Teil 4

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Am nächsten morgen stehe ich gut gelaunt und gleichzeitig nervös auf. ~Meinte sie das wirklich ernst, habe ich das vielleicht doch falsch verstanden~ denke ich aufgeregt. Viel zu früh gehe ich schon los zur Schule. Aber mir wird bewusst als ich vor dem Gebäude stehe, dass dieses Handeln total sinnlos war und so stehe ich 15 min vor dem Gebäude, die Türen werden erst später aufgeschlossen. Gelangweilt stehe ich vor dem Gebäude und denke über Gestern, nach der Schule, nach, während ich meine Augen geschloßen halte. Beim Gedanken an die Verlangenden Küsse, spüre ich wieder leicht ihre Lippen auf meinen und ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen.
"Woran denkst du?" kommt es plötzlich leise neben mir. Erschrocken öffne ich meine Augen und sehe Frau E. direkt neben mir stehen. Ich werde rot und schaue schüchtern zu ihr.
"I...ich habe an gestern gedacht." sage ich vorsichtig. Daraufhin lächelt sie nur und nimmt mein Kinn in die Hand, sie drückt es leicht hoch und legt ihre Lippen wieder auf meine. Wieder explodiert ein Feuerwerk in mir, während der Kuss immer intensiver und verlangender wird. Dann drückt sie sich plötzlich von mir weg und lässt mich dort alleine stehen. Mich stört es nicht wirklich, ich denke sie macht es nur aus Vorsicht und deshalb denke ich mir nichts dabei.

Als endlich, nach gefühlten Stunden, der Unterricht anfängt, denke ich an die bevorstehende Pause. ~das ist so aufregend, wird sie wirklich kommen, werden wir nicht entdeckt...~ und zum ersten mal kommt mir die Frage ~will sie das eigentlich?~ Aber weitere Gedanken kann ich daran nicht verschwenden, denn in diesem Augenblick werde ich von meiner Mathelehrerin aufgerufen. Ich soll wohl eine Matheaufgabe an der Tafel ausrechnen, bemerke ich auf die Blicke meiner Freunde hin. Ich laufe also nach vorne und schenke meine komplette Aufmerksamkeit der Aufgabe an der Tafel und löse sie fehlerfrei. Meine Mathelehrerin lächelt mir zu und ich setze mich wieder. Die restliche Stunde konzentriere ich mich auf die Aufgaben. Dabei achte ich gar nicht auf die Zeit und plötzlich klingelt es zur Pause. Ich schrecke aus meinen Aufgaben auf.
"Der Rest ist Hausaufgabe." höre ich meine Lehrerin noch sagen. Dann bin ich schon aus der Türe. Ich sage meinen Freunden, ich würde aufs Klo gehen und schon bin ich weg. Verwirrt schauen sie mir hinterher, denn normalerweise gehen wir zusammen zur Toilette. ~war wohl eine dumme Ausrede~ denke ich noch als ich hinterm blauen Gebäude stehe und auf Fr. E warte. Nicht lange und sie steht neben mir. Schmetterlinge heben sich in meinem Bauch, und mir wird auf einmal ganz heiß. Sie lächelt mich warm an und drückt mich gegen die Wand.
"Wie war der Unterricht?" flüstert sie.
Umhüllt von ihrem Duft, ihrer Nähe ihrem Atem, blende ich alles andere um uns herum aus. Ich kann kaum klare Gedanken faßen. Deshalb stammel ich, ebenso leise:
"gut und bei ihnen?" Doch sie antwortet nicht, sondern beugt sich vor. Schon berühren sich unsere Lippen.

Zeitsprung
Mittlerweile sind schon zwei Monate vergangen. Die Tage sind längst kürzer geworden, es ist kälter und die Bäume haben kaum noch Blätter an ihren Ästen hängen. Frau E und ich haben uns seitdem, jede Pause getroffen, kaum geredet und nur geknutscht.
Irgendwann kam mir das dann doch komisch vor und so langsam zweifelte ich daran, was da zwischen uns war oder eben nicht war. Ich versuchte immer öfter mit ihr ein Gespräch zu beginnen. Doch mir fiel es schwer, mich zu konzentrieren. Sie schaffte es immer mich mit ihrer Nähe, ihrem Duft und ihrer stürmischen Art um den Finger zu wickeln. Nach der Pause ärgerte ich mich dann immer wieder, da ich es wieder nicht geschafft hatte, ihr zu wiederstehen. Das machte mich schnell unglücklich und es wurde mit der Zeit nicht besser. Zwar genoss ich die Küsse mit ihr, aber ich fühlte mich danach immer ausgenutzt und leer. Ich konnte wegen ihr, nicht mehr richtig schlafen und gute Laune hatte ich lange nicht mehr gehabt. Also "echte" gute Laune. Natürlich habe ich meinen Freunden und meiner Familie vorgespielt, dass alles ok ist. Aber auch das hat mich sehr belastet, weshalb ich angefangen habe mich selbst zu verletzen.

Doch heute ist alles anders, dass merke ich schon beim aufstehen. Motiviert stehe ich auf und ziehe mich an. Ich hatte einen Albtraum, so wie in letzter Zeit öfter, aber trotzdem war ich gut gelaunt. Ich weiß nicht warum, aber ich hatte das Gefühl, dass ich es heute schaffen würde. Heute würde ich ihr wiederstehen können und sie zur Rede stellen. Ich habe zwar Angst davor aber so geht es nicht weiter. Ich kann das nicht mehr länger so weiter machen.

In der Pause stehe ich wie immer hinterm blauen Gebäude und warte auf sie. Ich schließe die Augen um mich fest darauf zu konzentrieren meinen Plan gleich umzusetzen. Ich öffne die Augen und sehe sie vor mir stehen. Auch heute steht sie wieder ganz nah vor mir. Ich bin kurz davor meinen Plan über Board zu werfen. ~du schafft das, du darfst jetzt nicht aufgeben~ flüstert mir eine Stimme in meinem Kopf zu.
"Hey" sagt sie nur und beugt sich vor, ihre Lippen berühren meine schon leicht. Da drücke ich sie sanft von mir. Verwirrt sieht sie mich an.
"Was ist los?" flüstert sie im gleichen verführischen Ton wie immer.
Ich sammle all meinen Mut zusammen und spreche mit fester Stimme:
"Ich kann das so nicht mehr. Warum reden wir nicht einfach mal. Ich weiß gar nichts über Sie und ob Sie meine Gefühle..." ich spreche nicht weiter. Ich will ihr nichts unterstellen, ich habe Angst dass sie sonst sauer sein könnte. Ängstlich warte ich auf ihre Reaktion auf das bisher gesagte, doch sie starrt mich nur an. Dann ändert sich ihr verwirrter Ausdruck plötzlich in einen wütenden. ~jetzt habe ich es versaut~
"Wie kannst du...ich dachte du willst das so...du musst nichts über mich wissen...und ob ich deine Gefühle erwiedere, ernsthaft? Warum sollte ich das tun, du bist ein Kind, du bist so unerfahren und begierig auf meine Nähe..."
Den Rest den sie mir gehässig ins Gesicht flüstert, mit einem teuflischen Grinsen auf den Lippen, höre ich nicht mehr. Eine Träne rollt mir die Wange runter, ich schaffe es nicht mich zu bewegen um sie wegzuwischen, aber es hätte sowieso nichts gebracht, denn diese Träne bleibt nicht die einzige. Langsam gleite ich auf den Boden. Ich merke gar nicht, wie sie irgendwann geht, wie es klingelt und allmählich leiser wird auf dem Schulhof. Ich sitze dort und die Tränen fließen aus meinen Augen wie Wasserfälle. Ich kann gar nicht denken in diesem Moment, ich fühle nichts außer Schmerz, Verrat und einer völligen Lehre, in diesem Moment. Irgendwann, ich weiß gar nicht wie viel Zeit vergangen ist, höre ich meine Freundin Merve, meinen Namen rufen. Ganz leise dringt die Stimme in mein Ohr als wäre sie meilenweit entfernt von mir. Ich reagiere nicht darauf und blende sie völlig aus. Irgendwann bin ich so erschöpft vom weinen, dass ich aufhöre und meine Augen schließe.

Verliebt in meine LehrerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt