Kapitel 24- Isabelle

29 6 0
                                    

Einige Tage sind vergangen seit der Vorfall mit Cameron und Hannah, meine Lage hat sich jedoch nicht gerade gebessert. Vor allem wenn ich daran denke, dass sich Jamie gänzlich von uns abgewandt hat. Er ist nach wie vor überzeugt von Camerons Unschuld, sodass die zwei nun ein eigenes Team gebildet haben.

Langsam schleicht sich der Gedanke bei mir ein, dass ich Liam nicht verlassen hätte sollen. Auch er scheint das so zu sehen, da er immer wieder Andeutungen in diese Richtung macht, was ich bis jetzt jedoch taktvoll ignoriert habe, sprich einfach gegangen bin, wenn dieses Thema aufkam. Da diese Taktik auf Liam aber eher wie dickköpfige Verleugnung gewirkt haben muss, anstatt der eigentlichen Unentschlossenheit, versucht er es nur noch mehr und wird immer aufdringlicher.

„Isabelle!" ruft er, als er hinter mir den Gang entlang hastet. Um ihm den Gefallen zu tun bleibe ich stehen und drehe mich um, doch als ich ihn ansehe, will ich mich eigentlich nur umdrehen und weglaufen. Er strahlt über das ganze Gesicht und als ich in seine Hände sehe, kann ich auch erkennen wieso. Er trägt eine kleine lila Schachtel mit sich herum, die er wie einen Pokal, den sie beim Fußball gewonnen haben, herumschwenkt, sodass jeder ihn sehen kann. Fast augenblicklich wandern die Augen von allen Schülern am Gang in meine Richtung. Ich spüre die blauen, braunen, grünen und grauen Augen förmlich, die jede meiner verlegenen Bewegungen mustern. Langsam dringt das leise flüstern zu mir durch.

„Ich dachte, sie und Cam...?"

„Was wird denn nun aus dem Armen?"

„Liam und sie also wieder?" höre ich eine besonders gehässige Stimme heraus. Verlegen trete ich von einem Fuß auf den anderen.

„Isa, ich hab hier was für dich." Sagt Liam, als er knapp vor mir steht. Mit leicht geröteten Wangen reicht er mir die kleine Kiste, doch noch bevor ich sie aufmache, kommt jemand neues in die Runde, die sich nun um uns gebildet hat. Die anderen Schüler versuchen nicht mal mehr ihre aufkeimende Neugierde zu unterdrücken. Ohne mich umzudrehen, weiß ich wer gerade eben da zugestoßen ist, denn das wieder lauter werdende Flüstern verrät es mir. Von überall um mich herum höre ich seinen Namen. Cameron.

Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen und bevor ich realisiere dass ich eigentlich noch sauer auf ihn bin, überrascht mich mein Körper mit einer Reaktion. Schnell drehe ich mich um und als ich in seine grünen Augen sehe, die kaum die Wut verstecken die in ihnen lodert, zucke ich zurück, doch ich bin zu nahe an Liam gestanden, sodass ich gegen ihn laufe. Das versteht dieser falsch und legt einen Arm um mich. Doch ich kann mich nicht einmal darüber aufregen, da ich mich nicht von Cams Augen losreißen kann. Zu sehr unterscheiden sich diese hasserfüllten Augen, die nun Liam mustern, von denen die, vor, wie es mir vorkommt einer Ewigkeit, immer einen liebevollen und verständnisvollen Ausdruck beinhalteten. Ich fühle mich als wäre es meine Schuld, dass er jetzt so grimmig aussieht, als hätte ich ihn verraten.

Doch eine Sekunde später halte ich es nicht mehr aus, ich winde mich auf Liams Griff, der mich zu erdrücken droht, weil ich nun ebenfalls Cam böse anstarrt und drücke ihm die lila Kiste in die Hand. Doch als ich das tue, wandern beide Blicke zu mir. Der eine ungläubig, im anderen liegt eine Spur positive Überraschung. Bevor einer der Jungs reagieren kann, wirble ich herum und laufe. Ich laufe so schnell ich kann. Noch bevor ich wie was mein Ziel ist, bin ich zum Schultor hinaus. Ich habe das Bedürfnis so lange zu laufen, bis ich diesen Ausdruck vergessen kann. Den der mir das Gefühl gegeben hat, Cameron im Stich gelassen zu haben. Als ich mich einigermaßen beruhigt habe, verlangsame ich mein Tempo.

Was soll ich nur tun? Leicht genervt denke ich an meine Eltern, die mich bestimmt umbringen würden, wenn ich jetzt nach Hause kommen würde. Ich kann ihre bestürzten Blicke quasi schon vor mir sehen. Doch ich kann es auch nicht riskieren hier erwischt zu werden. Langsam sehe ich mich um, nur um festzustellen, dass ich mitten in unserem kleinen Ort stehe. Mit eine schrillen quietschen gehe ich in Deckung, als das Auto meiner Mutter vorbeirollt. Schnell überlege ich mir wie ich das wieder raus komme, als mein Blick auf das Kino fällt. Mit dem bisschen Geld das ich bei mir trage, da meine Tasche bei meiner Flucht zurückgeblieben ist, kann ich mir gerade so eine Kinokarte kaufen. So schaffe ich es mich für drei Stunden im Kino zu verstecken, und als ich aus dem wirklich miesen Teenie Streifen gehe, der mich die Hälfte der drei Stunden fast zum Einschlafen gebracht hat, die anderen eineinhalb Stunden habe ich im inneren des Kinos auf den Beginn gewartet, blicke ich auf meine Uhr. In diesem Augenblick endet die Schule, deswegen mache ich mich langsam auf den Weg nach Hause. Heute kommt er mir länger vor, als normalerweise, wenn Emma an meiner Seite ist!

Cameron& Isabelle- Die Macht der TräumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt