine Liebe", zischt Chris gehässig.
„Genau, wir werden dafür sorgen, dass du nie wieder in Ruhe schlafen kannst.", stimmt ihm Ryan zu. Plötzlich werde ich aus dem Traum katapultiert und sitze schweißgebadet in meinem Bett. Ich habe gerade Leute umgebracht und das fühlt sich mies an. Hoffentlich habe ich Chris und Ryan nun endlich davon überzeugt, dass ich auf ihrer Seite bin und sie mir endlich ihren Plan verraten.

Den Gedanken an Isabelle verdränge ich einfach als ich mich duschen gehe um mich dann für die Schule fertig zu machen, auch wenn es eigentlich noch viel zu früh ist und ich todmüde bin.

Cameron& Isabelle- Die Macht der TräumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt